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Die Gezeitenerscheinungen und die Navigirung auf der unteren Seine.
Wasser steigt wieder, und es entsteht das zweite Hochwasser. Dieses ist das
eigentliche Hochwasser, denn nach diesem fällt erst das Wasser bis zum Niedrig
wasser. Die zur Erklärung der zwei Hochwasser angeführten Vorgänge finden
successive in der eingedämmten Seine bis Rouen hinauf statt.
Eine Thatsache, nach welcher sich ebenfalls das zweite Hochwasser als
das eigentliche Hochwasser herausstellt, ist die, dafs das Niveau desselben auf
der 90 km langen Strecke von Quilleboeuf bis Rouen fast immer in derselben
Horizontalebene liegt. Die geringen vorkomraenden Niveauunterschiede werden
wahrscheinlich durch den Wind verursacht. Die Niveaus der ersten Hochwasser
liegen nicht in einer Horizontalebene, und die Unterschiede sind oft nicht
unerheblich.
Niedrigwasser. Unterhalb les Flaques bis nach la Roque ist das
Niveau der Niedrigwasser fast immer konstant, nur die Gezeiten mit kleinen
Hochwasserko6fficienten (0,60 bis 0,62 m in Havre) machen eine Ausnahme hier
von. Das Niveau derselben ist jedoch höchstens 0,2 m höher, wie sich aus den
Aufzeichnungen des Pegels in Quilleboeuf ergiebt. Diese Konstanz des Niedrig
wasserniveaus in diesem, dem gefährlichsten Theile der eingedämmten Seine
erleichtert sehr die Berechnung der zu erwartenden Höhe des Wassers.
Oberhalb von les Flaques findet, wie bereits erwähnt, das Gegentheil von
dem statt, was an der Küste geschieht: Das Wasser fällt um so weniger, je
höher das Hochwasser ist, und das Niveau des Niedrigwassers bleibt bei gleichen
Hochwasserhöhen und denselben Hochwasserkoöfficionten nach einer Syzygie
höher als vor derselben. Nach den Angaben des Pegels in Caudebec und den
Tabellen der Niedrigwasser ist das Minimum des Niedrigwassers der höchsten
Fluthen 0,33 bis 0,43 m höher, als dasjenige kleiner Fluthen. In Rouen betrug
der mittlere Unterschied aus 13 Gezeiten 0,49 m.
Fluthwechsol. Die Mächtigkeit der in die Seine eindringenden Wasser
masse vermindert sich allmählich von Honfleur aus stromaufwärts, wie aus den
in der folgenden Tabelle gegebenen Fluthwcchseln ersichtlich ist.
Hoch-
wasser-
koeffieient
vor
Honfleur
Floth v
bei
Grestain
r eehsel
bei
Ja Roque
bei
Tancarville
m
in
m
m
Ul
0,60
3,00
2,90
2,50
2,40
0,61
3,10
3,00
2,60
2,50
0,62
3,25
3,10
2,70
2,60
0,63
3,50
3,30
2,85
2,80
0,64
3,70
3,50
3,05
3,00 [
0,65
3,90
3,65
3,20
3,10
0,66
4,05
3,80
3,30
3,30
0,67
4,25
4,00
3,50
3,35
0,68
4,50
4,25
3,70
3,55
0,69
4,70
4,40
3,85
3,75
0,70
4,85
4,60
4,00
3,85
0,71
5,10
490
4,20
4,00
0,72
5,30
5,05
4,40
4,20
0,73
5,50
5,25
4,60
4,35
0,74
5,75
5,50
4,75
4,50
0,75
6,00
5,70
4,90
4,65
0,76
6,20
5,1)0
5,10
4,85
0,77
6,35
6,10
5,30
5,05
0,78
6,50
6,30
5,45
5,25
0,79
6,80
6,50
5,65
5,40
0,80
7,10
6,75
5,85
5,55
r ■ r |
Weiter stromaufwärts werdeu die Unterschiede der Fluthwechsel be
trächtlicher. Am 8. September 1888 war z. B. derselbe bei
Quilleboeuf Caudebec Rouen
5,16 m 3,57 m 1,41m.