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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Bestimmung der erdmagnetischen Elemente im nordwestlichen Deutschland. 
Bei der Reduktion mittelst der Variationsbeobachtungen wird allerdings 
vorausgesetzt, dafs die tägliche Periode im ganzen Gebiet gleichmäfsig verlaufen 
sei. Das ist nun nicht der Fall; einerseits ist die Amplitude im nördlichen 
Theile desselben gröfser, als im südlichen, ferner kommen auch Ungleichzeitig- 
keiten im Eintreten der Wendepunkte in Frage, weil sich dieselben bekanntlich 
nach Ortszeit richten. 
Zur Vermeidung dieser Uebelstände mufs man in den frühen Morgen 
stunden bis etwa 9 Uhr und in den späten Nachmittagsstunden von 4 Uhr ab 
beobachten, da zu diesen Zeiten die täglichen Aenderungen nur geringfügige 
sind. Diese Stunden sind auch für die Azimuthbeobachtungen der Sonne die 
günstigsten. 
Die Inklinationsbeobachtungen mit dem Nadelinklinatorium scheinen 
im Allgemeinen weniger befriedigend zu sein, weil die Einstellung der Nadel 
infolge von Reibungen der Axe auf den Lagern immer einen etwas unsicheren 
Eindruck macht, zudem die bei Reisebeobachtungen gebräuchliche direkte Ab 
lesung der Stelle der Nadel vor dem Vertikalkreis, der meist in halbe Grade 
getheilt ist, eine verhältnifsmäfsig rohe ist. Trotz dieser Bedenken fielen die 
Resultate auf der Reise sehr günstig aus. Die vorliegenden Beobachtungen 
wurden mit Ausnahme von zwei Stationen, in denen Regen zum Aufbruch zwang, 
stets mit zwei Nadeln angestellt. Es ergiebt sich, dafs der Mittelwerth einer 
Inklinationsbestimmung mit zwei Nadeln mit einem wahrscheinlichen Fehler von: 
±0,025° = ±1,5' 
behaftet ist; die einzelne Beobachtung mit einer Nadel hingegen besitzt den 
wahrscheinlichen Fehler: 
±0,035° — ±2,1'. 
Die Genauigkeit der Intensitätsbestimmungen dürfte als die ver- 
hältnifsmäfsig geringste zu betrachten sein, weil hier eine Häufung der Fehler 
quellen, nämlich Unsicherheit der Winkelmessung, Veränderlichkeit der Kon 
stanten und Einflufs der Temperatur, stattfindet. 
Aus den Beobachtungen, bei welchen der Ablenkungswinkel zweimal 
gemessen wurde, ergiebt sich für das Mittel aus beiden Messungen der wahr 
scheinliche Fehler von ± 1,5'. Es entspringt dieser gröfsere Fehler dem Um 
stande, dafs die abgelenkte Nadel auf der Pinne weniger Richtkraft besitzt, und 
also auch die Reibung weniger gut überwindet, als die Nadel im Meridian. 
Zudem wurde jeder Winkel nur durch zwei Einstellungen in östlicher resp. 
westlicher Ablenkung gemessen, durch Vermehrung der Anzahl der Ablenkungen 
dürfte sich der Fehler des Ablenkungswinkels ohne Frage vermindern lassen. 
Der wahrscheinliche Fehler von ± 1,5' bedeutet bei der Gröfse des Ablenkungs 
winkels von 42° im Allgemeinen eine Unsicherheit von ± 0,00010 C.G.S. in der 
berechneten Intensität. 
Die Veränderlichkeit der Konstanten war, wie oben gezeigt ist, besonders 
stark, weil die Magnete ganz neu waren. Dies beeinflufste sowohl die Beob 
achtung mit Deflektoren, als auch die mit Magneten. Letztere wären zuver 
lässiger geworden, wenn man die Ablenkungen, wie beabsichtigt, aus zwei 
Entfernungen hätte anstellen können. Dies erlaubten jedoch die vorhandenen 
Einrichtungen nicht. 
Weiter kommt hinzu, dafs der Einflufs der Temperatur immer nur unsicher 
in Rechnung zu ziehen ist, solange man die Temperatur des Magnets an einem 
neben ihm hängenden Thermometer abliest, bei Sonnenstrahlung dürfte die in 
Rechnung gezogene Temperatur leicht um mehrere Grade fehlerhaft sein. Der 
wahrscheinliche Fehler einer Intensitätsbestimmung durch Deflektoren dürfte 
näherungsweise 
±0,00014 C.G.S. 
betragen. Durch Beseitigung der erwähnten Uebelstände dürfte es indessen 
nicht schwer sein, die Unsicherheit auf die Hälfte zu vermindern. 
V. Berechnung der Beobachtungen. 
Dieses Kapitel enthält die Berechnung der Uhrkorrektionen sowie der 
einzelnen Beobachtungsreiheu der Stationen, und kann daher hier füglich über 
gangen werden.
	        
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