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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

Vierteljabrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Winter 1885—86. 
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„Bylgiadas einzige von den in der Liste aufgeführten Schiffen, welches 
eine Reise von Nordamerika zur Linie machte, trat dieselbe am 25. November 
von New-York aus an. Der auf See anfangs beobachtete Westwind veränderte 
sich bald nach Nordost und wurde dann stürmisch. Als nach wenigen Tagen 
aber wieder günstige Verhältnisse eintraten, nahm die Reise einen recht be 
friedigenden Verlauf. Am 4. Dezember überstand „Bylgia“ bei 36° N-Br in 
51° W-Lg einen heftigen Weststurm, der verursacht wurde durch jenes Tief 
druckgebiet der Karte I, welches sich vom 2. bis zum 4. Dezember im west 
lichen Theile des Atlantik nach Norden bewegte. Frische Westwinde blieben 
dann vorherrschend, bis „Bylgia“ am 17. Dezember nach 19,4° N-Br in 32° W-Lg 
gelangt war. Das in der Nähe dieses Punktes betretene Passatgebiet konnte 
auch in rascher Fahrt durchsegelt werden und, nachdem man am 22. Dezember 
dessen südliche Grenze überschritten hatte, ging die Bark am 25. Dezember in 
27° W-Lg von nördlicher in südliche Breite über. 
4. Reisen von Süd nach Nord. 
Die Route von Süd nach Nord war, so weit es die Schiffe anbetrifft, auf 
welchen das meteorologische Journal der See warte geführt wird, von allen durch 
den Nordatlantischen Ocean führenden Routen im Winter 1885—86 am meisten 
befahren. Unter den 28 Reisen, welche in der Liste verzeichnet sind, waren 
22 nach Nordeuropa, 4 nach nordamerikanischen Häfen und 2 nach Lissabon 
gerichtet. Die mittlere Dauer der ersteren beträgt 40, die der zweiten Gruppe 
30 Tage; die beiden nach Lissabon bestimmten Schiffe erreichten diesen Hafen 
nach einer Durchschnittsreise von 46 Tagen. Die kürzeste der nach Europa 
zurückgelegtcn Fahrten hatte eine Dauer von 29, die längste eine solche von 
55 Tagen. 
Die erste Gruppe von Schiffen der betreffenden Tabelle bestand aus den 
nach Europa bestimmten Mitseglern: „Else„Bertha“, „Paula 11 , „Capelia“ und 
„Parnass“. Von diesen legte das letztere sehr rasche Schiff den Weg zum 
Kanal in 31 Tagen zurück, während „Capelia“, freilich ein eisernes Schiff, 
dessen Segelfähigkeit augenscheinlich gelitten hatte, deren für dieselbe Strecke 
52 gebrauchte. Die nach Lissabon bestimmte „Paula“ erreichte diesen Hafen 
nach 41tägiger Fahrt. Die Reisen aller dieser Schiffe wurden durch nördlich 
vom Passat wieder angetroffene Ostwinde bedeutend verlängert. Sonst hatten 
dieselben während der ersten Zeit, welche sie in nördlicher Breite zugebracht 
hatten, ganz günstige Winde gefunden. Die Ueberschreitung des Stillengürtels 
bot keine nennenswerthe Schwierigkeit, und im Passatgebiete waren die Ver 
hältnisse auch nicht ungünstig. Dies wurden sie erst, nachdem die polare 
Passatgrenze überschritten worden war. „Else“ hatte dies in 24,8° N-Br und 
35° W-Lg am 28. November, „Bertha“ in 23,4° N-Br und 32,8° W-Lg am 
29. November, „Paula“ in 28,3° N-Br und 36° W-Lg am 6. Dezember, „Capella“ 
in 25,7° N-Br und 38,5° W-Lg, wie „Parnass“ in 28,3° N-Br und 39,6° W-Lg 
am 9. Dezember gethan. In welchem Grade das letzte dieser Schiffe an 
Schnelligkeit der „Capella“ jetzt überlegen war, hatte sich hier ein paar Tage 
vorher in auffallender Weise gezeigt. Am 4. Dezember, an welchem Tage 
Mittags „Capella“ sich in 18° N-Br und 33,8° W-Lg, „Parnass“ in 17,8° N-Br 
und 35° W-Lg befunden hatte, legte dies letztere Schiff 190 Sm zurück, während 
die noch dazu voller weghaltende „Capella“ deren nur 115 gut machen konnte. 
Alle Schiffe trafen, wie schon bemerkt, nach dem Verlassen des Passats un 
günstige Verhältnisse an. Am wenigsten war dies bei „Else“ und „Bertha“ 
der Fall, die noch häufig leichte südöstliche und südwestliche Winde fanden, 
während die übrigen drei Schiffe unter stürmischen Ostwinden litten. Am 
heftigsten wurden diese von „Paula“ und „Parnass“ am 11. und 12. Dezember 
unweit 32° N-Br und 37° W-Lg beobachtet. „Capella“, die damals schon etwa 
300 Sm südwärts zurückgeblieben war, blieb davon verschont, obschon sie dem 
Mittelpunkte des auf Karte II verzeichneten Tiefdruckgebietes, welches jenen 
Oststurm verursachte, näher stand. „Else“ und „Bertha“ trafen damals 
schwächere und nicht so beständig wehende Ostwinde an. Sie rückten bei den 
selben bis zum 15. Dezember, das erstere Schiff nach 37,7° N-Br in 27° W-Lg, 
das letztere nach 40,5° N-Br in 27,2° W-Lg vor. Zur selben Zeit befand sich 
„Paula“ in 34,7° N-Br und 32,3° W-Lg, „Capella“ in 26,6° N-Br und 38,7° W-Lg 
Atm. d. Hydr, etc. 1890, Heft IV. 5
	        
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