Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

262 
Beschreibung der Kermadec-lnseln. 
Die Kermadec-Inseln befinden sich in der Gegend einer der besten 
Walfisch-Fangplätze im Stillen Ocean, und obgleich dieselben infolge dessen 
vielfach von Walfischfängern besucht und auch von anderen Schiffen mehrfach 
passirt worden sind, so hatte bis zum Jahre 1837 Niemand den Versuch gemacht, 
daselbst eine Niederlassung zu gründen. 
Diese Inselgruppe, bestehend aus den Inseln Raoul oder Sunday, Macauley 
und Curtis und der L'Esperance-Klippe, sind im Jahre 1886 von Großbritannien 
in Besitz genommen und gehören zur Kolonie von Neu-Seeland. 
In den Jahren von 1837 bis 1878 sind verschiedene Versuche gemacht, 
auf der Insel Raoul eine Niederlassung zu gründen, aber dieselben sind ebenso 
oft wieder aufgegeben, und erst im Jahre 1878 siedelte ein Mr. Bell mit seiner 
Familie, nachdem er von der Fruchtbarkeit des Bodens gehört hatte, von 
Samoa aus über, woselbst er noch lebt. Die Niederlassung, Homestead 
genannt, befindet sich an der Nordseite der Insel ca ‘/a Sm ostwärts von 
Fleetwood Bluff. 
Die Inseln sind sämmtlich vulkanischen Ursprungs, und auf den Inseln 
Curtis und Raoul sind heute noch vulkanische Erscheinungen zu beobachten. 
Die ganze Gruppe liegt in der nordöstlichen Verlängerung der Axe der vulka 
nischen Zone der Plenty-Bucht, welche weiterhin in derselben Richtung auf die 
Tonga- und <Sa»ma-Gruppe stöfst, woselbst noch zuweilen vulkanische Ausbrüche 
stattfinden. Erderschütterungen und Erdbeben treten zuweilen auf; im Jahre 
1881 war ein ziemlich starkes Erdbeben, und in den Jahren 1870 bis 1872 
erhob sich in der Denham-Bucht eine kleine Insel, welche den daselbst ankernden 
Schiffen Schutz gewährte, aber im Jahre 1877 wieder verschwand. 
Klima. Die Kermadec-lnsoln liegen südwärts der Passatgrenze, und sind 
die herrschenden Winde daselbst, ähnlich wie im nördlichen Theil von Neu 
Seeland, SW- und Westwinde im Winter und NO- und Ostwinde im Sommer. 
Im Winter treten zuweilen heftige Stürme auf. Die Temperatur ist milde und 
gleichmäfsig, nur wenig wärmer als in Neu-Seeland; Frost ist daselbst nicht 
bekannt. Im Juni 1879 und im Februar 1880 wurden zwei Orkane beobachtet, 
die mit SO-Sturm ihren Anfang nahmen und nach NO drehten. 
Vorrathshäuser für Schiffbrüchige sind von der Regierung von 
Neu-Seeland auf den Inseln L’Esperance, Curtis und Macauley errichtet 
worden. 
Die L’Esperance-,') auch Brind oder French Rock benannte Klippe, 
hat eine Höhe von 78 m; dieselbe ist ganz kahl und sehr steil abfallend. Sie 
bildet eine gute Landmarke für Havre Rock. 
Die Curtis-Inseln * 2 ) sind zwei felsige Inseln, welche durch einen 
ca Vs Sm breiten Kanal von einander getrennt sind. Die geringste Wassertiefe 
in diesem Kanal beträgt 27,5 m. 
Die gröfsere oder östliche dieser Inseln hat ca */a Sm im Durchmesser 
und steigt in senkrechten Abhängen aus dem Wasser. Der auf derselben 
befindliche Krater ist an der NW-Seite, woselbst sich eine kleine Einbuchtung 
befindet. Von dem Krater fliefst ein Strom heifsen Wassers in diese Bucht, und 
an mehreren Stellen der steilen Abhänge steigt heifser Dampf auf. 
Die Macauley-Insel ist die zweitgrößte der Gruppe, sie hat ca 1 Sm 
im Durchmesser und eine Höhe von 245 m. Auf derselben befindet sich ein 
ausgebrannter Krater. Im Allgemeinen hat diese Insel ein freundliches Aus 
sehen; der Boden besteht gröfstentheils aus feinem dunklen vulkanischen Lehm, 
auf dem ein feines Gras wächst, wodurch die geschützten Plätze wie gepflegter 
Rasen aussehen. Die Grasflächen sind von einer grofsen Zahl wilder Ziegen 
belebt. 
Die Insel ist von 188 m hohen Abhängen umgeben, welche an der Nord 
seite auf erkalteten Lavaströmen zu ersteigen sind. Eine Landung ist au der 
Ostseite in einer kleinen sandigen Bucht ausführbar; man hat daselbst Schutz 
durch die kleine .Hasard-Insel. In der Nähe dieser Insel sind sehr viel Fischo 
und Krabben vorhanden. 
1) No. 1694 d. „Nadir, f. Seef.“ 1888. 
2 ) „Ann. d. Bydr.“ etc. 1875, Seite 222 und 1882, Seite 623.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.