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Aus dem Reiseberichte des ICapt. E. Bruhn vom Schiffe ,,J. Steffen“.
4. Juli. Wind NNW 5. Unter grofser Anstrengung gelang es mir, ver
mittelst einer Lausche eine Landung zu bewerkstelligen, meine nöthigen Ge
schäfte zu besorgen und unsere Order von Tehuantepec einzuholen.
5. —7. Juli. Temperatur der Luft 29° bis 32,5° C., Luftdruck 755 bis
757 mm, Wind NNW—NW, Stärke 4—5; das Wetter war klar und der Himmel
mit Cirren bewölkt. Unsere Segelorder lautete auf Rosario. Nachdem wir
26 Arbeiter nebst Geräthen und Mundvorrath an Bord genommen hatten,
verliefsen wir mit einer Lausche im Schlepptau unseren Ankerplatz von
Salina Cruz.
8.—11. Juli. Temperatur der Luft 28° bis 31° C., Luftdruck 754 bis
758 mm. Am Tage wehten gewöhnlich sehr flaue westliche bis nordwestliche
Winde, gegen welche wir unter der Küste langsam aufkreuzten. Dahingegen
konnten wir während der Nacht mit der Landbrieso besseren Fortschritt machen.
Bei leichtem NE-Winde von der Stärke 1—2 erreichten wir um 9 Uhr Abends
des 11. Juli auf 21m (11 */2 Fad.), etwa 1 Sm vom Lande entfernt, einen Anker
platz vor einer Stelle, die den Namen Rosario führt, wo aber bis jetzt noch
keine Häuser stehen und sich nur gelegentlich, zum Zweck der Verschiffung
von Holz, Leute aufhalten. Am folgenden Morgen segelten wir noch näher an
den Stapelplatz des Holzes hinan. Unsere Passagiere verliefsen das Schiff, sie
schlugen zunächst ihre Hütten am Strande auf und trafen dann die erforderliche
Vorkehrung, um das Holz durch die Brandung nach dem Schiffe zu schaffen.
Ein Wurfanker, auf dem eine starke Trosse befestigt ist, wurde auf See aufser-
halb des Schiffes fallen gelassen und das andere Ende der Trosse ans Land
gebracht, um die Lausche au derselben entlang zu holen. Das Einnehmen der
Ladung ist sehr kostspielig und zeitraubend. Bei gutem Wetter lassen sich
täglich nur fünf Leichterladungen, jede von 3 bis 5 Tonnen, an Bord schaffen.
Nicht selten kommt es vor, dafs ein Leichter voll Wasser schlägt und beschädigt
wird, in welchem Falle dann auch noch die Zeit der Reparatur verloren geht.
Obwohl die Küste dem Ankerplätze keinerlei Schutz gewährt, so reitet das
Schiff doch bequem hinter dem Anker, besser als auf der Rhede von Salina
Cruz, woselbst die See hohler und kürzer ist, als hier.
13.—31. Juli. Trotzdem alle Hände beschäftigt waren, konnte in dieser
Zeit doch nur ein Quantum von ungefähr 200 Tonnen Holz verladen weiden.
In einem Falle wurde der Leichter mit sammt seinen Insassen durch die Bran
dung hoch auf den Strand geschleudert und beschädigt und mufste reparirt
werden. Die höchste Brandung stellte sich gewöhnlich bei Neu- und Voll
mond ein.
Die vorherrschende Windrichtung war zwischen WSW und SSW. Etwa
zwei Drittel aller Winde hatten diese Richtung, das übrige Drittel eine solche
zwischen ENE und NE. Die mittlere Stärke des Windes war am Tage 4—5.
Während der Nacht traten einige starke, plötzlich einsetzende Böen von der
Stärke 8—9 auf, die eine halb- bis einstündige Dauer hatten und aus dem
Lande kamen. Der Himmel, welcher am Tage vorzugsweise mit Cirren oder
Ci-cu bewölkt war, bezog sich in der Nacht in der Regel mit Nimbi- oder
Cumuli-Wolken, und einzelne leichte Regenschauer traten auf. Der Barometer
stand schwankte zwischen 753 und 757 mm, die Temperatur der Luft zwischen
29° und 33° C.
Die Strömung setzte zur Zeit des Vollmondes, bei östlichen Winden,
mehrere Tage hinter einander mit einer Geschwindigkeit von U/2 Kn nach
WSW. Bei westlichen Winden verminderte sich die Stärke der Strömung bis
auf 7 bis 8 Sm im Etmal.
Auch im Monat August ging das Beladen des Schiffes wegen der hohen
See nur langsam von Statten. Am 16. d. M. scheiterte, von einer Grundsee
getroffen, die Lansche und wurde zertrümmert. Die Bemannung schwamm auf
Riemen durch die Brandung ans Land und konnte sich l-etten. Dieser Unfall
hatte die Einstellung des Ladens zur Folge. Am 20. August wurde uns von
Tehuantepec vermittelst Flaschenpost vom Strande aus, die wir mit unserem
Boote aufnahmen, die Order zugestellt, nach Guelagiehi zu vei-segeln. Die Zeit,
während welcher wir auf diese Order wai’teten, hatten wir dazu benutzt, um den
verloren gegangenen Anker der Lansche und die daran befestigte Kabeltrosse
wieder aufzufischen.