Die neuen amerikanischen Seekarten in gnomonisclier oder Centralprojektion. ^71
DB = 11° 30' ergab, welche zu AD = 31° 15' addirfc, zusammen AB = 2565'
ausmachte.
Zur schliefslichcu Prüfung dieser Karte ist noch ein möglichst weit ent
fernter Punkt des Acquators vom Berührungspunkt berechnet, mit 30° Breiten-
und 60° Längenunterschied, wonach die Entfernung 64° 20' wurde oder 462,0 mm
nach dem gefundenen Kugelradius, während die Nachmessung dieser Strecke
auf der Karte dafür 466,5 mm gab, also nur 4,6 mm zu grofs, welches dort am
Rande der Karte nicht mehr als 15' in Breite und 15' in Länge betrögen würde
eine Genauigkeit, die man von Generalkarten über so grofso Theile der Erd
oberfläche kaum hätte erwarten können.
Ueberhaupt ist jetzt durch diese fünf Seekarten für alle Fälle, wo die
Schiffahrt im gröfsten Kreise Vorkommen kann, in erschöpfender Weise gesorgt,
und sie werden als werthvoller Beitrag zur Nautik allen Betheiligten sehr will
kommen sein, wie auch künftig als eine anerkennenswerthe Leistung unserer
Zeit nicht vergessen werden. Dafs die dabei vorkommenden Messungen endlich
auf eine dem Seegebtauch angemessene praktische Form gebracht sind, was
bisher nicht der Fall war, verdient gleichfalls dankbare Anerkennung.
Als wünscheuswerthe Ergänzungen bei einer neuen Edition der Karten
möchte Referent sich erlauben, folgende Punkte zur näheren Erwägung anheim
zustellen :
1. Auf der Karte des Südpacifisehen Oeeans ist der Berührungspunkt
ausnahmsweise nicht zugleich die Mitte des Kompasses. Da aber jener Punkt
(point of tangency) den Ausgangspunkt für die Messungen bildet, so verdiente
er in dieser Karte durch ein besonderes Zeichen deutlicher hervorgehoben zu
werden, als es geschehen ist. Sonst sind Verwechselungen desselben mit dem
Centrum des Kompasses zu leicht möglich. Eine andere erforderliche Kleinigkeit
ist die Berichtigung P' statt P für den Punkt auf 34° 10' N-Breite und
150° 18' W-Länge in der Karte des Nordpacifie, übereinstimmend mit dem
richtigen Texte der Karte.
2. Soll das System der Hülfsskalen am Rande der Karte beibehalten
werden, um die „measuring line“ zu liefern, auf welcher die Distanzen als
Längenunterschiede zu messen sind — unentbehrlich wäre diese Methode freilich
nicht —, so möchte es sich doch empfehlen, kurz hinzuzufügen, wie auch im
Meridian schon die Distanz als Breitenunterschied gemessen werden kann,
wenn man dazu nur denjenigen Meridian benutzt, welcher denselben senkrechten
Abstand vom Berührungspunkte hat, wie die Distanz, die gomessen werden soll,
und letztere dann mit ihren Endpunkten und dem Fufspunkte des Perpendikels
in die richtige Lage auf diesen Meridian zu bringen ist. Es wäre also der
messende Meridian (measuring meridian) zu suchen, wenn man ihn so nennen
will, welcher sich von den übrigen Meridianen dadurch unterscheidet, dafs er
den Kreis berührt, der um den Berührungspunkt mit einem Radius, gleich dem
Perpendikel vom Berührungspunkt auf die Distanz, beschrieben ist.
3. Will man überhaupt auf diese Form der Distanzmessungen in der
gnomonischen Karte eingehen, so liefse sich zur Erleichterung derselben noch
ein Uebriges thun, indem man auf jeder der fünf Karten den Kreis angiebt,
in dessen Peripherie alle Fufspunkte der vom Berührungspunkte auf die ver
schiedenen Meridiane gefällten Perpendikel liegen müssen. Der Durchmesser
dieses Kreises erstreckt sich vom Berührungspunkte bis zum Pol, und seine
Gröfse ist die Tangente von 60° = 1,7321. Die Hälfte hiervon giebt 0,8660
als Radius, wozu der Bogen 40° 54' gehört, welcher zu 30° Breite des Berüh
rungspunktes gelegt, 70° 54' N-Breite für den Mittelpunkt des Kreises auf dem
Meridian des Berührungspunktes ergiebt. Da aber diese Breite die Grenzen
der Karte etwas überschreitet, wenn auch so wenig, dafs der Mittelpunkt noch
leicht aufserhalb der Karte anzugeben ist, jedoch auch der Radius ziemlich
grofs wird, womit der Kreis beschrieben werden soll, so folgen hier noch zur
Vergleichung bei einer solchen Konstruktion die berechneten Breiten der Punkte,
wo der gedachte Kreis die verschiedenen Meridiane schneidet. Der Längen-
unterschied von 5 zu 5 Grad ist dabei von dem mittleren Meridian der Karte
gezählt, in welchem der Berührungspunkt liegt. Hinzugefügt ist der Winkel P,
welcher zu dieser Rechnung diente und die Winkel der Meridiane am Pol der
gnomonischen Karte darstellt, ebenfalls vom mittleren Meridian an gerechnet.
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