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Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Agustina“.
eine Tonne auf dem Nordwestriff und auf Harrison Rock an Steuerbordseite und
durch die Hammond- und die Goode-Insel an Backbordseite ist der Prince of
Wa£es-Kanal so schön bezeichnet, dafs man das Fahrwasser gar nicht verfehlen
kann, und er jedenfalls die beste Ausfahrt aus der Torm-Strafse bildet. Auf
dem Nordostende des North Toms-Riffes sahen wir eine Bark gestrandet, die
anscheinend schon lange Zeit dort gesessen hatte. Um 4‘/ä Uhr Nachmittags
passirten wir Gooio-Insel-Leuchtthurm. Bei demselben befindet sich eine Signal
station, welcher wir auf Anfrage den Namen des Schiffes, sowie das Woher?
und Wohin? unserer Reise mittheilten. Auch benachrichtigten wir sie von der
Strandung des „Janbaas“ und dafs von diesem Schiffe keine Hülfe unsererseits
beansprucht worden sei. Nachdem wir uns gegenseitig durch dreimaliges Senken
der Flagge verabschiedet, setzten wir die Reise fort, auf Booby-Insel steuernd,
die wir um 7 Uhr Abends passirten.
Die Fahrt durch die verrufene Torra-Strafse war somit glücklich be
endet. Ich mufs gestehen, dafs auch mir bei dem Gedanken daran vorher
etwas schwül geworden war, zumal bei unseren Besprechungen in Newcastle
von verschiedenen Seiten die Fahrt der frühen Jahreszeit wegen als sehr
schwierig hingestellt wurde. Dazu kam noch, dafs auch der Ladungseigen-
thümer mir den Weg durch die Toms-Strafse nicht erlauben wollte, es sei
denn, dafs ich die Extra-Versicherungsprämie der Ladung bezahlte. Da die
Verfrachtung des Schiffes zu Hause geschehen und mir keine Chartepartie zu
gegangen war, ich also nicht wufste, ob in letzterer eine Klausel, welche den
Befrachter zu solcher Forderung berechtigte, vorhanden war, frug ich telegraphisch
bei meinem Rheder an und erhielt denn auch alsbald die Antwort, dafs mir die
Wahl der Route vollständig freigestellt und er damit einverstanden sei, dafs
ich die durch die Toms-Strafse nähme.
Nach meiner jetzigen Erfahrung reut es mich auch nicht, diese Route
gewählt zu haben. Bei gehöriger Vorsicht bietet dieselbe durchaus keine Ge
fahr und ist der oft sehr schwierigen Umsegelung des Kap Leeuwin entschieden
vorzuziehen. Ich segele lieber zehnmal durch die Torm-Strafse, als einmal
durch den Englischen Kanal, denn die dort drohenden Gefahren, als da sind:
Sturm, Nebel, Gegenwinde, 17 Knoten-Dampfer u. s. w., sind hier unbekannt.
Natürlich mufs gut aufgepafst und beständig eine zuverlässige Person oben auf
Ausguck gehalten werden; dann sind aber alle bedeckten Untiefen früh genug
an der hellgrünen Farbe des Wassers zu erkennen. Besondere Vorsicht sollte
bei der Ansegelung von Bramble Cay während der Nacht angewandt werden,
vor Allem, wenn man vorher nichts gesehen hat und seines Bestecks nicht
ganz sicher ist. Da ich die Eastern Fields gesichtet hatte, wufste ich ziemlich
genau, wo Bramble Cay zu suchen sei und wie weit ich davon abstand. Ich
meine, ein Kapitän sollte, wenn es möglich ist, immer danach trachten, die
Eastern Fields in Sicht zu laufen, selbstverständlich nur, wenn es bei Tage ge
schehen kann, daun dieselben an Steuerbordseite passiren und darauf rw. Nord
steuern, bis man den Parallel von Bramble Cay 3 bis 4 Sm passirt ist. Auf diese
Weise ist man seiner Länge entschieden sicherer, als wenn man die Fields an
Backbord läfst und dann noch längere Zeit Nordwest steuert. Die Brandung
auf den Eastern Fields ist von oben meilenweit zu sehen, und hat man, nach
dem man sie gesichtet, noch immer Zeit genug, um nach der einen oder der
anderen Seite ausweichen zu können. Ein Feuer auf Bramble Cay würde von
grofsem Nutzen sein, und glaube ich auch, dafs es nicht mehr lange währen
wird, bis man ein solches dort errichtet.
Was die Jahreszeit anbetrifft, so meine ich, dafs ein Schiff, welches
Australien nach Mitte März verläfst, getrost die Route durch die Torm-Strafse
nehmen darf. Wir wenigstens hatten, nachdem wir Newcastle am 19. März
verlassen, fast nur östlichen Wind und das schönste Wetter. Dieses stimmt
auch mit den Angaben in dem „Nautical Almanae with Sailing Directions for
Torres Strait“, welcher jährlich von R. 0. Knaggs & Co. in Newcastle heraus
gegeben wird, indem hierin die Monate April bis September als sicher für die
Fahrt nach Westen durch die Torm-Strafse bezeichnet werden. Auch in Be
zug auf Kurs- und Peilungsangaben habe ich dieses Buch als sehr korrekt
befunden.