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Die Winde zu Keitum auf Sylt.
wie im Winter, er ist im Sommer überhaupt der häufigste Wind, erst naeh ihm
folgt WSW.
Blicken wir noch einmal auf die Tabellen 14 und 15 zurück, so sehen
wir, dafs rücksichtlich des vorherrschenden Sinnes der Drehungen ein durch
greifender Unterschied zwischen den verschiedenen Winden besteht, der mit
den Tages- und Jahreszeiten keinem erheblichen Wandel unterliegt. Die Winde
zwischen W und NNE krimpen fast immer mit Vorliebe, während fast alle
anderen auszusehiefsen pflegen. Mit dem Hann’schen Gesetze steht das nur
theilweise in Uebereinstimmung, auch der in Keitum wenig entwickelte Wechsel
der Land- und Seewinde vermag diese Erscheinung nicht zu erklären. Es liegen
die Verhältnisse für Keitum offenbar komplicirter, als man meinen sollte; aller
dings darf man nicht vergessen, dafs Keitum, eine sehr maritim gelegene Küsten
station ist, und dafs deshalb die periodischen Aenderungen sowohl der Stärke
wie auch der Richtung der Winde nur sehr abgeschwächt zum Ausdruck ge
langen, es ist daher auch wohl möglich, dafs durch längere Beobachtungen sich
noch einige Aenderungen heraussteilen werden. Von wesentlichem Belang wird
auch die grofse Nähe der frequentesten Zugsti'afsen der barometrischen De
pressionen sein.
Wir fassen ferner alle Windrichtungen zusammen und betrachten die
Häufigkeit der Winddrehungen in ihrer Abhängigkeit von der Gröfse ohne
Rücksicht auf die ursprüngliche Richtung.
Tabelle 16.
Häufigkeit der Winddrehungen zu Keitum
in Promillen.
1
Winter.
Sommer.
Naeh-
Vor-
Naeh-
Vor-
Nach-
Vor-
Nach-
Vor-
mittern.
mittags
mittags
mittern.
mittern.
mittags
mittags
mittern.
Anzahl
der Beobachtungen
2666
2674
2679
2648
2697
2718
2685
2662
Drehung
um mehr als — 90,0°
1
4
2
2
4
3
5
3
um — 90,0°
3
0
3
3
2
7
4
3
„ — 67,5°
8
6
7
6
9
9
10
6
„ —45,0°
29
28
34
30
30
44
48
25
» -22,5°
166
176
175
166
146
183
178
151
„ 0,0°
571
550
561
571
600
500
502
598
„ 4- 22,5°
176
181
171
176
153
176
188
155
„ -+- 45,0°
31
40
36
30
36
50
42
39
„ + 67,5°
9
8
7
9
9
15
15
10
„ -1- 90,0°
3
2
2
3
6
7
3
6
um mehr als 4- 90,0°
2
0
1
4
4
7
5
3
negative Drehungen
208
215
221
207
191
246
245
188
positive Drehungen
221
233
218
222
209
255
253
213 !i
;
Es zeigt sich hier ein bemerkenswei'ther Gegensatz zwischen Winter und
Sommer. Bei Tage sind die Erhaltungen im Winter zahlreicher, als im Sommer,
bei Nacht umgekehrt. Gröfsere Drehungen sind zur wärmeren Jahreszeit
häufiger, als zur kälteren. Endlich treten Drehungen um mehr als 45° (positive
sowohl wie negative) im Winter häufiger zur Nachtzeit, im Sommer häufiger
bei Tage auf. — Dafs das Sprung’sche Gesetz in unserer Tabelle nur für den
Winter, die in Bezug auf die Windrichtung stabilere Jahreszeit, Bestätigung
findet, hat wohl in der Lage von Keitum, auf deren Eigenthümlichkoit schon
hingewiesen wurde, seinen Grund.
Es ist bislang immer nur von Beziehungen zwischen Beobachtungen die
Rede gewesen, welche um nur je eine Stunde von einander abstehen. Dafs
über eine so kurze Zeit hinaus eine Neigung zur Erhaltung der Windrichtung
besteht, hat gewifs nichts Unerwartetes, denn die Luftdruckvertheilung, der die
Winde ihre Entstehung verdanken, ändert sich erfahruugsgemäfs in der Regel