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Kleine Notizen.
Kleine Notizen. 1 )
1. Gebrauch von Oel zur Beruhigung der See. 2 ) Ein Beispiel der
erfolgreichen Verwendung von Oel an einer Leeküste liefert die „Pilot Chart
of tho North Atlantic Ocean“, Januar 1890. Dem britischen Dampfer „Benlarig
Kapt. Freeman, wurde in einem südwestlichen Sturm beim Kap Trafalgar am
27. Dezember 1887 die Maschine gebrauchsunfähig. In dieser hülflosen Lage
-wurde derselbe von dem britischen Dampfer „ Vesta“ gesichtet und in Tau ge
nommen. Nachdem jedoch die eine Schleppleine gebrochen war, mufste die
andere in der Nähe des Riffes gekappt und der „Benlarig“ seinem Schicksal
überlassen werden. Der Dampfer trieb auf Land und wurde als verloren auf
gegeben, kam jedoch, nachdem er einige Male auf dem Riffe aufgestofsen hatte,
ohne ernsteren Schaden über dasselbe hinweg und wurde zwischen dem Riffe
und der Küste zu Anker gebracht. In dieser Lage hielt sich das Schiff bei
heftigem, von SW nach NW gehenden Sturme vor vier Ankern. Die schwere
See wurde zum Theil an dem Riffe gebrochen, und das Schiff war von einer
wild durcheinander laufenden See umgeben und nahm von allen Seiten Wasser
über; die Rettungsboote und alle beweglichen Gegenstände wurden weggespült,
die Decke waren fortwährend unterWasser. Kapt. Freeman, der dem Unter
gänge des Schiffes entgegensah, griff als letztes Rettungsmittel zu zwei Tonnen
Leinöl, die, von den vorderen Klosets aus gebraucht, eine magische Wirkung
hatten. Versuche, das Oel in Säcken von der Back aus zu verwenden, waren
infolge des Windes und der See erfolglos geblieben. Mit Ausnahme kleiner
Spritzer, die an Bord kamen, blieben die Decke vollkommen trocken, bis der
Sturm nachliefs, worauf das Schiff nach Gibraltar geschleppt wurde. Kapitän
Freeman fügt seinem Berichte hinzu, dafs die Rettung der Ladung und
des Lebens der Offiziere und Besatzung unzweifelhaft dem Gebrauch
des Oels zuzuschreiben ist.
2. Als Ansteuerungsmarke für die Rhede von Port of Spain,
Trinidad, wird von dem Kommandanten S. M. S. „Ariadne“, Kapt. z. See
Claussen von Finck, die östlich von der Stadt auf einem Höhenrücken er
baute Kapelle oder Kirche empfohlen, weil der St. Dacfds-Thurm nur schwer
als solcher erkennbar ist und sich nicht genügend abhebt. 3 ) Die erwähnte
Kirche hebt sich dagegen sehr gut ab und ist sehr weit sichtbar. Dieselbe in
Eins mit der Kuppe des S. Jwan-Berges (N0z0‘/40) ist eine sehr gute Leit
marke für den Ankerplatz. Beide Objekte sind weder durch die Masten der
Schiffe noch durch die Morgennebel verdeckt. 4 )
3. (D.S.) Ueber eine Unterbrechung des Nordostpassats durch
die Kanarischen Inseln findet sich die folgende Bemerkung in dem meteoro
logischen Journale des deutschen Dampfers „Berlin“, Kapt. A. von Cöllen:
„Am 23. August 1889 passirten wir um 12 Uhr Mittags auf der Reise von
Bremen nach dem La Plata die Insel Palma an ihrer Südwestseite. Als die
selbe in die Richtung NO gebracht war, hörte der bis dahin aus derselben
Richtung frisch wehende Passatwind plötzlich auf, und es trat Mallung ein, die
von 2'A h bis 4 h p. m. anhielt. Der Seegang blieb dabei, wenn auch etwas
schwächer werdend, unverändert aus NO. Der störende Einflufs der Insel er
streckte sich nach astronomischer Beobachtung bis auf eine Entfernung von
45 Sm nach SW von derselben. Hier setzte der Passatwind in seiner früheren
Stärke wieder ein, und die See erlangte ihre alte Höhe.“
4. (D. S.) Die Durchsegelung der Lombok - Strafse. Kapitän
0. Kampe hl von der deutschen Bark „Speculant“ berichtet Folgendes in seinem
meteorologischen Journal: „Die Durchsegelung der Lowi5o£-Strafse erfolgte auf
unserer Reise von Amsterdam nach Surabaya am 22. bis 23. April 1888, vier
Tage vor Vollmond, bei leichter südöstlicher Briese. Wir beobachteten anfangs
eine nur schwache Strömung und hatten im südlichen Eingänge der Strafse
zwischen Pandita und Lombok etwas Stromkabbelung. Später setzte die Strö
mung das Schiff bei der flauen Briese und der vorhandenen Mallung stark auf
die Bah-Küste zu, so dafs wir 2 Striche östlicher, als der eigentliche Kurs war,
1 ) Die mit (!>. S.) bezeiehneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesendet.
2) Vgl. Annalen 1887, S. 291.
s ) Vgl. Annalen 1886, S. 151.
4; „West India Pilot 4 , Vol. I, 1883, S. 100.