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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark »Elisabeth“. 
Tiefe über felsigem Grund zu ankern. Auf diesem Ankerplätze bestimmten wir 
die Strömung zu 2’/* Kn nach SOzS. Um lU/ä Uhr Nachts änderte der Strom 
seine Richtung nach SSW, und da gleichzeitig eine leichte Landbriese von der 
Java-Küste her einsetzto, so lichteten wir wieder den Anker und segelten nach 
Krakatoa. Am folgenden Morgen stellte es sich heraus, dafs uns die Strömung 
stark nach S versetzt hatte. Den Tag über war meistens flaue und unbeständige 
Briese, bei der das Schiff manchmal nicht zu steuern war und immer mehr 
dem Prinzen-Kanal entgegen trieb. In der folgenden Nacht schien jedoch die 
Strömung abzunehmen. 
Am 22. März befanden wir uns um 8 Uhr Morgens 1 Sm im NW von 
Second Point, und da jetzt Westwind einsetzte, wendeten wir. Je gröfser der 
Abstand vom Lande wurde, desto südlicher holte der Wind; nördlich von der 
Prinzen-Insel war er bereits SSW. Um 6 h p. m. peilten die Hügel auf dem 
Nordostende der Pn'«^w-Insel S51°0 und Krakatoa N 63° 0, rechtweisend, 
wonach der Schiffsort 6° 24' S-Br und 105° 4' O-Lg war. Das Wetter war 
den Tag über böig mit Regen. In der Sunda-Strafse treiben noch immer grofse 
Massen von Bimsstein umher. Die Insel Dwars in den Weg ist auf ihren 
niedrigen Stellen ganz von Bäumen entblöfst und sieht deshalb, aus der Ferne 
gesehen, wie mehrere Inseln aus. Ebenfalls sind alle Bäume von dem NO-Ende 
der Prinzen-Insel weggeschwemmt, wodurch das Passiren dieser Spitze beim 
Kreuzen in dunkler Nacht gefahrvoll wird. In der folgenden Nacht holte der 
Wind bei böigem Wetter und bezogener Luft langsam östlich, wurde am Morgen 
des 23. März flau und nahm Vormittags zur Windstille ab. Das Bestock ergab 
um Mittag nach der Loggrechnung 6° 47' S-Br und 104° 28' O-Lg. 
IV. Tandjong Priok. 
Ueber diesen bei Batavia belegenen neuen Hafen finde ich in diesen 
Annalen, Jahrgang 1886, Seite 440, einige Bemerkungen von Kapt. 0. Kampehl 
von der deutschen Bark „Speculant“. Da ich nun seiner Zeit einen Artikel 
über diesen Hafen in der „Hamburgischen Börsenhalle“ veröffentlicht habe, der 
später auch in diesen Annalen auf Seite 325 des Jahrganges 1882 erschienen 
ist und mir einige Unannehmlichkeiten bereitet hat, weil ich in demselben die 
Verhältnisse von Tandjong Priok wohl etwas zu günstig dargestellt habe, so 
möchte ich meine Ansichten in dieser Angelegenheit hier nochmals Vorbringen. 
Natürlicherweise kann der Einzelne nur nach den eigenen Erfahrungen und den 
gewonnenen Eindrücken urtheilen. Während meiner Anwesenheit mit der Bark 
„Iphigenia“ in Tandjong Priok im März 1882 lagen daselbst die Verhältnisse 
insofern günstiger für Segelschiffe, als denselben durch das Ein- und Aus 
schleppen keine Kosten erwuchsen und die Kapitäne derselben freie Beförderung 
mit der Eisenbahn von und nach Batavia hatten. In der „Börsenhalle“ habe 
ich die Verhältnisse, wie ich sie damals gefunden, wahrheitsgetreu wieder 
gegeben; von meiner ganzen Mannschaft ist kein einziger in Tandjong Priok 
erkrankt, obwohl die ganze Stückgutladung von derselben eigenhändig gelöscht 
worden ist. Das Baden freilich hatte ich den Leuten nicht erlaubt, allein schon 
aus Furcht vor Haifischen und Krokodilen. Das dänische Vollschiff „Tordemkjold* 
oder „Thorvaldsen“, ein früheres Kriegsschiff, Kapt. Hansen, war bei unserer 
Ankunft schon 8 Tage in Tandjong Priok gewesen und noch längst nicht ent 
löscht, als wir den Hafen wieder verliefsen. Dieses Schiff löschte seine Stein 
kohlenladung ebenfalls mit der eigenen Mannschaft und hatte nur zwei Kranke 
nach dem Hospital zu schicken, und zwar den einen wegen einer äufserlichen 
Vex’letzung, den andern, wenn ich nicht irre, wegen Diarrhoe; ganz so, wie 
ich in der „Börsenhalle“ seiner Zeit berichtet habe. Die Behauptung meines 
Kollegen Kampehl, dafs noch kein Segelschiff in Tandjong Priok gewesen sei, 
ohne dem Sensenmann seinen Tribut gezahlt zu haben, dürfte hiernach ein 
wenig übertrieben sein, jedenfalls zeugt mein eigener Fall gegen dieselbe, da 
von meiner Mannschaft Niemand gestorben ist. Wohl hatte man mir gegen 
über in Batavia die Befürchtung ausgesprochen, dafs sich wahrscheinlich nach 
Uebernahme des Ballastes, der dem Platze entnommen wurde, an dem später 
die neuen Schuppen erbaut werden sollten und aus Sand und Erde bestand, 
an Bord Fieber einstellen würden. Während unserer Anwesenheit im Hafen 
trat dieser Fall jedoch nicht ein; indessen erkrankten auf unserer Reise nach
	        
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