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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Aus clem Reiseberichte der Brak er eisernen Bark „Auguste 
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751,3 mm seinen niedrigsten Stand, und drehte sich der Wind nun nach SE. 
Die Windstärke hatte schon früher abgenommen, doch behielton wir bis zum 
21. September noch eine ziemlich günstige Gelegenheit; dann geriethen wir 
jedoch in das nordöstliche Viertel eines zweiten, anscheinend weit ausgedehnten 
und seinen Ort nur wenig verändernden Gebietes niederen Luftdruckes. Obgleich 
der nördliche Wind nur wenige Wachen als Sturm wehte, verloren wir das 
Grofs-Untermarssegel und den Innenklüver. Es waren dies Passatsegel, die ich 
einige Tage vorher hatte anschlagen lassen, da ich kein schlechtes Wetter mehr 
erwartete. Erst am 6. Oktober, in etwa 20° S-Br und 92° W-Lg, kam der 
Südostpassat durch, der von vielen Regenböen begleitet war, und am 18. Ok 
tober schnitten wir, den Anweisungen der Seewarte gemäfs, die Linie in 
103° W-Lg. Von 50° S-Br an bis hierher hatten wir 32,5 Tage gebraucht. 
Nach meiner Ansicht wäre es von Vortheil gewesen, mit den östlichen Winden, 
die wir aufserhalb des Passatgebietes antrafen, noch westlicher zu steuern, als 
wir thateu; aber die späteren ungünstigen Verhältnisse waren am Ende nicht 
vorauszusehen. 
Mit den nördlich der Linie angetroffenen mäfsigen südlichen Winden 
steuerten wir einen direkten Kurs für Kap San Lucas. Bis 14° N-Br hielt sich 
der Wind südlich und westlich, dann wurde er veränderlich, vorwiegend östlich 
und war oft von heftigem Gewitter und Regen begleitet. In etwa 15,5° N-Br 
und 108,5° W-Lg setzte ein leichter NE-Wind, anscheinend der Passat, ein, der 
uns am 29. Oktober in Sicht der Insel Socorro und zum 1. November nach 
21,5° N-Br und 113,5° W-Lg führte. Von hier aus arbeiteten wir bei nörd 
lichen Winden, die häufig unerwünscht flau waren, nach ENE und passirten 
am 5. November, nach 21 tägiger Reise von der Linie, mit NNW-Wind Kap 
San Lucas. 
Im Golf von Kalifornien hielt sich der Wind, der Jahreszeit gemäfs, vor 
wiegend nordwestlich und nördlich. Eiu regelmäfsiger Wechsel von Land- und 
Seebriese wurde fast gar nicht beobachtet; nur war der Wind mitunter Nach 
mittags etwas nördlicher und Nachts etwas westlicher. In Sicht der Insel 
Cerrcdbo hatten wir für mehrere Wachen SW-Wind, und sagte mir später der 
Lootse in Sta. Rosalia, dafs zwischen Cerralbo und Espiritu Santo unweit der 
Küste der SW-Wind der vorherrschende sei. Wir hielten uns beim Aufkreuzen 
stets nahe der kalifornischen Küste, wie es die Seewarte anempfiehlt und nach 
Aussage von Führern von Küstenschouern und des Lootsen auoh das Richtige 
ist. Der Strom setzte gewöhnlich südlich, schien jedoch, wie schon in den 
„Annalen der Hydrographie“ bemerkt worden ist, sehr vom Winde abhängig 
zu sein. Am 19. November 1888 kamen wir, nach 14tägiger Fahrt von Kap 
San Lucas, auf der Rhede von Santa Rosalia zu Anker. Die Dauer unserer 
Reise von Shields war 149, von Lizard ab 140 Tage. 
Santa Rosalia. 1 ) Da die neueren Karten nach den Vermessungen des 
V. St. S. „Naragansett“ gut sind und sich der Platz Santa Rosalia auf denselben 
angegeben findet, so ist der letztere leicht aufzufinden. Kommt man im Wiuter, 
so thut man gut, vor der Ansegelung möglichst Breite anzuholen, denn der 
Wind ist in dieser Jahreszeit fast immer nordwestlich. Die hohen Berge bei 
Kap Virgines geben sehr gute Landmarken ab; dann hat man rechts die Insel 
Tortuga und links San Marcos, wonach mau sich leicht zurechtfinden kann. 
Wenn man Tortuga in mw. NOzO bringt und dann ungefähr WSW steuert, wird 
man bald die fast beständig rauchenden hohen Schornsteine der Kupferschmelze 
an B-B. voraus in Sicht bekommen. Es kommt dann auch ein Lootse ab, der 
das Schiff nach seinem Ankerplätze bringt. Man kann dessen Hülfe zwar ganz 
gut entbehren, aber Lootsgeld bezahlen mufs man immerhin, es sei denn, dafs 
man laut Charterpartie frei von Hafenkosten ist. Das Lootsgeld beträgt 1,75 Doll, 
für den Fufs Tiefgang. 
Zur Zeit ist eine ungefähr 300 m ins Meer hinausgebaute hölzerne Brücke 
vorhanden, an der die Schiffe Kohlen, Kokes oder Stückgüter löschen oder 
auch Kupfer laden, doch können gleichzeitig nur zwei Schiffe an derselben 
liegen, eins an jeder Seite. Im Winter ist es gefährlich, an der Nordseite zu 
liegen, da der Nordwind oft plötzlich einsetzt und man dann viele Mühe hat, 
] ) Siehe diese Annalen Jahrg. 1887 Seite 98 und Jahrg. 1889 Seite 432 ff.
	        
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