Studien über den Einflul's des Mondes auf die Witterung.
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einander abstehender Beobachtungen ist. Dennoch kann, so lange es nicht
aufgeklärt ist, warum die früheren Jahrgänge dieses Yerhältnifs fast gar nicht
zeigen und warum dasselbe nur in diesen Monaten, nicht aber in dem Rest
des Jahres auftritt, von einer Verwendung desselben zur Prognose nicht die
Rede sein.
Gegenüber den öfters wiederkehrenden Behauptungen auf diesem Gebiete
— wie wir sie von Saxby, Wiggins, Overzier, Falb u. A. erhalten
haben — sind solche mühsamen, nach nüchterner wissenschaftlicher Methode
angestellten Untersuchungen gewifs sehr nothwendig und verdienstlich. Die
Direktion der Seewarte kann nur lebhaft wünschen, dafs dieselben zu einem
sicheren und bedeutenden positiven Resultat führen möchten, denn ein solches
würde eine wesentliche Bereicherung uuseres Wissens bilden und vielleicht
auch für die Praxis von direktem Nutzen sein können. Nach den bisherigen
Mifserfolgen und nach den inneren Widersprüchen, die sich auch in diesen
neuesten Arbeiten zeigen, kann indessen die Hoffnung darauf nur gering sein.
Aus alledem geht hervor, dafs die bisherigen Untersuchungen wohl kaum
dazu dienen können, das Wetter auf gröfsere Zeiträume zu prognosticiren, da
zur Weiterbildung andere nicht berechenbare oder auch noch nicht berechnete
Einflüsse als die der Mondbewegung beitragen. Vielleicht existiren noch andere
Perioden; ich vermuthe noch eine etwa 46-tägige, welche darauf sich gründen
könnte, dafs nach einmaligem west-östlichen Fortschreiten sehr ausgeprägter
Maxima und Depressionsgebiete um die Erde dieselben noch nicht völlig aus
geglichen sind.
Die vorstehenden Untersuchungen sind zwar nicht genau genug, um in
den Einzelheiten definitiven Werth zu beanspruchen, werden aber geeignet sein,
für diese Fragen weiter zu interessiren. Dieselben sind seit einer Reihe von
Jahren in Korrespondenz mit der Direktion der Deutschen Seewarte diskutirt,
und bin ich derselben für das erwiesene Interesse und die Anregung, welche
mir dadurch geworden ist, zu Dank verbunden.
Nachschrift der Direktion der Seewarte.
Indem die Direktion die vorstehende, vom Herrn Verfasser aus freien
Stücken begonnene, mehrere Jahre durchgeführte und ihr eingeaandte Arbeit
der Oeffentlichkeit übergiebt, glaubt sie einige erläuternde und ergänzende
Worte hinzufügen zu sollen.
Aus den mit grofser Umsicht und Mühewaltung angelegten Tabellen dieser
Arbeit ersieht man als hervorstechendste Erscheinung im Luftdruck, welche mit
dem Mondumlauf korrespondirt, den niedrigen Barometerstand bei und nach
dem Vollmonde und hohen Stand beim ersten Viertel während der Monate
September bis Januar. In den übrigen Monaten finden sich weder von dieser,
noch von irgend einer anderen monatlichen Regelmäfsigkeit ähnlich deutliche
Spuren vor.
Diese auffallende Beziehung zwischen Luftdruck und Mondumlauf, welche
im letzten Jahresviertel der meisten Jahre der beiden letztverflossenen Jahr
zehnte sich kundgab, ist unabhängig von Herrn Dr. G. Meyer auch von Kapt.
C. Seemann, jetzt Assistent der Seewarte, gefunden und in einem Vortrage
in der Sitzung des Zweigvereins Hamburg-Altona der Deutschen Meteorologischen
Gesellschaft am 30. Oktober 1886 ausführlich besprochen worden. Aus den
umfangreichen Zusammenstellungen dieses Herrn wählt die Direktion die folgende
Tabelle aus, welche für jedes Jahr den mittleren Gang des Luftdrucks zu
Hamburg und Emden im Durchschnitt der drei synodischen Monate aufführt,
die mit demjenigen ersten Mondviertel begannen, welches auf den 1. Oktober
folgte. Der erwähnte Vortrag stützte sich auf die Beobachtungen der Seewarte
aus den Jahren 1876 bis 1883; später untersuchte Herr Kapt. Seemann auch
ältere Beobachtungen aus NW-Deutschland, nämlich die Tagesmittel des Baro
meterstandes zu Emden 1844—63 nach Presteis Abhandlung: Die periodischen
und nichtperiodischen Veränderungen des Barometerstandes, sowie die Stürme