Viertcljahrs-Wetter-Rmidschau der Deutschen Seewarto, Frühling 1886.
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Die beiden, von südlicher gelegenen Häfen der Union ausgegangenen
Schiffe, „Johanne“ von Port Royal und „Obwbürgermeister von Winter“ von
Charleston kommend, trafen zu Anfang der Reise ziemlich günstige Winde an.
Im Mai, als jenes Tiefdruckgebiet, dessen ostwärts gerichtete, auf Karte XVIII
niedergelegte Bahn seinen Einflufs geltend machte, begannen bei „Johanne“
östliche Winde zu wehen, während der noch südlich vom Minimum stehende
„Oberbürgermeister von Winter u von Westwindon begünstigt blieb. Am 14. und
15. Mai herrschten entgegengesetzte Verhältnisse. An diesen beiden Tagen
wehten bei „Oberbürgermeister' von Winter“ mäfsige Ostwinde, wohingegen „Jo
hanne“ bei sehr günstigem Westwinde nach Osten vorrücken konnte. Der Grund
dieser Verschiedenheit lag darin, dafs „Johanne“ sich nuu südlich vom Mittel
punkte jenes Tiefdruckgebietes der Karte XIX befand, welches am 14. und
15. Mai südlich der Banken nach Osten zog, während der Mitsegler unter dem
Einflüsse des sich damals etwa 10 Breitengrade südlicher ostwärts bewegenden
Tiefdruckgebietes stand. Nach dem 20. Mai, als die den Gründen schon nahe
stehende „Johanne“ längere Zeit anhaltende leichte Ostwinde antraf, wurde der
„Oberbürgermeister von Winter“ wieder sechs Tage laug von frischen Westwinden
begünstigt. Dieses freilich nur langsam segelnde Schiff gelangte nach Lizard
am 17. Juni, während der Mitsegler den Kanal schon am 24. Mai erreicht hatte.
Von den letzten in der Tabelle angegebenen Schiffen, „Ehe“ und „Dora“,
welche beide in der ersten Hälfte des Mai von Now-York aus die Heimreise
antrateu, fand das erstere recht günstige Verhältnisse, während das letztore
sie desto ungünstiger autraf. Die von dem auf Karte XVIII verzeichneten, in
der ersten Woche des Mai von Kanada aus nach Südosten ziehenden Tiefdruck
gebiete verursachten Westwinde gewährten „Else“ gleich von Anfang an eine
günstigo Gelegenheit, nach Osten vorzurücken. Später wurde das Schiff von
den Wirkungen eines anderen Tiefdruckgebietes, dessen zur Küste von Irland
gerichtete Bahn die Karte XIX zeigt, begünstigt und, obgleich die Fahrt später
noch au einigen Tagen durch Ostwinde verzögert wurde, stellten sich doch auch
dann bald wieder westliche Winde ein, die das Schiff bis zum 26. Mai zur Kanal-
Mündung führten. „Dora“ dagegen hatte während ihrer Reise weit länger
gegen Ostwinde zu kämpfen. Das Auftreten derselben war in der That ein
derart häufiges, dafs unter den 28 Tagen, welche dies Schiff auf See zu-
brachto, nicht weniger als 17 waren, an denen Ostwinde von kürzerer oder
längerer Dauer beobachtet wurden. Dieselben traten besonders häufig östlich
von 40° W-Lg auf, wo sie in dem grofseu, sich bis nach Grönland und Island
erstreckenden Hochdruckgebiete der Karte XX herrschten. Sie wehten auch
noch im Juni für längere Zeit, und erst am 6. dieses Monats stellten sich end
lich westliche Winde ein, die das Schiff bis zum 11. Juni zur Kanal-Mündung
führten.
3. Reisen von Nord nach Siid.
Unter den 25 in der Liste angegebenen Schiffen, welche im Frühling 1886
die Reiso nach Süden durch den Nordatlantik ausführten, befinden sich 21,
welche von 50° N-Br, Lizard oder Bordeaux aus zur Linie segelten. Zwei
steuerten von New-York her demselben Ziele entgegen, uud oin Schiff vollendete
eine Reise vom Kanal nach Lagos. Die mittlere Reisedauer der ersteren Gruppe
von Schiffen betrug 30 Tage, die schnellste wunde von „Adolph“ in 20 Tagen
zurückgelegt, während die längste, die der „Bertha“, 37 Tage in Anspruch nahm.
Die beiden von New-York aus begonnenen Reisen wurden in je 37 und 30 Tagen
gemacht, wohingegen die Lagos-Reise 43 Tage in Anspruch nahm.
Von den drei ersten Schiffen der Liste, „Saturnus“, „Atalanta“ und
„Paula“, die ihre Reisen in der ersten Hälfte des März antraten, ging „Atalanta“
von der Mündung der Garonne aus in See. Dieselbe traf, ebenso wie „Saturnus“.
anfänglich keine ganz günstigen Verhältnisse an, und war dementsprechend der
Fortgang nach Süden auch kein befriedigender. In noch stärkerem Mafse war
dies bei „Paula“ der Fall, welche auf dem Wege zur polaren Passatgrenze fast
nur schwache südwestliche Winde fand. Bei „Saturnus“ und „Atalanta“ hielten
die Gegeuwinde bis zum 11. März an. An diesem Tage kam ein frischer Nord
ostwind durch, der thcils durch ein damals über Portugal nach Osten ziehendes
Tiefdruckgebiet, thcils durch das sich von Madeira nach Westen erstreckende