Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, Winter 1885—86.
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Wind durch Süd nach Südwest und West, um aus letzterer Richtung wieder
bis zum mäfsigen Sturme zuzunehmen und so für längere Zeit zu wehen. Als
die Windstärke endlich eine mäfsige geworden und der Luftdruck auf 780 mm
gestiegen war, veränderte sich der Wind durch Nord nach Nordost und führte
das Schiff bis zum 17. Januar zum Bestimmungshafen. Da die nördlichen Winde
der letzten Tage für „Bertha“ ungünstiger waren, als für „Hugo“, konnte jenes
Schiff den Hafen erst zwei Tage nach diesem erreichen.
„Matthias“, „Helene“ und „Port Royal“, die drei ersten Schiffe der
Tabelle, welche im Dezember ihre Reisen antraten, thaten dies alle vom Mittel
meer aus. Ihre recht gleichmäfsig verlaufenden, durch das Passatgebiet führen
den Reisen hatten eine mittlere Dauer von 46 Tagen. Es wurde von ihnen
kein befriedigender Passat angetroffen, doch wurden andererseits die Reisen
auch durch Stürme nicht nennenswerth beunruhigt. „Matthias“, das erste dieser
drei Schiffe, traf im Atlantik zunächst noch östliche Winde an, die durch die
Lage des östlichen Hochdruckgebietes der Karte II verursacht wurden. „Helene“
und „Port Royal“ fanden dagegen schon kurze Zeit, nachdem die Strafse von
Gibraltar durchsegelt worden war, westliche Winde, bei denen man jedoch, da
doren Richtung meist eine raume war, in befriedigend rascher Fahrt nach
Süden hin vorrücken konnte. „Matthias“ hatte einige Tage vorher in der
Nähe des Parallels von 35° N-Br stürmische Südwinde angetroffen, bei denen
wohl nach Westen, aber nicht nach Süden hin Fortgang erzielt werden konnte.
Diese Winde gehörten jenem Tiefdruckgebiet der Karte II an, welches sich im
zweiten Drittel des Dezember auf höchst unregelmäfsiger, verschlungener Bahn
über und südlich von den Azoren bewegte. Der Passat stellte sich anscheinend
bei „Matthias“ in 32° N-Br und 22° W-Lg am 19. Dezember, bei „Helene“ in
16,8° N-Br und 30° W-Lg und bei „Port Royal“ in 24,5° N-Br und 27,5° W-Lg
am 31. Dezember ein. Derselbe wurde später von allen drei Schiffen nicht in
gewünschter Stärke und Beständigkeit beobachtet. Nach Mitte Januar war dio
Lage der Hochdruckgebiete des Atlantik eine derartige, dafs in dessen west
lichem Theile kein frischer Passat herrschen konnte. (Siehe Karten VI und VII.)
Durch die zum Theil stürmisch wehenden Westwinde, welche durch die im
letzten Drittel des Januar in der Nähe der nordamerikanischen Küste auf
tretenden Tiefdruckgebiete der eben erwähnten Karten verursacht wurden, ver
zögerten sich alle drei Reisen dann auch noch auf ihrem letzten Theile um ein
Bedeutendes. „Matthias“ konnte die Delaware-Mündung erst am 25. Januar
erreichen, „Helene“ und „Port Royal“ gelangten erst am 31. Dezember dahin.
Von den übrigen sechs Schiffen, welche im Dezember ihre Reise antraten,
war „Der Nordpol“ nach St. Thomas, „Johanne“ nach Port Royal, die übrigen
vier nach den nördlicheren Häfen der Union bestimmt. Ihre Reisen nahmen
alle einen ziemlich befriedigenden Verlauf, besonders war dies, wie schon
erwähnt, der Fall mit der des „Hugo“. Dieser, „Der Nordpol“ und „Maryland“
wurden gleich zu Anfang der Reise von heftigen Ostwinden begünstigt, die
eine Folge des Auftretens jenes Tiefdruckgebietes der Karte III waren, welches
sich damals auf aufsergewöhnlicher Bahn südlich von den Schiffen nach Westen
bewegte. „Hugo“ segelte mit denselben, wie es mit Rücksicht auf Reiseziel
und Jahreszeit bei der vorhandenen Wetterlage das Rathsamste war, nach
Westen, während „Der Nordpol“ und „Maryland“ einen hoch südlichen Kurs
einschlugen, der sie bald in den Bereich ungünstigerer Winde führte. Am Mittag
des 31. Dezember, als der Wind auch bei „Hugo“ nach Westen umgelaufen
war, befand sich dieses Schiff in 43,7° N-Br und 45° W-Lg, „Der Nordpol“ in
32,3° N-Br und 21,8° W-Lg und „Maryland“ in 29,7° N-Br und 27,3° W-Lg.
Bei „Hugo“ kam dann am nächsten Tage aufs Neue ein heftiger Nordostwind
durch. Auch bei den beiden Mitseglern folgte bald ein leichter, allmählich in
den Passat übergehender Südostwind, so dafs alle drei Reisen einen weiteren
befriedigenden Verlauf nahmen, den günstigsten jedoch die des „Hugo“, welcher,
wie erwähnt, bis zum 5. Januar nach 40,2° N-Br und 68° W-Lg vorrücken
konnte. Au diesem Tage war der Schiffsort von „Der Nordpol“ 24° N-Br
in 28° W-Lg und der von „Maryland“ 22,5° N-Br in 34° W-Lg geworden.
Während „Hugo“ von jetzt an aber durch die folgenden stürmischen Gegen
winde zurückgehalten wurde, konnten die beiden vom Passate begünstigten
Mitsegler einen Theil ihres Verlustes wieder einholen. Als jenes Schiff am