Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Frühling 1886. 
321 
Ann. d. llydr. etc., 1690, Heft VIII. 
5 
nennenswerth aufgehalten. Am 14. und 15. März herrschte bei allen Mitseglern, 
selbst bei der zufolge der Lage ihres Abgangsortes noch bedeutend südlicher 
stehenden „Niagara“, ein heftiger Weststurm, der schwer genug war, „Bertha“ 
und „Marie“, die beiden am östlichsten stehenden Schiffe, zum Beidrehen zu 
veranlassen. An Bord von „Marie“ beobachtete man damals einen niedrigsten 
Luftdruck von 733,5 mm. Die Ursache dieses Sturmes war jenes Tiefdruck 
gebiet der Karte XII, welches am 13. März die nördliche Küste der Union 
verliefs und sich einen Tag später mit ganz aufseroraentlicher Schnelligkeit 
nach Nordosten und Norden bewegte. Am 19. März Überstunden alle Mitsegler 
abermals einen Sturm aus West, der zwar weniger heftig als der ebenerwähnte 
auftrat, sich aber durch ungewöhnlich tiefen Barometerstand auszeichnete. An 
Bord von „Marie“ beobachtete man am Morgen des 19. März in der Nähe von 
40° N-Br und 41° W-Lg 719 mm. Dieses Minimum gehörte jenem schon an 
anderer Stelle erwähnten Tiefdruckgebiete der Karte XIII an, dessen Bahn 
sich von Kap Hatteras bis Irland verfolgen läfst. Da die Fortbewegung des 
selben nach dem 19. März an mehreren Tagen eine vorhältnifsmäfsig langsame 
war, blieben die nach Osten segelnden Schilfe längere Zeit von stürmischen 
Westwinden begünstigt. Bei beständigen Westwinden, hervorgerufen durch 
Tiefdruckgebiete, deren Mittelpunkt nicht weit von Island gelegen war, legten 
die Mitscgler auch den letzten Reiseabschnitt zurück. In den letzten Tagen 
des März wurde von allen die Mündung des Kanals erreicht. „Helene“ nach 
einer ungewöhnlich kurzen Reise von 18 Tagen. 
„Anna“ und „Deutschland“, die nächsten beiden Schiffe der Tabelle, ver- 
liefsen am 12. und 14. März die nordamerikanische Küste. Ihre Reisen ver 
liefen in ähnlicher Weise, wie es bei den Schiffen der vorerwähnten Gruppe 
der Fall gewesen war; nur wurden sie noch häufiger von Stürmen beunruhigt. 
Der erste Sturm wurde beobachtet, als man sich zwischen 65° und 60° W-Lg 
befand. Das Tiefdruckgebiet der Karte XIII, wmlehes denselben verursachte, 
bewegte sich damals noch mit bedeutender Schnelligkeit nach Osten, und die 
Folge war, dafs diese beiden Mitsegler nur kurze Zeit von stürmischen West 
winden begünstigt wurden. Bei „Deutschland“ beobachtete man nachher an 
mehreren Tagen leichte Ostwinde. Im Ganzen nahmen die Reisen jedoch einen 
ganz befriedigenden Verlauf, nur wurden sie noch wieder am 1. April durch 
einen aufserordentlich heftigen Weststurm, der zum Beidrehen zwang, unter 
brochen. Derselbe begann aus südwestlicher, endete aus nordwestlicher Rich 
tung und war von einem niedrigsten Barometerstände von 721 mm begleitet. 
Er gehörte jenem Tiefdruckgebiete der Karte XIV an, das, von Grönland her 
kommend, sich zuerst am letzten April in hoher Breite bemerkbar machte und 
sich dann nach Südost und später nach Nordost bewegte, und dessen Bahn 
sich bis östlich vom Nordkap verfolgen läfst. Nachdem der Sturm sich ge- 
mäfsigt, blieb der Wind noch längere Zeit westlich. Es war dies jetzt wahr 
scheinlich eine Folge der Lage des auf Karte XV verzeichneten Hochdruck 
gebietes. Bei mäfsigem Westwinde erreichte „Deutschland“ am 5., „Anna“ am 
6. April den Kanal. 
„Der Nordpol“, das einzige unter den angeführten Schiffen, welches von 
Westindien kam, hatte die Insel Trinidad am 18. März verlassen. Nachdem 
man wenige Tage auf See zugebracht hatte, wurde die Lage des Hochdruck 
gebietes, wie Karten XIII und XIV zeigen, eine für das Auftreten frischen 
Passats recht günstige. Ein solcher wurde dann auch bald vom Schiffe au 
getroffen, und zwar der Art, dafs das vielleicht nicht sehr segeltüchtige Schiff 
nicht einmal im Stande war, denselben voll auszuuutzcn. Unweit von 30° N-Br 
in 64° W-Lg wurde am 2. April die polare Passatgrenze erreicht. Nördlich 
von ihr beschrieb der Wind zweimal einen Rundlauf nach rechts, wobei sich 
derselbe stets nur kurze Zeit im westlichen, recht lange aber im östlichen 
Halbkreise hielt. Als endlich beständigere Westwinde eingesetzt hatten, ver 
folgte das Schiff einen verhältnifsmäfsig recht südlichen Kurs, auf welchem es 
am 16. April in Sicht der Insel Flores gelangte. Bei später auftretenden, fast 
ununterbrochen aus südwestlicher Richtung wehenden Winden legte „Der Nordpol“ 
den letzten Reiseabschnitt zurück. Am 11. Mai gelangte das Schiff in die Nähe 
von Lizard.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.