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Segelanweisung für die Nordost-Küste von Kaiser Wilhelms-Land.
Etwas nordwestlich der Spitze ergiefst sich aus einer Schlucht oin Bach,
der das Wasser bei Fortifikations-SpitzQ hellblau färbt und das Land für eine
hübsche kleine Wiese ca 15 m über dem Meere angespült hat. Auf den Hängen
sieht man hier und da Pflanzungen der Eingeborenen.
Nördlich der Fortißkations-Spitze steigen die Berge in steilen Rippen
an und haben oft einen sehr zerrissenen Charakter, meist kahl oder mit dürrem
Gras bekleidet und nur hier und da in den Schluchten etwas Wald aufweisend.
Erst bei der Blücher-Huk (Vertonung) liegt ein theils mit Wald, thoils mit
Gras bekleideter freundlicher Küstenberg. In Richtung dieser Spitze entsendet
das hier recht hohe und massige Küstengebirge in östlicher Richtung einen
Ausläufer, von dessen Nordabhang einige Wasserläufe aus schmalen Thälern
dem Meere Zuströmen. Hinter dem erwähnten Küstenhügel gewinnt das von
jenen Bächen durchströmte ebene Vorland nach der Hardenberg-Huk hin an
Ausdehnung. Zwischen zweien der Bäche liegt ein kleines Dorf.
Gleich hinter der Hardenberg-Huk (Vertonung) beginnt eine einige See
meilen lange Küstenlagune, vom Meere durch drei gröfsere und eine Anzahl
kleiner Inselchen und Felsen, sowie durch das dieso verbindende Riff getrennt.
Der mittlere Theil der Lagune hat dem Ansehen nach tiefes Wasser, und es
befindet sich östlich der gröfseren nördlicheren Insel eine Einfahrt, welche dem
Augenschein nach 5 bis 6 m Wasser hat. Zwei der gröfseren Inseln besitzen
Dörfer unter Palmen. Die Lagune erstreckt sich nahezu bis Kap König Wilhelm
(Vertonung), auf dessen Ostseite ein offenes Flüfschen mündet, während auf
seiner Westseite, halb von Bäumen verborgen, ein Dorf an einem kleinen See
liegt, welcher von einem etwas östlicher dem Bergzuge entströmenden Flufs
gebildet zu sein scheint und seinen Ausflufs nach dom Meere hat.
Von Kap König Wilhelm bis Scharnhorst-Huk. Hinter Kap König Wilhelm
beginnt ein flacher Sandstraud, auf dem Dicht fern des Kaps schwarze Felsblöcke
hier und da sichtbar sind, in wenig gekrümmter Kurve sich nach dem Hafen
von Kelana zu erstrecken, welcher durch eine ähnliche Lagune, wie die eben
beschriebene, gebildet wird. Der Strand ist theilweise mit Baumvegetation
eingefafst, stellenweise erstreckt sich das Grasland, welches die Ebene zwischen
der Küste und der untersten Terrasse ausfüllt, bis an den Strand. Sechs oder
sieben Bäche fliefsen hier in das Meer. Das Küstengebirge fällt nach dom
Strande in vier sehr schön markirten Grasterrassen ab, die bis in die Gegend
der Scharnhorst-Yiük fortlaufen. Die unterste Terrasse, welche sich in einer
Entfernung vom Strande von 1 bis 2 Sm hiDzieht, wird etwa 10 m, die folgende
etwa 30 m, die dritte ungefähr 45 m und die vierte 50 bis 55 m hoch sein. Die
horizontalen Tiefen der einzelnen Terrassenebenen sind variirend auf */2 bi3 1
oder 2 Sm zu schätzen. Nur in einigen Schluchten, welche die Wasserläufe in
.die Terrassen genagt, findet sich Baumvegetation, sonst ist Alles mit Gras
bestanden bis auf das höhere Gebirge, welches hier fast immer in Wolken
gehüllt ist. Im westlichen Winkel jener Küsteneinbuchtung beginnt vom Strande
sich ein Korallenriff loszulösen und nördlich kurvend auf die kleine Insel Chissi
zuzulaufen, auf der das Dorf Kelana liegt. Zwischen der Insel und der west
lichen Küstenhuk befindet sich die nur etwa 50 bis 60 m breite Einfahrt in den
kleinen, aber sicheren zwischen dem Riff und der Küste 'gelegenen Äehma-Hafen.
In der Einfahrt sind 7 bis 8 m. Man ankert am besten gleich südlich der Insel
in 9 bis 10 m Wassex-, denn weiter nach Süden verengt ein von der Küste
auslaufendes Riff den Hafen. Da bei der Ankerstelle der Hafen ebenfalls nicht
breit ist, nämlich wenig über eine Kabellänge, thut man gut, zur Vermeidung
des Schwaiens eine Trosse nach einem Baum auszubringen. Beim Hafeneingang
mündet ein 10 bis 30 m breiter Flufs, der sich tief in den Alluvialboden ein
geschnitten hat und eine Seemeile aufwärts von Booten befahrbar ist. Zwei
Seemeilen westlich der nächsten, der Kelana-Bak (Vertonung), ergiefst ein
zweiter Flufs ziemlich viel Wasser in die See, dieselbe bis auf eine halbe See
meile milchig fäi-bend. Vermuthlich durchströmt er kreidige Lager. Seine
Mündung liegt zwischen Bäumen, und der Blick in die mit fi-ischem Grase und
einzelnen Baumgruppen bestandene, hier recht ausgedehnte Ebene ist ein recht
aumulhender. Es folgt dann ein Güi'tel von Kasuarinen und ein weiterer kleiner
Wasserlauf, bis durch eine zur ScAarwAorsi-Huk (Vei’tonung) steil abfallende
massige Abzweigung des ten-assirten Küstenzuges das hier vorhandene ebene
Land einen Abschlufs erhält.