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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Studien über den Einflul's des Mondes auf die Witterung. 
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einander abstehender Beobachtungen ist. Dennoch kann, so lange es nicht 
aufgeklärt ist, warum die früheren Jahrgänge dieses Yerhältnifs fast gar nicht 
zeigen und warum dasselbe nur in diesen Monaten, nicht aber in dem Rest 
des Jahres auftritt, von einer Verwendung desselben zur Prognose nicht die 
Rede sein. 
Gegenüber den öfters wiederkehrenden Behauptungen auf diesem Gebiete 
— wie wir sie von Saxby, Wiggins, Overzier, Falb u. A. erhalten 
haben — sind solche mühsamen, nach nüchterner wissenschaftlicher Methode 
angestellten Untersuchungen gewifs sehr nothwendig und verdienstlich. Die 
Direktion der Seewarte kann nur lebhaft wünschen, dafs dieselben zu einem 
sicheren und bedeutenden positiven Resultat führen möchten, denn ein solches 
würde eine wesentliche Bereicherung uuseres Wissens bilden und vielleicht 
auch für die Praxis von direktem Nutzen sein können. Nach den bisherigen 
Mifserfolgen und nach den inneren Widersprüchen, die sich auch in diesen 
neuesten Arbeiten zeigen, kann indessen die Hoffnung darauf nur gering sein. 
Aus alledem geht hervor, dafs die bisherigen Untersuchungen wohl kaum 
dazu dienen können, das Wetter auf gröfsere Zeiträume zu prognosticiren, da 
zur Weiterbildung andere nicht berechenbare oder auch noch nicht berechnete 
Einflüsse als die der Mondbewegung beitragen. Vielleicht existiren noch andere 
Perioden; ich vermuthe noch eine etwa 46-tägige, welche darauf sich gründen 
könnte, dafs nach einmaligem west-östlichen Fortschreiten sehr ausgeprägter 
Maxima und Depressionsgebiete um die Erde dieselben noch nicht völlig aus 
geglichen sind. 
Die vorstehenden Untersuchungen sind zwar nicht genau genug, um in 
den Einzelheiten definitiven Werth zu beanspruchen, werden aber geeignet sein, 
für diese Fragen weiter zu interessiren. Dieselben sind seit einer Reihe von 
Jahren in Korrespondenz mit der Direktion der Deutschen Seewarte diskutirt, 
und bin ich derselben für das erwiesene Interesse und die Anregung, welche 
mir dadurch geworden ist, zu Dank verbunden. 
Nachschrift der Direktion der Seewarte. 
Indem die Direktion die vorstehende, vom Herrn Verfasser aus freien 
Stücken begonnene, mehrere Jahre durchgeführte und ihr eingeaandte Arbeit 
der Oeffentlichkeit übergiebt, glaubt sie einige erläuternde und ergänzende 
Worte hinzufügen zu sollen. 
Aus den mit grofser Umsicht und Mühewaltung angelegten Tabellen dieser 
Arbeit ersieht man als hervorstechendste Erscheinung im Luftdruck, welche mit 
dem Mondumlauf korrespondirt, den niedrigen Barometerstand bei und nach 
dem Vollmonde und hohen Stand beim ersten Viertel während der Monate 
September bis Januar. In den übrigen Monaten finden sich weder von dieser, 
noch von irgend einer anderen monatlichen Regelmäfsigkeit ähnlich deutliche 
Spuren vor. 
Diese auffallende Beziehung zwischen Luftdruck und Mondumlauf, welche 
im letzten Jahresviertel der meisten Jahre der beiden letztverflossenen Jahr 
zehnte sich kundgab, ist unabhängig von Herrn Dr. G. Meyer auch von Kapt. 
C. Seemann, jetzt Assistent der Seewarte, gefunden und in einem Vortrage 
in der Sitzung des Zweigvereins Hamburg-Altona der Deutschen Meteorologischen 
Gesellschaft am 30. Oktober 1886 ausführlich besprochen worden. Aus den 
umfangreichen Zusammenstellungen dieses Herrn wählt die Direktion die folgende 
Tabelle aus, welche für jedes Jahr den mittleren Gang des Luftdrucks zu 
Hamburg und Emden im Durchschnitt der drei synodischen Monate aufführt, 
die mit demjenigen ersten Mondviertel begannen, welches auf den 1. Oktober 
folgte. Der erwähnte Vortrag stützte sich auf die Beobachtungen der Seewarte 
aus den Jahren 1876 bis 1883; später untersuchte Herr Kapt. Seemann auch 
ältere Beobachtungen aus NW-Deutschland, nämlich die Tagesmittel des Baro 
meterstandes zu Emden 1844—63 nach Presteis Abhandlung: Die periodischen 
und nichtperiodischen Veränderungen des Barometerstandes, sowie die Stürme
	        
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