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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Bemerkungen über einige Ladeplätze an der Küste von Costa Rica. 
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Bemerkungen über einige Ladeplätze an der Küste von Costa Rica. 
Von Kapt. P. Gille, Führer der deutschen Bark „Inca“. 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Pargos. Nachdem ich in Punta Arenas (im Frühling 1889) meine Order 
erhalten, versegelte „Inca“ mit einem eingeborenen Lootsen an Bord nach dem 
an der Küste von Costa Rica, V/i bis 2 Sm südlich von Icacal, auf etwa 
10° 12' N-Br und 85° 51' W-Lg zunächst belogenen Ladeplatze Pargos, so 
genannt nach den dort vorkommenden Fischen, wo wir auf einer Wassertiefe 
von lim (6 Fad.) bei Hochwasser ankerten. Zur Springzeit steigt und fällt 
das Wasser 4,5 m. Der flach abfallende Strand besteht aus Sand, doch befindet 
sich aufserhalb desselben ein Felsenriff, welches bei Niedrigwasser auch beinaho 
trocken läuft und dann das Landen mit dem Schiffsboote unmöglich macht. 
Pargos ist zur Regenzeit — Mai bis Oktober —, aber gelegentlich auch 
in der anderen Jahreszeit ein sehr unsicherer Liege- und Ladeplatz, besonders 
deshalb auch, weil die Anker auf dem felsigen Boden schlecht halten. Unser 
Schiff ist zweimal hinter beiden Ankern, obgleich dieselben vollständig klar 
waren, ins Treiben gerathen. Das erste Mal trieb das Schiff dem Lande zu 
und blieb nur eben frei von dem Riffe, das zweite Mal vom Lande ab, auf 
tiefes Wasser, ln beiden Fällen war nur wenig Wind vorhanden. Wie anders 
würde sich die Lage eines Schiffes bei einem starken SW-Winde gestalten. Es 
würde ihm unmöglich sein, in der hohen See sich auf dom Ankerplätze zu halten 
und unrettbar auf den Strand treiben und verloren gehen, wenn es ihm nicht 
gelingen sollte, rechtzeitig unter Segel zu kommen und vom Lande abzustehen, 
bevor der SW-Wind voll einsetzt. 
Das Beladen eines Schiffes geht hier, wie in allen hiesigen Küstenplätzen, 
langsam von statten. Die Bongos, vermittelst welcher die Ladung an Bord 
gebracht wird, werden, eine weite Strecke vom Strande aufserhalb der Brecher 
vor Anker licgond, aufgefüllt. Jedes Stück Holz wird einzeln von den Leuten 
durchs Wasser nach den Bongos geschleppt, eine Arbeit, die nicht ohne Gefahr 
ist. Manchmal rollen die Bongos in der hohen Brandung über die Leute hin 
weg, wobei Arm- und Beinbrüche Vorkommen. Diese Arbeit läfst sich über 
haupt nur bei Hochwasser oder bis zur halben Gezeit ausführen, und es kommen 
Fälle vor, in denen es nicht möglich ist, selbst mit 40 Mann mehr als 5 Tonnen 
während eines ganzen Tages zu laden. Die ungünstigste Zeit, um hier ein 
Schiff zu beladen, soll nach Aussage der Einwohner der Monat Oktober sein. 
Abgesehen von der Schwierigkeit, Ladung vom Lande zu verschiffen, ist das 
Schiff stets der Gefahr der Strandung ausgesetzt, oder, wenn es ihm gelingt, 
rechtzeitig Seeraum zu gewinnen, nach Norden getrieben zu werden, von wo 
es bei der nach Norden setzenden Strömung selbst bei schönem Wetter schwer 
hält, den Ankerplatz wieder zu erreichen. Letzteres führt dann leicht noch zu 
Unannehmlichkeiten mit dem Verlader. Aus allen diesen Gründen ist es für 
ein von Punta Arenas nach Pargos im Monat Oktober beordertes Schiff besser, 
die schlechte Zeit im erstgenannten Hafen vorübergehen zu lassen. 
In einem Abstande von 10 bis 15 Sm von der Küste läuft der Strom 
stets nach Norden, während dicht unter derselben Flutli und Ebbe abwechselnd 
dieser entlang setzen. 
Barca Quebrada. Nachdem wir in Pargos ungefähr 200 Tonnen Gelb 
holz geladen hatten, versegelten wir nach unserem nächsten Bestimmungsplatze, 
Barca Quebrada, an der Bucht von Morro Hermoso, eben östlich von Kap Velas. 
Seinen Namen hat dieser Platz nach einem hier vorgegangenen Schiffsverluste 
erhalten. Der ziemlich weit nach innen, auf einer Wassertiefe von 9 bis lim 
(5 bis 6 Fad.) gelegene Ankerplatz hierselbst ist einigermafsen gut, jedenfalls 
bedeutend besser als der bei Pargos, wenngleich bei hartem SW-Winde auch 
hier eine hohe See steht. Diese wird durch die Capitän - Insel — so genannt, 
weil der Kapitän des verloren gegangenen Schiffes dort begraben liegt — nur 
theilweise gebrochen. Die Insel,-welche einen Umfang von ungefähr 200 m hat, 
ragt 5 bis 6 m über den Meeresspiegel empor. Sie ist rund herum von einem 
breiten Riffe umgeben, so dafs man sich ihr nicht allzusehr mit dem Schiffe
	        
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