364
Sturm vom 25./26. April 1890.
diese Weise zwei nach hier bestimmte vollbeladene Steinewer untergegangen,
ebenfalls sank im Köhlbrand eines dieser Fahrzeuge; am Altonaer Strande lief
eine mit Sand beladene Schute voll, auch Segelboote und Yachten wurden leck
und füllten sich mit Wasser.“
Die Wetterkarte der Seewarte von 2 h p. m. am 25. April läfst die Ge
fährlichkeit dieser atmosphärischen Störung nicht erkennen, nur auf der Südseite
des Minimums zeigte sich ein starker Gradient und in Kaiserslautern wehte ein
starker Westwind; im Uebrigen schien das Wetter überall ruhig zu sein. Daher
konnte beim Nachmittagsdienste an der Seewarte eine Warnung an die bedrohten
Küstenstriche nicht angeordnet werden. Ein ganz anderes Bild zeigte die
Wetterkarte um 8 h p, m., zu welcher Zeit das Minimum an der Weser-Mündung
lag und zu Wilhelmshaven stürmischer NNW wehte, während in Hamburg voller
Sturm aus südlicher Richtung herrschte. In Anbetracht der drohenden Gefahr
wurde um 9 1 /»* p. m. (am 25.) die westliche Ostsee bis Rügen gewarnt, eine
Warnung, welche fast überall noch rechtzeitig ankam, in der Voraussetzung,
dafs diese Depesche noch am Abend von den Telegraphenämtern ausgegeben
wurde, was allerdings wegen des früheren Dienstschlusses meistens nicht der
Fall war.
Bestimmung der erdmagnetischen Elemente an 40 Stationen
im nordwestlichen Deutschland. 1 )
(Auszug.)
I. Allgemeines, Verlauf der Reise.
Durch Verfügung des derzeitigen Chefs der Admiralität, Se. Excellenz des
Herrn Grafen von Monts, wurden im Juli 1888 die Mittel zur Ausführung
einer vierzigtägigen Beobachtungsreise behufs einer magnetischen Landesver
messung im nordwestlichen Deutschland bewilligt. Die Ausführung der Reise
wurde dem damaligen Assistenten des Kaiserlichen Marine-Observatoriums zu
Wilhelmshaven, Herrn Dr. Eschenhagen, übertragen, dem gleichzeitig gestattet
wurde, in diese gröfsere Reise eine kleinere Vermessung des Harzgebirges im
Interesse der Centralkommission für deutsche Landeskunde einzuschalten.
Als Reiseinstrument diente ein dem Hydrographischen Amte gehöriger
magnetischer Reisetheodolit (Bamberg No. 1656), mit welchem Instrumente der
Beobachter schon im Jahre 1887 kleinere Reisen zum Zweck der Gewöhnung an
die Beobachtungen auf Stationen im Freien unternommen hatte.
Bei der Auswahl der Stationen wurde darauf Bedacht genommen, die
von Lamont benutzten, im Gebiet gelegenen Punkte sämmtlich einzuschliefsen.
Meist gelang es auch, die Stationen genähert aufzufiuden, zu einer vollständigen
Identifieirung reichten indefs die Lamont’scken Beschreibungen und Skizzen nicht
aus; für eine Wiederauffindung einer benutzten Station dürfte das einzig sichere
Hülfsmittel sein, an der betreffenden Stelle einen Stein zu setzen. Aber auch
dieses Mittel schützt nicht davor, dafs eine Station im Laufe der Zeit durch
Aufführung von Bauten in der Nachbarschaft unbrauchbar wird, es könnte da
her am zweekmäfsigsten erscheinen, Punkte der trigonometrischen Landesver
messung zu benutzen. Nach den Erfahrungen dieser Reise haben sich dieselben
der Eisenhaltigkeit des betreffenden Gerüstes wegen aber meist unbrauchbar
gezeigt; wurde aber ein Punkt in der Nachbarschaft gewählt, so ging häufig
der Vortheil der Fernsicht — und somit die bequeme Azimuthbestimmung —
verloren, und der Beobachter bereute es, den oft mühsamen Weg nach jenem
') Ausgeführt im Aufträge der Kaiserlichen Admiralität in den Jahren 1887 und 1888 von
Dr. M. Eschenhagen. Herausgegeben von dem Hydrographischen Amte des Reiehs-Marine-Amts.
Berlin 1890. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Mit 3 Karten.