Die Winde zu Keitum auf Sylt.
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Häufigkeit der Sturmtage
in Procenten der Gesammtzahl des Jahres.
Gesammtzahl Jan.
Febr.
März April
Mai
Juni
Juli
Aug. Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Shetland’s Inseln
281
16
13
11
3
1
1
2
3
6
13
14
15
Schott. Ostküste
229
15
13
12
4
1
—
—
3
6
15
16
13
Nordost-England
172
16
9
16
4
1
3
3
3
5
14
15
11
Ost-England
160
22
8
10
4
—
—
—
3
4
14
18
14
Deutsche Küste
143
11
9
11
5
6
4
4
6
5
12
12
14
Es scheint die jährliche Periode der Sturmtage an der östlichen Nordsee
etwas gegen die der westlichen verschoben; während die Stürme au den eng
lischen Küsten im November und Januar ihre gröfste Häufigkeit erreichen, hat
das bei uns im Dezember und März statt. Im Sommer sind auch bei uns Stürme
seltener, als in der kalten Jahreszeit, wie es scheint aber doch häufiger, als in
Grofsbritannien. Von einer besonderen Häufigkeit der Aequinoktialstürme kann
in England noch weniger die Rede sein, als an unsern Küsten.
Die Winddreliungen.
Im ersten Theile dieser Untersuchung (Seite 71) hat sich gezeigt, dafs
die tägliche Periode der Windrichtung in Keitum nur sehr schwach angedeutet
ist, so dafs das Gesetz der Winddrehung mit der Sonne kaum sichtbar wird.
Dieser Umstand war die nächste Veranlassung, die Winddrehung noch aus einem
anderen Gesichtspunkte zu betrachten, und es sollen die Resultate hier ebenfalls
mitgetheilt werden, zumal es an ähnlichen Untersuchungen bislang fast ganz zu
fehlen scheint.
Wenn thatsächlich der Wind vorwiegend aus der Richtung bläst, in
welcher sich augenblicklich die Sonne befindet, so müssen, namentlich Vor
mittags, die nordöstlichen und östlichen Winde eine Neigung verrathen, mit,
dagegen die südwestlichen und westlichen Winde, gegen den Uhrzeiger zu
drehen. Die südlichen Winde sollten Vormittags zurück-, Nachmittags recht-
drehon. Andererseits verlangt das Sprung’sche Gesetz, dafs für die nördliche
Hemisphäre und das platte Land die Winde Vormittags mit, Nachmittags gegen
den Uhrzeiger drehen.
Zur Entscheidung dieser Fragen wurde die Winddrehung zu Keitum zu
nächst von Stunde zu Stunde bestimmt, und zwar nicht nur dem Sinne nach,
sondern auch zugleich nach der Gröfse. Dabei wurde immer angenommen,
dafs der Wind Wechsel auf dem kürzesten Wege erfolgte. Alle Drehungen um
180 Grad wurden fortgelassen, und ebenso blieben die Uebergänge in Windstille
unberücksichtigt. Diese Annahme dürfte, wo es sich nur um Zeitintervalle von
je einer Stunde handelt, und wo, wie wir sehen werden, in der Windrichtung
eine grofse Stabilität herrscht, einwurfsfrei sein; jedenfalls wird sie in den
weitaus meisten Fällen zutreffen, und die wenigen Fälle, in denen das etwa
nicht stattfindet, werden das Resultat kaum merklich beeinflussen können.
Um den vorliegenden Aufsatz nicht allzu sehr mit Zahlen zu überladen,
beschränke ich mich in den folgenden Tabellen 14 und 15 auf die extremen
Jahreszeiten und vier Tagesabschnitte. Die Zahlen geben an, wie oft unter
100 Beobachtungen zu der betreffenden Zeit die einzelnen Winde nach Ablauf
einer Stunde dieselbe Richtung beibehielten, und wie oft eine Drehung um
22'/2°, 45° . . . mit (-{-) oder gegen (—) den Uhrzeiger stattgefunden hat.
Mit 0 sind die Fälle bezeichnet, in denen eine Drehung von dem zugehörigen
Betrage zwar vorgekommen ist, aber sich durchschnittlich erst unter mehr als
200 Beobachtungen findet. Drehungen, welche in den betrachteten fünf Jahren
überhaupt nicht beobachtet wurden, sind durch — bezeichnet.