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Segelanweisung l’iir die Nordost-Küste von Kaiser Wilhelms-Land.
inneren Inseln gelangen, indefs ist diese Passage noch nicht ausreichend unter
sucht. Eine Lücke in dem sich südlich von der langen Insel Segu erstreckenden
Riff, die .ßasc/i-Einfahrt, führt von See aus zu dem aus einer gröfseren Anzahl
Buchten bestehenden Friedrich Karl-Hafen, welcher überall Ankerplätze bietet.
Zum ./Item-Hafen, dem gröfsten dieser schönen Häfen, führt vom Friedrich Karl-
Hafen ein schwieriges Fahrwasser zunächst längs der Westküste des südlichen
Theils der Insel Segu und dann westlich herüber nach drei kreisförmig ge
lagerten Inselchen und östlich von ihnen entlang. Im Hafen selbst finden sich
keine Untiefen. Die bequemere Einfahrt ist die OiiiYien-Einfahrt nördlich der
Insel Segu, welche keinerlei Schwierigkeiten bietet.
Der Charakter aller dieser Häfen ist derselbe: sie sind gebildet durch
Hebung eines sehr unregehnäfsig gestalteten Korallenriffes, weshalb alle Küsten
Kalk- oder Sandstrand besitzen und nur mit Alluvien von geringer Mächtigkeit
bedeckt sind. Viele Stellen des Landes liegen mit dem Wasserspiegel fast
gleich oder noch unter demselben, und dort haben sich Lagunen und Mangrove
sümpfe gebildet. Gegen den Hansemann - Berg hin hebt sich die Küste in
Terrassen, jedoch rasch, und dort ist brauchbarer Boden, abwechselnd mit
Busch, Gras, Zuckerrohr und Wald bestanden. Wasserläufe scheinen nur sehr
beschränkt in die Häfen zu münden bezw. sie durchströmen zunächst Mangrove
sumpf und sind daher schwer auffindbar. Es finden sich Dutzende von Dörfern
in den Häfen vertheilt, und können dieselben als stark bevölkert gelten. Wie
fast überall in Kaiser Wilhelms-Land ist auch hier die Bevölkerung eine durchaus
friedfertige.
Die der Korallenformation angehörende bewaldete Küste nimmt von
Mtem-Hafen nach Nord ihren Fortgang, einige Meilen nördlich der Ottilien-
Einfahrt von einem aus Inselchen und Felsen bestehenden Barrierriff eingefafst,
hinter welchem eine schmale, aber anscheinend meist tiefe Küstenlagune mit
Dörfern und mit einem 10 m tiefen Eingänge westlich der nördlichsten und
gröfsten der Inseln, welche Kap Juno bildet, liegt. Für gröfsere Schiffe ist
die Lagune — soweit der Augenschein ein Ürtheil gestattet — nicht breit
genug. Mit dem Kap hört die Korallenbildung an der Küste auf, und es
beginnt Sandstrand, in dessen Nähe Lothungsgrund ist. Gleich westlich der
Einfahrt in das Riff liegt eine kleine Bucht mit einem offenen Flüfschen, dem
Motboh, und etwas Grasland. In sanfter Kurvung zieht sich der meist bewaldete
Strand nach Kap Croisilles, wo wieder Korallenformation beginnt. Es münden
einige kleinere und ein mit Boot fast zwei Meilen befahrbarer gröfserer Flufs,
der Ania, an dieser Küste, auch befinden sich in ihrer Nähe sumpfige Lagunen.
Obwohl nur ein Dorf, 300 m nördlich der Hma-Mündung, von See sichtbar ist,
hat die Gegend eine starke Bevölkerung, deren Dörfer mehr einwärts, meist in
den Bergen und auf Hügeln liegen. Das Hauptgebirge, welches eine Höhe von
1500 bis 2000 m haben mag, liegt hier 12 bis 15 Sm von der Küste und hat
einer Reihe von Hügeln und Bergen Platz gemacht, zwischen denen der Ama
seinen Ursprung nimmt. Der höchste Berg, ein doppelspitziger, peilt von der
Mma-Mündung SW'/sS und ist gegen 700 m hoch.
Von Kap Croisilles nach Neptun-Spitze. (Vertonung.) Nach dem be
waldeten, nicht sehr hohen Kap Croisilles entsendet das Gebirge einige hügelige
Ausläufer und andere nach der Küste westlich dieses Kaps, welcher das Haupt
gebirge ebenfalls überall ziemlich fern bleibt. Eine halbe Meile westlich von
Kap Croisilles beginnt eine Bucht, in welcher eine kleine Insel liegt. Man
kann um die Insel herumfahren und auch in SW von ihr auf 24 m Wassertiefe
ankern, wo mau geschützt liegt, aufser zwischen SO und NO. Die Insel ist
nach West mit der West-Huk der Bucht durch ein Riff verbunden, über das
man aber mit 10 m passiren kann.
Eine Meile weiter folgt eine neue gröfsere Bucht, in deren westlichem
Theil eine längere Insel liegt, einen breiten Eingang östlich, einen schmalen
westlich lassend. Beide erscheinen für gröfsere Schiffe zu flach. Es folgt eine
kleine Bucht mit hübschem offenem Flüfschen von ca 30 m Breite. Die folgende
Bucht ist ziemlich lang, und aus nordwestlicher Richtung ersti'eckt sich ein
stark brandendes Riff von einer Reiho von bewaldeten Inselchen ausgehend,
die Bucht fast schliefsend. Es kann sein, dafs kleinere Fahrzeuge den Eingang
an der tiefsten Stelle passiren können, doch findet sich eine wahrscheinlich