Vierteljahrs-Wetter-Tinmlschan der Deutschen Seewarte, Frühling 1886.
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Segler, während dieser Unterschied drei Tage später nur noch 40 Sm betrug;
eine Folge davon, dafs „Parnafs“ fast drei Tage durch Stille und leisen Zug
zurückgehalten wurde, „Kepler“ dagegen vom Stillengürtel kaum Spuren antraf.
Im Uebrigen benöthigten beide die gleiche Zeit, um von 10° N nach 0° Breite
zu gelangen.
Im zweiten Drittel des April verliefs ferner eine Gruppe von sechs
Schiffen den Kanal. Es waren dies: „Balcarry“, „Anna von Klein“, „Ceres“,
„Inca“, „Amanda fy Elisabeth“ und „Freya“. Ihre Reisen nahmen einen ver-
hältnifsmäfsig langsamen Verlauf, und war dies besonders auf dem ersten Reise
abschnitt der Fall, wo noch augenähert dieselben Verhältnisse herrschten, welche
bei den Reisen der vorhergehenden Gruppe von Schiffen berichtet worden sind,
ln der Nähe der Kanal-Mündung waren jedoch alle Schiffe zuerst von Ostwinden
begünstigt worden. Zur polaren Passatgrenze gelangten: „Balcarry“ in 28,8°
N-Br und 18,7° W-Lg am 29. April, „Anna von Klein“ in 32° N-Br und
18,2° W-Lg am 30. April, „Ceres“ in 29,6° N-Br und 17,7° W-Lg nebst „lnca“
in 31,3° N-Br und 18° W-Lg am 29. April, „Amanda Sf Elisabeth“ in 31° N-Br
und 19,2° W-Lg und „Freya“ in 28,5° N-Br und 19,5° W-Lg am 30. April.
Die Grenze des Passats wurde auch hier, wie es bei den obenerwähnten Schiffen
der Fall gewesen war, durch das sich von den Kanaren westwärts erstreckende
Hochdruckgebiet der Karte XVII vorgezeichnet. Da die sechs Mitsegler den
Passat schon in verhältnifsmäfsig nördlicher Breite angetroffen hatten, entschied
sich von ihnen nur einer, der „Inca“, für die östliche Route. Nachdem das
Passatgebiet bei mäfsigom beständigem Winde durchsegelt worden war, gelangten
zu dessen äquatorialer Grenze: „Balcarry“ in 5,2° N-Br und 25,4° W-Lg am
12. Mai, „Anna von Klein“ in 5,8° N-ßr und 24,5° W-Lg am 15. Mai, „Ceres“
in 5,4° N-Br und 25,2° W-Lg am 13. Mai, „Inca“ in 5,8° N-Br und 23,2° W-Lg
am 12. Mai, „Amanda <f- Elisabeth“ in 2,3° N-Br und 25,6° W-Lg am 16. Mai
und „Freya“ in 4,3° N-Br und 24,3° W-Lg am 10. Mai. Südlich von derselben
fanden mehrere dieser Schiffe, und zwar am ausgeprägtesten „Inca“, schon
ziemlich beständige westliche Briese. Bei derselben wurde mit St-B.-Halsen
gesegelt und gewendet, als „Inca“ am 16. Mai in die Nähe von 1,5° N-Br und
20,3° W-Lg gelangt war. „Amanda $ Elisabeth“ erreichte als östlichsten Punkt
am 18. Mai 1° N-Br in 23,2° W-Lg. Den Aequator überschritten beide Schiffe
nahezu gleichzeitig in ungefähr derselben Länge. Am Mittage des 3. Mai hatte
sich „Inca“ in 22,1° N-Br und 20,1° W-Lg und „Amanda fy Elisabeth“ in
25,8° N-Br und 22,6° W-Lg befunden. Auch in diesem Falle hatte das sich
östlich von den Kap Verden haltende Schiff weder Vortheil noch Nachtheil
gegen die westlicher nach Süden segelnden Mitsegler erzielt.
Im letzten Drittel des April verliefsen „Nestor“, „Polynesia“ und „Panama“
Nordeuropa, um zum Aequator zu segeln. Alle drei Schiffe wurden zu Anfang
ihrer Fahrt von Ostwinden begünstigt, welche hervorgerufen wurden durch
südlich und westlich vom Schiffe auftretende Tiefdruckgebiete. Noch ehe der
Monat April aber zu Ende war, stellten sich Gegenwinde ein. „Nestor“ fand
sie schon, als er am 27. April südlich vom Mittelpunkte des auf Karte XVII
angegebenen Tiefdruckgebietes gekommen war, und alle drei Mitsegler wurden
schliefslich lange Zeit durch sie zurückgehalten, nachdem das auf Karte XVIII
verzeichnete, sich in nordöstlicher Richtung weithin erstreckende Hochdruck
gebiet sich gebildet hatte. Erst nachdem „Nestor“ dasselbe überschritten hatte
und au dessen Südseite gelangt war, stellten sich bei ihm nordöstliche Winde
ein. Die anderen beiden Mitsegler fanden diese erst, nachdem das Gebiet
hohen Luftdrucks eine ganz andere, dem Passat überhaupt günstigere Form
angenommen hatte. Im Passatgebiete selbst fand „Nestor“ nur schwache Winde,
während „Polynesia“ und „Panama“, die dasselbe wenige Tage später durch
segelten, von frischeren Winden begünstigt wurden. Der Passat endete bei
„Nestor“ in 7° N-Br und 23,3° W-Lg am 16. Mai, bei „Polynesia“ in 6,2° N-Br
und 25° W-Lg am 21. Mai und bei „Panama“ in 3,5° N-Br und 24° W-Lg am
24. Mai. Im Stillengürtel verbrachte „Nestor“ die längste Zeit, wohingegen
„Panama“ einen solchen fast gar nicht antraf. Bei diesem Schiffe ging der
Nordostpassat nahezu ohne Unterbrechung in den Südostpassat über.
Die beiden in der Liste angegebenen Schiffe, welche Reisen von New-York
zur Linie ausführten, traten dieselben in der zweiten Hälfte des April an. Es