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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Yierteljahrs-Wetter-Kundschau der Deutschen Seewarte, Frühling 1886. 
gebietes, über England und der Nordsee — eine Bahn, die in Anbetracht der 
Druckvertheilung anomal erscheint, aber -wahrscheinlich ihre genügende Er 
klärung findet in dem Temperaturgegensatz zwischen Kontinent und Küste des 
Oceans, welcher am 15. und am 28. Mai zwischen Westrussland und Irland 
schon um 8 h Morgens (in gleicher geographischer Breite) 10° und darüber 
betrug, am Nachmittag aber noch gröfser gewesen sein mufs. Ueber die Ost 
hälfte Europas wanderten in diesen Tagen parallel mit einander eine Cyklone 
und an ihrer Südwestseite eine kleine Anticyklone nach Südosten. 
Höchst bemerkenswerth ist ferner der Umstand, dafs bei der ähnlichen 
allgemeinen Wetterlage sich auch ähnliche gewaltsame lokale Phänomene 
wiederholten, wie in den Tagen vom 11. bis 17. Mai, nämlich am 23. eine ver 
wüstende Windhose in Wetzlar, welcho Herr Dr. Afsmann untersucht hat und 
sowohl im Reichsanzeiger, als in der Zeitschrift „Das Wetter“ und in der 
officiellen Publikation des K. Pr. Met. Instituts beschrieben hat, und am 26. 
ein verheerender Hagelfall in Bordeaux. 
Die letzten Tage des Vierteljahrs endlich bieten uns das Schauspiel der 
Bildung eines kräftigen cyklonischen Wirbels zwischen Portugal und den Azoren, 
der bis zum 6. Juni sich in dieser Gegend erhielt. 
(Fortsetzung folgt.) 
Kleine Notizen. 1 ) 
1. Ueber den Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See bringt 
die „Pilot Chart of the North Atlantic Ocean“, April 1890, einige interessante 
und lehrreiche Berichte, von welchen wir die folgenden hervorheben. 
Der britische Dampfer „Gothenburg City“, Kapt. Harrison, lief am 
17. Januar in 45° 50' N Br. und 39° 30' W Lg vor einem schweren Nordwest- 
Sturm mit gewaltiger See und gebrauchte dabei mit sichtlich gutem Erfolge Oel. 
Segeltuchsäcke mit ölgetränktem Werg gefüllt, wurden an einer auf der Back 
angelaschten Spier so angebracht, dafs sie gerade ins Wasser tauchten (nicht 
geschleppt wurden); auch von den Klosets wurde Oel gebraucht, 50 Gallonen 
im Ganzen. Von 386 Stück Vieh, welche sich an Bord befanden, ging kein 
einziges verloren, und der Kapitän ist überzeugt, dafs er dem Gebrauch des 
Oels die Rettung des Schiffes zu verdanken hat. 
Die Dampf-Yacht „Sybilla“ hatte am 17. Februar zwischen Canaveral 
und St. Augustine, Küste von Norfolk, einen Nordost-Sturm zu bestehen. Bei 
dem Versuch beizudrehen wurde die Yacht von zwei Seen getroffen, fiel wieder 
ab und erhielt noch eine dritte See an Bord, welche den Maschinenraum über- 
fluthete und das Kartenhaus wegspülte. Es wurden darauf drei kleine Säcke 
angefertigt, mit Werg gefüllt, welches in einer Mischung von Fischöl und 
Kerosin gesättigt war, und zu Luvard vorne, mittschiffs und hinten über Bord 
gehängt. Hierbei lag das Fahrzeug von 6 h 20“ Nachmittags den 17. Februar 
bis ll h 20 m des nächsten Vormittags, ohne einen Eimer voll Wasser an Bord 
zu bekommen. Nachdem die Yacht sich der Barre vor dem Eingang nach 
St. Augustine genähert hatte, konnte in Folge der hohen See kein Durchgang 
wahrgenommen werden. Als jedoch darauf eine Kanne Oel zu Luvard von der 
Barre auf das Wasser gegossen war, war die Tonne deutlich zu sehen und die 
Yacht lief mit vollkommener Sicherheit ein. 
2. Strömungen längs der Küste der Inseln Meleda und Lagosta. 
Dalmatien. („Hydrographische Nachi'icht“ No. 15/98. Pola 1890.) Nach einem 
Berichte des Kommandanten des österreichisch-ungarischen Schiffes „Laudon“, 
') Die mit (D. S.) bezeichneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesendet.
	        
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