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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Vierteljahrs-Wctter-Rimdschau der Deutschen Seewarte, Frühling 1886. 
solches gebildet. Die nordöstlichen Winde, welche sich, wenn auch schwächer, 
boi den beiden Mitseglern einige Tage später einstellten, waren ebenfalls auf 
diese Ursache zurückzuführen. (Siehe Karte XIV.) Bei „ Victoria“ trat eine 
längere Unterbrechung des frischen Nordostwiudes nicht ein, so dafs das für 
den Passat steuernde Schiff einen recht günstigen Fortgang erzielen konnte. 
Der wahrscheinlich tief beladene „Henry“ blieb schon hier gegen die beiden 
leicht beladenen Mitsegler zurück. Am 3. April Mittags war „Caroline“ nach 
32,3° N-Br in 38,4° W-Lg, „Henry“ nach 35° N-Br in 31,0° W-Lg und „ Victoria“ 
nach 24° N-Br in 30,6° W-Lg vorgerückt. Da die Lage des Hochdruckgebietes, 
wie Karten XY und XVI es zeigen, auch fernerhin eine günstige blieb, nahm 
die Reise der fast stet3 von kräftigem Passat begünstigten „ Victoria“ einen 
weiteren raschen Verlauf. Bei den mehr inmitten dos Hochdruckgebietes stehen 
den Mitseglern wehten die Winde später zwar auch meist aus östlicher Richtung, 
doch waren sie weit schwächer und unbeständiger, als bei „ Victoria“. Als 
dieses Schiff am 16. April wieder zu der in 26° N-Br und 64° W-Lg liegenden 
polaren Passatgrenze zurückgekehrt war, befanden sich „Caroline“ in 37,5° N-Br 
und 72,5° W-Lg und „Henry“ in 35,5° N-Br und 56,5° W-Lg. Das Auf hören 
des Passats wurde bei „ Victoria“ hervorgerufen durch jenes flache Niederdruck 
gebiet der Karte XVI, welches sich auf gekrümmter Bahn über den westlich 
von den Bahamas uud nördlich von Portorico gelegenen Meeresthoil bewegte. 
Nachdem dasselbe am 16. März bei diesem Schiffe eine Luftdruckabnahme bis 
auf 754 mm geschaffen hatte, fand ein Umlaufen des flau gewordenen Windes 
von Südost durch Süd und West nach Nordost statt. Als sich am 17. und 
18. März der Mittelpunkt der Erscheinung südlich von den Schiffen befand, 
nahm der Ostwind bis zu einem mehrere Tage anhaltenden heftigen Sturme zu. 
Oestlieher Wind begleitete „ Victoria“, bis sie am 22. April nach 36° N-Br in 
74° W-Lg gelangt war. Zwei Tage später wurde der Hafen von New-York 
erreicht. Am 25. April ankerte auch „Henry“ daselbst. „Caroline“ war am 
19. April zur Mündung des Delaware gekommen. 
Die nächsten sechs Schiffe, welche in der Tabelle aufgeführt sind, sind 
„Mozart“, „Palme“, „Heinrich fy Tonio“, „Hugo“, „Ariadne“ und „Shakespere“. 
Von ihnen betrat „Mozart“ vom Norden Schottlands und „Palme“ von der 
Strafse von Gibraltar aus den Atlantik. Die übrigen vier Schiffe kameu vom 
Kanal her. „Mozart“, welcher die Weser am 2. April verlassen und bei den in 
der Nordsee angetroffenen westlichen Winden die Nord um Schottland führende 
Route eingeschlagen hatte, befand sich am 7. April in der Nähe von Fair Island. 
Als der Mittelpunkt des auf Karte XV verzeichneten Tiefdruckgebietes am 
8. April auch dorthin gelangt war, stellten sich Ostwinde ein, bei denen die 
Reise für mehrere Tage einen befriedigenden Verlauf nahm. Nach dem 11. April, 
als die Winde des Nordatlantik unter dem Einflüsse der höchst unregelmäfsig 
gestalteten Luftdruckverhältnisse, wie sie Karte XVI darstellt, standen, wurden 
fast nur aus dem westlichen Halbkreise wehende Winde angetroffen. Bei den 
selben liefs sich jedoch, da sie vorherrschend hoch südliche Richtung hatten 
und nicht stürmisch waren, ein ziemlich befriedigender Fortschritt orzielen. Am 
27. April überstand „Mozart“ bei 45° N-Br in 45° W-Lg einen orkanartigen 
Südoststurm, der von einem niedrigsten Luftdruck von 736 mm begleitet war. 
Als der Wind nach Westnordwest ausgeschossen war, mäfsigte sich derselbe. 
Dieser Sturm, welcher der heftigste war, den „Mozart“ während seiner Reise 
antraf, wurde hervorgerufen durch ein von Labrador herziehendes Tiefdruck 
gebiet, dessen ungewöhnlich verschlungene Bahn auf Karte XVII angegeben ist. 
Der noch übrige Theil der Reise wurde günstig beeinflufst durch das südlich 
vom Schiffe nach Osten ziehende Tiefdruckgebiet, dessen unweit Kap Hatteras 
beginnende Bahn sich auf Karte XVIII vom 1. Mai an verfolgen läfst. Ein 
frischer Ostwind führte den „Mozart“ am 14. Mai zum Hafen von New-York. 
Nachdem „Palme“ am 14. April den Atlantik vom Mittelmeere aus erreicht 
hatte, wurde sie zunächst noch durch die nördlichen und östlichen Winde des 
damals Westeuropa vorgelagerten Hochdruckgebietes der Karte XVI begünstigt. 
Nach dem 20. April gerieth das Schiff indessen in den Bereich der Westwinde 
jener auf Karten XVI und XVII angegebenen, sich inmitten des Atlantik auf 
sehr unregelmäfsigen Bahnen bewegenden Tiefdruckgebiete und konnte deshalb, 
sich zwischen 30° und 35° N-Br haltend, nur langsam nach Westen hin vor
	        
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