Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Vierteljahrs-Wetter-Sundschau der Deutschen Seewarte, Frühling 1886. 
327 
derselben waren nach dem Norden Europas bestimmt, 2 segelten nach Lissabon 
und 2 hatten New-York als Bestimmungsplatz. Die ersteren Schiffo erreichten 
ihr Ziel nach einer Durchschnittsreise von 38 Tagen, während die für Lissabon 
bestimmten Schiffe im Mittel 42 und die nach New-York segelnden 33 Tage 
zur Ausführung ihrer Fahrt gebrauchten. Die schnellste aller Reisen wurde 
von der „Johanna“ in 26 Tagen vollendet, dagegen nahmen die Reisen von 
„Spica“ und „Canopus“, als eisernen, auf der Heimreise begriffenen und deshalb 
in ihrer Segelfähigkeit augenscheinlich stark geschädigten Schiffen, mit 58 Tageu 
die längste Zeit in Anspruch. 
Die sechs ersten Schiffe der Liste: „Bernhard Carl“, „Papa“, „Margaretha 
Gaiser“, „Moltke“, „Ida“ und „Johanna“, verliefsen noch im Februar den 
Aequator. Von ihnen waren „Bernhard Carl“ nach New-York, die übrigen nach 
Nordeuropa bestimmt. Sie machten im Allgemeinen die raschesten von den in 
der Liste aufgeführten Reisen, befinden sich doch unter ihnen der „Papa“ und 
die „Johanna“, welche den Kanal nach je 27- und 26tägiger Fahrt erreichten. 
Diese sehr guten Leistungen waren besonders der hervorragenden Segeltüchtig 
keit dieser beiden, demselben Rheder gehörenden Schiffe, weniger wohl den 
angetroffenen Winden zuzuschreiben. Der Jahreszeit entsprechend, fanden alle 
diese die Linie im Februar verlassenden Schiffe beim Ueberschreiten des Stillcn- 
gürtels nur geringe Schwierigkeiten. Nur die beiden eisernen Schiffe gebrauchten 
etwas längere Zeit. Alle Mitsegler fanden nördlich von 20° N-Br ganz un 
gewöhnliche Verhältnisse. Sie trafen dort, wo unter normalen Verhältnissen 
noch der Passat hätte herrschen sollen, Westwinde, die stellenweise sogar 
kräftig und beständig wehten. Den Grund dieser Erscheinung zeigen die 
Karten XI und XII. Anstatt eines grofsen, den mittleren Thoil des Atlantik 
bedeckenden Gebietes hohen Luftdrucks erstreckte sich ein solches damals nur 
eine geringe Strecke von den Kanaren westwärts, das zugleich auch nur eine 
geringe Ausdehnung iu der Nord- und Südrichtung hatte. Die Folgo davon 
war, dafs alle Schiffe bald in den Bereich der am Nordrande jenes Gebietes 
herrschenden Westwinde geriethen. Dies geschah um so früher, je westlicher 
die Schiffe standen, so dafs der nach New-York bestimmte „Bernhard Carl“ 
die für ihn freilich ungünstigen Westwinde schon unweit 18° N-Br antraf. Da 
diese für ihn auf dem ganzen noch vorliegenden Roiseabschnitte vorherrschend 
blieben, nahm seine Reise einen nur langsamen Verlauf. Sehr begünstigt wurde 
dagegen durch diese Winde „Papa“, welcher von 26° N-Br an durchstehende 
Südwestwinde fand und der sich deswegen schon 19 Tage nach der Ueber- 
schreitung des Aequators iu 46° N-Br und 18° W-Lg befand. Auf dem letzten 
Theil seiner Reise wurde dies Schiff jedoch auch läugere Zeit durch Gegen 
winde, die verursacht wurden durch das damals über Nordwcstouropa gelagerte 
Hochdruckgebiet der Karte XII, zurückgehalten. Die übrigen vier Mitsegler 
fanden, nachdem auch bei ihnen der Passat frühzeitig geendet hatte, zunächst 
für längere Zeit Mallung und leichte Westwinde. Als sie aber weiter nach 
Norden vorgerückt und dort in den Bereich jener Tiefdruckgebiete gelangt 
waren, welche laut Karte XIII in der zweiten Hälfte des März den Ocean 
überschritten, fanden sie kräftigere Westwinde von längerer Dauer. Am 17. März 
nahm der Westwind bei mehreren dieser Mitsegler sogar bis zum heftigeu 
Sturme zu. Sie standen dann unter dem Einflüsse des einen der vorerwähnten 
Tiefdruckgebiete, welches damals seine gröfste Tiefe erreicht hatte und im 
Begriff stand, seine vorher nach Südost gerichtete Bahn in eine nordöstliche 
zu verändern. Die westlichen Winde begleiteten diese Schiffe bis zum Kanal. 
„Moltke“, welcher ebenso wie „Margaretha Gaiser“ als eisernes Schiff mit un 
reinem Boden gegen die Mitsegler benachtheiligt war, hatte am 30. und 31. März 
nahe vor der Kanal-Mündung noch einen anderen heftigeu Weststurm zu über 
stehen, durch den das Schiff zum Beidrehen gezwungen wurde. Dio Ursache 
dieses Sturmes war das auf Karte XIV angegebene Tiefdruckgebiet, welches 
damals nördlich von Schottland auftrat. 
Im März überschritten nur zwei von den in der Liste angegebenen 
Schiffen die Linie. Das eine derselben, „Spica“, gebrauchte, wie schon erwähnt, 
neben „Canopus“ für die Reise nach Europa die längste Zeit von allen hier 
aufgeführten Schiffen. Da dieses Resultat jedoch offenbar allein der geringen 
Segelfähigkeit de3 von langer Reiso heimkehrenden eisernen Schiffes zuzuschreiben
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.