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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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VierteljaUrs-Wetter-Euadschau der Deutschen Seewarte, Frühling 188G. 
erzielen liefs. „Deutschland“, bei welcher der Wind östlicher als bei dem am 
12. und 13. Mai durch stürmischen Nordwind zurückgehaltenen „Olbers“ auftrat, 
konnte dies am meisten thun. Die Folge davon war, dafs, als dieses Schiff 
am 14. Mai nach 46,5° N-Br in 19,5° W-Lg gelangt war, „Deutschland“ gleich 
zeitig schon in 55,5° N-Br und 20° W-Lg stand. Nach diesem Tage traten 
westliche Winde auf, die verursacht wurden durch das Tiefdruckgebiet der 
Karte XIX, welches, von Grönland herkommend, auf stark gekrümmter Bahn 
zur Nordspitze Schottlands zog. Als darauf wieder mehrere Tage anhaltende 
kräftige Nordwinde folgten, konnte „Deutschland“ dieselben infolgo ihres nörd 
licheren Standpunktes vortheilhafter ausnutzen, als der Mitsegler. Die Schiffs 
orte veränderten sich hierauf in der Weise, dafs „Olbers“ bis zum Mittage des 
18. Mai nach 45,7° N-Br in 23,5° W-Lg und „Deutschland“ nach 50° N-Br in 
29,5° W-Lg vorrückte. Auf dein letzten, bei mäfsigen veränderlichen Winden 
zurückgelegten Reiseabschnitt war „Olbers“ im Stande, einen Thoil seinos Ver 
lustes wieder einzuholen. Als er sich am 31. Mai Mittags in 40,4° N-Br und 
52 4 0 W-Lg befand, stand „Deutschland“ in 42,5° N-Br und 56,4° W-Lg. Dieses 
Schiff erreichte New-York am 11. Juni und jenes am 14. Juni. 
„ Amelia“ und „Doris“, die letzten beiden Schiffe, welche die Liste ent 
hält, verliefsen den Kanal am 13. Mai. Ein flaches Tiefdruckgebiet, welches 
laut Karte XIX damals von Irland her über den Kanal auf gekrümmter Bahn 
zur Nordsee zog, bot den Schiffen am 14. Mai durch von ihm geschaffenen 
kräftigen Nordwind eine erwünschte Gelegenheit, den offenen Ocean zu erreichen. 
Dorthin gekommen, traf man Westwinde an, welche durch das Tiefdruckgebiet 
der Karte XIX, das am 17. Mai die Küste Irlands erreichte, verursacht wurden. 
Der Wind hielt sich später für längere Zeit im westlichen Halbkreise, doch 
konnte man dabei, da seine Richtung meist eine hoch nördliche oder südliche 
war, in einigermafsen befriedigender Weise nach Westen hin vorrücken. Als 
die beiden Mitsegler am 25. Mai zur Mitte des auf Karte XX dargestellten 
Hochdruckgebietes gelangt waren, nahm der Wind wieder östliche Richtung an. 
Die Reisen nahmen dann für längere Zeit einen günstigen Verlauf. Bei leichten, 
meist westlichen Winden mufste endlich der gröfste Theil des im Juni noch zu 
vollendenden Reiseabschnittes zurückgelegt werden. Nur während der letzten 
auf See zugobrachten Tage beobachtete man noch wieder günstigen Ostwind. 
Am 17. Juni gelangte „Amelia“ zur Mündung des Delaware, während „Doris“ 
schon vier Tage früher den Hafen von New-York erreicht hatte. 
2. Reisen von West nach Ost. 
Die Tabelle der während des Frühlings 1886 auf der Reise von Nord 
amerika oder Westindien nach dem Kanal bestimmten Schiffe enthält 24 Nummern. 
Von diesen Schiffen kamen 20 von Häfen der Union nördlich von Kap Hatteras, 
3 von südlicher am Atlantik gelogenen Plätzen und 1 von der Insel Trinidad. 
Die fast alle recht stürmisch verlaufenden Reisen wurden in verhältnifsmäfsig 
kurzer Zeit ausgeführt. Die mittlere Reisedauer der ersteren Gruppe von 
Schiffen betrug nur 20 Tage, und befinden sich unter ihnen sogar zwei, welche 
die Fahrt über den Ocean in 18 Tagen vollendeten. „Hugo“, das erste der 
aufgeführten Schiffe, verliefs New-York in der zweiten Hälfte des Februar. 
Dasselbe überstand am 24. und 25. Februar einen orkanartigen Weststurm, bei 
dem der Luftdruck bis auf 738,0 mm sank und sich mehrere Male das St. Elms 
feuer zeigte. Während der ersten Woche des März stand das Schiff längere 
Zeit unter dem Einflüsse jenes Tiefdruckgebietes der Karte XI, welches sich 
auf merkwürdig verschlungener Bahn über und östlich von den Banken bewegte, 
und das schliefslich zur Südspitze Grönlands zog. Als „Hugo“ den Aufsen- 
gründen vor dem Kanal nahe gekommen war, wurde man zunächst durch Stille 
und leisen Zug und darauf durch südöstlichen Wind, hervorgerufen durch das 
über Nordwesteuropa gelagerte Hochdruckgebiet der Karte XII, zurückgehalten. 
Bei frischem Südostwinde erreichte „Hugo“ am 19. März die Kanalmündung. 
Die erste Gruppe derjenigen Schiffe, welche im März ihre Heimreisen 
antraten, bestand aus „Bertha“, „Marie“, „Niagara“, „Helene“ und „Maryland“. 
„Niagara“ war von Savannah abgefahren, während die übrigen vier Schiffe 
einen nördlicher gelegenen Abgangshafen hatten. Alle diese Mitsegler hatten 
stark unter Stürmen zu leiden, dagegen wurden sie durch Gegenwinde nicht
	        
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