130
Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark ,Triton“.
zwischen der Insel Althorpe und Kap Spencer hindurch. Von 9 bis 10 Uhr
Vormittags am 6. Januar den Golf hinauf segelnd, waren wir genöthigt, die
meisten Segel festzumachen, weil es sonst dem Schleppdampfer nicht möglich
gewesen wäre, vor dem Schiffe zu bleiben. Kaum waren wir jedoch mit dem
Einnehmen der Segel fertig, als der Wind durch S und W nach NNW holte
und gleichzeitig abflaute. Die nordwestliche Mallung dauerte bis 3 Uhr Nach
mittags, worauf eine frische südliche Seebriese einsetzte, die nach 6 Uhr Abends,
bei meist gleicher Stärke, östlich holend in die Landbriese überging. Seit
Mitternacht flaute diese von ENE bis NE allmählich ab, bis sie gegen 8 Uhr
Morgens am 7. Januar ganz abstarb. Mit Tagesanbruch liefen wir die Bake
auf der Middle-Bank in Sicht. Dieselbe hat ihren gewürfelten Anstrich durch
den Einflufs der Witterung verloren und ist jetzt vollständig farblos. Sie besteht
aus einem Pfahl, der auf seiner Spitze zwei senkrechte, rechtwinklig zu einander
stehende runde, aus Latten angefertigte Scheiben trägt, die, aus der Ferne ge
sehen, einer Kugel ähnlich sind. Von dieser Bake steuerten wir auf Barnhill.
Dieser Hügel hat, von Süden kommend, in der That eine grofse Aehnlichkeit
mit einem Scheunendach und ist eine vorzügliche Landmarke für die Ansegelung
von Port Broughton. Die Middle-Bank fällt an den Seiten steil ab; eben west
lich von derselben lotheten wir 14,6 m (8 Fad.), V* Sm weiter 8,7 in (4% Fad.),
l‘/i Sm im Süden derselben ebenfalls 8,7 m (4*/* Fad.); der folgende Lothwurf
ergab nochmals diese Tiefe, der nächste, eben östlich von der Bank, aber schon
wieder 14,6 m (8 Fad.). Von hier an flacht das Wasser weiter ostwärts regel-
mäfsig und gleiehmäfsig ab. Wir ankerten, Barnhül in Linie mit der schwarzen
Aufsenboje des Fahrwassers von Port Broughton mw. CP/iS peilend, auf einer
Wassertiefe von 10 m (5 Vs Fad.). Die Lage des Schiffes war hier eine gute
und bequeme; der Ankergrund hält ausgezeichnet. Wir hätten ruhig noch näher
an die Boje hinangehen können, weil die Wassertiefe '/2 Sm von derselben
entfernt bei Niedrigwasser noch 7,3 m (4 Fad.) beträgt. Wir erhielten indefs
unsere Ladung durch einen Dampfer, und war es daher von geringem Belang,
ob wir etwas weiter entfernt oder näher bei lagen.
Das Fahrwasser nach der Brücke von Port Broughton ist enge, flach
und gewunden und nur für flachgehende Flufsdampfer und kleine Segelfahrzeuge
zugänglich. Port Broughton ist zwar ein kleiner unbedeutender Ort, doch kann
man viele für ein Schiff nothwendige Artikel hier bekommen, aber nur gegen
höhere Preise, als in Port Adelaide. Ganz besonders theuer ist auch das
Trinkwasser.
Auf dem Ankerplätze von Port Broughton wehte in der Zeit vom 8. bis
zum 23. Januar 1888 der Wind am Tage gewöhnlich von der See her, wobei
er sich meistens allmählich von N nach S veränderte. In der Nacht war eine
östliche Landbriese vorherrschend. Der Wind wehte in der Regel mit einer
nur geringen Stärke; namentlich war dieses in der Nacht der Fall. Am Abend
des 12. Januar wurde die um Mittag eingesetzte Seobriese stürmisch, mit heftigen
Böen; am 15. holte der anfangs frische NW-Wind im Laufe des Vormittags
südwestlich, um am Nachmittage als starker Sturm aus SW zu wehen. Am
18. Januar ferner war der SW-Wind so steif, dafs der Dampfer von der Seite
des Schiffes weglegen mufste, ohne seine Ladung gelöscht zu haben.
Die Luft war in dieser Zeit oftmals sehr heifs. Am 14. Januar wurde
eine starke Luftspiegelung beobachtet. Am Morgen dieses Tages war die
Westküste des Spencer-Golfes deutlich zu sehen, und um 10 Uhr Abends sahen
wir bei frischer Briese aus NNW und warmer Luft von Bord aus die Feuer
von Tipara und Point Lowly, obwohl wir von jenem 39, von diesem 32 Sm
entfernt standen und uns also beziehungsweise 19 und 22 Sm aufserhalb der
Gesichtskreise derselben befanden.
Am 23. Januar 1888 lichteten wir um 3 Uhr Morgens unseren Anker
und traten bei frischer südöstlicher Briese unsere Reise nach dem Kanal für
Order an.
Melbourne. Auf unserer nächstfolgenden Reise erreichten wir, von
Gefle kommend, am 29. November 1888 den Hafen von Melbourne.
Seitdem der neue Kanal daselbst fertig ist, gehen Schiffe mit einem
Tiefgange von 5,5 m (18 Fufs), und unter besonders günstigen Umständen mit
einem noch etwas gröfseren, an Melbourne Wharf. Der Schlepplohn-Tarif ist