Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

106 
Zar Form der Cyklonen. 
die Abweichungen der Isobaren von koncentrischen Kreisen auf 
einem Gebiete von 300 Seemeilen Durchmesser durch ganz scharfe 
Beobachtungen kaum nachweisen lassen. Für alle praktischen 
Zwecke sind dies die kreisförmigen, koncentrischen Isobaren der 
ersten Cyklonenforscher. 
Bedingungen sind offene See und geringe Geschwindigkeit. 
Man könnte sich darüber wundern, dafs bei Japan eine so regelmäfsige 
Form vorkommt, wie sie alle bisherigen synoptischen Beobachtungen, soviel 
mir bekannt, vermissen lassen. Eine befriedigende Erklärung scheint mir in 
dessen nicht schwer zu sein. 
Die Cyklonen beschreiben im Allgemeinen Parabeln und weisen die 
geringste Geschwindigkeit in dem Scheitel derselben auf. 6 ) Wenn nun geringe 
Geschwindigkeit eine Bedingung der regelmäfsigen Form ist, so sind Beob 
achtungen im Scheitel besser als in irgend einem anderen Theile der Bahn 
geeignet, die äufserste Grenze der Regelmäfsigkeit nachzuweisen. Da aber die 
Breite der Scheitelzone wenige Breitengrade nicht übersteigt und die ganze 
Zone im Laufe einer Cyklonensaison zwischen 20° und 33° Breite hin und her 
pendelt, 7 ) so wird dadurch allein schon die Zahl der verwerthbaren Beob 
achtungen aufserordentlich vermindert. 
Von dem Beste dürften die Schiffsbeobachtungen, so wichtig und werth 
voll sie auch sind, kaum jemals die nöthige Schärfe besitzen, um innerhalb 
eines immerhin kleinen Cyklongebietes so genaue Isobaren zu liefern, wie die 
Tafel; dazu fehlen meist, selbst gute und zahlreiche Barometerbeobachtungen 
vorausgesetzt, genügend genaue Orts- und Zeitbestimmungen. 
Wenn eine Zeit lang Cyklonenwetter geherrscht hat, ist der Schiffsort 
immer unsicher. 
Dann werden die meteorologischen Zeitangaben nicht nach dem Chrono 
meter, sondern der Deckuhr gemacht, welche gewöhnlich einmal, höchstens 
zweimal am Tage gestellt wird. Mit unsicheren Zeiten mufs man also ebenfalls 
rechnen, besonders auf Ost- und Westkursen. 
Vereint mit einem starken stündlichen Barometerfall oder steilen Gradienten 
genügen diese Fehlerquellen, um obige Behauptung zu rechtfertigen. 
Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt ferner in den inneren Wider 
sprüchen, welche bei jeder mit den Beobachtungen vieler Schiffe unternommenen 
Oyklonenuntersuchung zu Tage treten. Man findet z. B., dafs an derselben 
Stelle gleichzeitig ganz verschiedene Winde wehen, das Centrum an zwei Orten 
zugleich sein sollte und dergleichen Unmöglichkeiten mehr. 8 ) 
In unserem Beispiele haben wir hauptsächlich 12 Landstationen benutzt, 
um die Isobaren zu zeichnen; wollte man die in See liegende Hälfte des Wirbels 
nach Schiffsbeobachtungen ebenso genau wie über dem Lande darstellen, so 
dürften dazu nach der allerniedrigsten Schätzung doppelt soviel gute Beob 
achtungen nöthig sein, also 24 Schiffe; dementsprechend für einen ganzen Cyklon 
von gleicher Ausdehnung auf offenem Meere 48 Schiffe! Dazu ist selbst in den 
am meisten befahrenen Meeren nur wenig Aussicht vorhanden und somit das 
günstigste Beobachtungsfeld, die offene See, verschlossen. 
Bei den kontinentalen Beobachtungen stofsen wir auf eine andere Schwierig 
keit. Es wurde oben gezeigt, wie schnell ein regelmäfsiger Cyklon über Land 
entartet. Das ist in Japan die Regel bei allen August-Cyklonen, wahrscheinlich 
die Regel bei allen Cyklonen. 
Wenn also in vorwiegend kontinentalen Beobachtungsnetzen nicht die 
regelmäfsigste Form beobachtet wurde, so ist das ebenfalls erklärlich. 
Dadurch wird die Zahl der günstig gelegenen Stationsnetze wieder be 
trächtlich verringert, und es bleiben nur übrig: Insulare Stationsnetze innerhalb 
Bei der Bildung in See kommen wohl noch geringere Geschwindigkeiten vor, wir sehen 
aber aus gnten Gründen hier von diesen Fällen ab. 
') Vgl. Anm. 3 und „Pilot Chart of the North Atlantic Oeean“, September 1889. Hydro 
graphie Office, Washington I>. C. Die Scheitelzonen liegen nach letzterer Quelle für die west 
indischen Cyklonen wie folgt: Juni und Oktober 20° bis 23° N-Br, Juli und September 27° bis 
29° N-Br, August 30° bis 33° N-Br. 
8 ) Ueber die Ausgleichung vieler Beobachtungsreihen vgl. „Ann. d. Hydr. etc.“ 1882, II., 
Seite 72: Die Bahnbestimmung der Wirbelstürme durch Normalörter.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.