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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark ,Elisabeth“. 
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Joanna, wo wir eine Ladung Zucker zu laden hatten, einige meiner Leute und 
auch ich am Fieber, das jedoch nicht hochgradig auftrat und bei ärztlicher 
Hülfe in Joanna, unter Anwendung von Chinin, bald wieder gehoben wurde. 
Ob die Entstehung dieser Krankheit eine Folge des an Bord befindlichen 
feuchten Ballastes oder der allgemeinen klimatischen Verhältnisse von Tandjong 
Priok gewesen, vermag ich nicht zu entscheiden. Ich habe es dennoch für 
meine Pflicht gehalten, von Joanna aus meinen ersten Bericht an die „Börsen 
halle“ dahin zu ergänzen, dafs die klimatischen Verhältnisse von Tandjong 
Priok wohl nicht ganz so günstig wären, wie man nach demselben vielleicht 
anzunehmeu geneigt sein könnte. Ob diese Berichtigung Aufnahme in der 
„Börsenhalle“ gefunden hat, ist mir nicht bekannt geworden; ich bezweifle es 
jedoch. Gegen die Ansicht, dafs es wohl kaum einen Platz giebt, dessen Ge 
sundheitsverhältnisse so schlecht sind, als in Tandjong Priok, möchte ich die 
zahlreichen Fieberhäfen der West- und Ostküste Afrikas und die Cholera 
plätze Indiens aufführen. Dafs der Kapitän der deutschen Bark „Aloltke“ sowie 
mancher Andere dem Fieber iu Tandjong Priok erlagen, ist ja sehr bedauerlich, 
und dafs die dortigen sanitären Verhältnisse sehr viel zu wünschen übrig lassen, 
ist ja unbestreitbar wahr. Die letzteren sind aber doch nicht derart, dafs kein 
Rheder eine Fracht dorthin abschliefseu dürfte. Wie viele Kapitäne und Mann 
schaften sind nicht schon den Krankheiten in Brasilien, Afrika, Ost- und West 
indien zum Opfer gefallen, ohne dafs die Fahrt nach den Häfen dieser Länder 
daraufhin eine Verminderung erfahren hätte. Es ist eben der Beruf des See 
mannes, dorthin zu fahren, wo er hoffen und erwarten darf, eine gute Fracht 
zu erhalten. Wenn Kapt. Kampehl gesagt hätte, dafs wir Seeleute, die wir 
doch im Allgemeinen einen nur geringen Einflufs auf unser Reiseziel haben, für 
unsere Mühe und Verantwortung und die Gefahren, sowie mancherlei Unannehm 
lichkeiten, denen wir ausgesetzt sind, längst nicht genügend bezahlt werden, so 
würde ihm jeder Kollege willig beipflichten. Aber völlig die Acht über einen 
Hafen auszusprechon, dessen Gesundheitsverhältnisse schlecht sind, dürfte doch 
zu weit gegangen sein. Dafs viele Leute es in Tandjong Priok auf lange Zeit 
aushalten, das beweisen die dortigen Beamten und Angestellten. Der erste 
Beamte, ein Ingenieur und von Anfang an Leiter der sämmtlichen Bauten in 
Tandjong Priok, der sich mit den übrigen Beamten täglich von 9 Uhr Vormittags 
bis 4 Uhr Nachmittags daselbst aufzuhalteu hatte und nur während der Nacht 
in der Stadt lebte, sah sehr kräftig und gesund aus. Von den übrigen An 
gestellten mag einer oder der andere gewifs das Fieber gehabt haben, aber wer 
in Batavia hat dieses nicht ab und zu. Selbst die Führer der Dampfprähme, 
die den herausgeförderten Schlamm und die Korallen nach See bringen, klagten 
nicht mehr wie andere Leute. Ein früherer Hamburger Kapilän, Namens Hei 
dorn, hatte die Führung einer kleinen Dampfbarkasse und wohnte mit seiner 
Frau auf einem im Hafenbassin liegenden Hulk. Der Mann litt zwar am Fieber, 
aber seine Frau war wohl und munter. Meinen Ausführungen über Tandjong 
Priok füge ich noch hinzu, dafs ich nicht zögern würde, diesen Hafen in jeder 
Jahreszeit anzulaufen, und wenn ich die Wahl hätte, ginge ich lieber hierher, 
als in der ungesunden Jahreszeit nach Brasilien, Ost- und Westafrika und Ost- 
und Westindien, und ich glaube nicht der einzige Schiffsführer zu sein, der so 
handeln würde. 
V. Anfserordentlich heftiges Gewitter an der Sädostküste von Afrika. 
Auf der Reise von Manila nach Liverpool wurde am 1. Mai 1888 bei 
leichter unbeständiger östlicher Briese, in einem Abstande von 25 bis 30 Sm, 
die Südostküste von Afrika gesichtet. Gleich nach 4 h p. m. kam der Wind in 
einer kleinen unbedeutend aussehenden Böe aus SWzW, recht von vorne. Als 
der Regen uns erreichte, verdichtete sich derselbe so sehr, dafs es gänzlich 
unsichtig wurde, wobei es zugleich zu blitzen und zu donnern anfmg. Der Wind 
drehte sich nun schnell von SW nach SE und nahm rasch an Stärke zu, so 
dafs die kleinen Segel festgemacht werden mufsten. Es regnete ununterbrochen, 
und bei dem fortwährenden Blitzen, dem jedesmal schweres Donnern folgte, 
hatte es den Anschein, als ob der Himmel in Flammen stände. Die Windstöfse, 
die von SE einfielen, erreichten die Stärke 7. Dieser Witterungszustand dauerte 
bis etwas nach Mitternacht, und auch bis 4 h a. m. traten einzelne Gewitter mit
	        
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