Segelanweisung für die Nordost-Kiiste von Kaiser Wilhelms-Land.
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ander tangiren, so dafs die mittelste Bucht genau in der Richtung der Thal
mulde zwischen beiden Bergen liegt. Die dort entstandenen drei Buchten bieten
sichere Ankerplätze während der Herrschaft des Sudost. Gegen Westwinde
sind sie durch Rook-, Tupinier- und AtWer-Insel ziemlich geschützt, nur bei
NW und N steht ziemliche See hinein, und das Landen ist dann nur an den
Südseiten der Huken möglich und selbst dort nur ganz sicher in der mittleren
Bucht, woselbst ein 1 Sm ausspringendes Riff dem ankernden Schiff und landenden
Boot ziemlich guten Schutz gewährt. Die Buchten sind im Uebrigen — ab
gesehen vom Küstenriff — riffrein mit allmählich abnehmenden Wassertiefen,
so dafs man sich den geeignetsten Ankerplatz je nach Umständen wählen kann.
Die den Hunstein-Berg umgebende Küste hat Lothungsgrund von 20 bis 30 m
Tiefe rundum, weshalb man bei gutem Wetter hier vorübergehenden Ankerplatz
nehmen kann. In der Nähe der Küste sind wahrscheinlich keine anderen Riffe
als die in die Karte eingetragenen vorhanden. Auf der Passage nördlich von
Tupinier- nach der Nordküste von Roo^-Insel sind Riffe nicht gesehen. Das
Wl nrlwind-WS liegt in der britischen Admiralitätskarte zwar in richtiger
Richtung von Tupinier, aber zu weit davon ab. Nach Peilung von Tupinier-
und Lottin-Island ist es in die Karte eingetragen worden. Die kurze Zeit
vorher erhaltene Mittagsmeridianbreite stimmte mit dieser Eintragung. Möglich
ist es natürlich, dafs der Admiralitätskarte entsprechend 7 bis 8 Sm weiter
nördlich noch ein zweites Riff in derselben Richtung von Tupinier liegt. Diese
Gegend ist nicht untersucht worden.
Ritter-Insel. Dieser Vulkan ist von verschiedenen Seiten gesichtet
worden und präsentirte sich von allen als ein fast regelmäfsiger Konus mit
Kraterrand auf der Spitze, wo stets kleinere oder gröfsere Dampfwolken sichtbar
waren. Am 13. März 1888 früh nahm hier eine Fluthwelle ihren Ausgang,
welche die gegenüber gelegene Küste von Neu-Pommern verwüstete und ver-
muthlich auch einige der zahlreichen dort gelegenen, in die Karte eingetragenen
Stranddörfer fortgespült hat. Es war zu vermuthen, dafs die Welle durch eine
Explosion des anscheinend thätigen Vulkans dieser Insel erzeugt sei, und scheint
die Vermuthung darin eine Bestätigung zu erhalten, dafs der einige Tage später
eingetroffene Kapt. Hutter, welcher die Verwüstungen an der Küste zuerst
konstatirte, den Vulkan zwar in Ruhe fand, aber angab, dafs er nicht mehr
die regelmäfsige Form besäfse, sondern scheinbar eingestürzt sei und Uneben
heiten an der Seite und der Basis aufwiese, die früher fehlten.
Tupinier-Insel. Der Berg der Insel erhebt sich ohne breites Vorland
aus dem Meere; von West gesehen bildet der südliche Abhang eine Stufe. Er
ist zum Theil bewaldet, namentlich an und in den Schluchten. Die Nord- und
Ostseite hat auf den schrägen Flächen viel Land, weiter oben und in der
Schlucht ist Wald. An der Nordostseite liegt am Ufer ein kleiner Berg, der
wie ein Krater aussieht; die sich von ihm erstreckende buschige Huk schliefst
mit einem Kopf ab, der ein Fels zu sein scheint. Nach Nord streckt sich eine
bewaldete Spitze aus, dagegen hat das kleine Inselchen, welches nach der
britischen Admiralitätskarto nordwestlich dieser Spitze liegen soll, nicht entdeckt
werden können beim Passiren auf 7 bis 8 Sm. Die Insel scheint bewohnt zu
sein, da die gelben Ziersträucher sichtbar sind, welche die Eingeborenen nur
bei ihren Dörfern zu pflanzen pflegen.
Rook-Insel (Vertonung.) Diese grofse Insel ist in ihrem gröfseren
Theil sehr gebirgig, und die nach der Nord- und Westküste auslaufenden Berg
rücken fallen mehr oder weniger steil ab zur Küste. Der gebirgige Theil ist
durch eine ungefähr in nordsüdlicher Richtung verlaufende Einsenkung in die
südöstliche Hauptmasse der Gebirge und die kleineren, aber einen schroffen
Charakter tragenden Bergzüge im Nordwest geschieden. Der südöstliche Theil
trägt einige Bergspitzen von ca 2000 m, die fast immer in Wolken sind und
von denen zwei kegelförmige ehemalige Vulkane sein mögen. Von der südlichen
dieser Spitzen fällt die Insel nach Süd und Ost in sehr sanfter Böschung ab
und bietet hier ebenso wie die Abhänge der Bergkegel von Neu-Pommern,
vielleicht noch in höherem Mafse, sicherlich ausgezeichneten vulkanischen
Kulturboden.
Etwas näher untersucht ist bisher nur die westlichste Küste und die
Südspitze der Insel. Letztere ist von einer gröfseren Anzahl bewaldeter
Ann. <1. Hyflr. etc., 1890, Heft VI. 4