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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 18 (1890)

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Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Gerd Heye“. 
häufig tagelang gestört, wie ich solches während meines dortigen Aufenthalts 
топ Juli bis Dezember 1887 genugsam Gelegenheit hatte zu beobachten. Es 
ist iu dieser Zeit kein ungewöhnliches Vorkommnifs, dafs der Wind einen vollen 
Rundlauf ausführt. Der Westwind ist dann indessen nur sehr flau, und während 
seiner Dauer herrscht im Hafen von Levuka Windstille. Ihm folgt nach Verlauf 
von einigen Tagen ein steifer Südwind mit dicker Luft und nicht selten mit 
Regen, dem in der Regel eine hohe südliche Dünung voraufgeht, welche auf 
dem Aufsenriff eine starke Brandung verursacht. Bei abklarender Luft und 
schönem Wetter holt der Wind dann durch SE und E. Derselbe weht frisch, 
so lange seine Richtung südlich von E bleibt; geht er nördlicher, so wird es 
flau. Bei NNE- bis N-Wind stellt sich wieder Trübung des Wetters ein und 
der Himmel bezieht sich mit einem Cirrusschleier. Selten hat die Richtung des 
Windes südlich von E, also der eigentliche Passatwind, eine längere Dauer als 
8 bis 12 Tage. Nach dem Monat September wiederholen sich diese Rundläufe 
des Windes häufiger, mitunter alle 14 Tage. Die alten Kolonisten wollen 
behaupten, dafs der Passat in früheren Jahren regelmäfsiger und beständiger 
gewesen sein soll als gegenwärtig. 
In neuerer Zeit haben Orkane grofsc Verheerungen auf den FV/t-Inseln 
angerichtet. Die Bahnen derselben sind nach SW und S gerichtet, wobei ihre 
Centren in den meisten Fällen nordwestlich von den Inseln passiren. Der 
Sturm beginnt dann aus Ost und dreht durch N nach W. Ausnahmsweise 
passirt das Centrum eines Orkans auch südöstlich von Levuka, und die Wind 
änderung geht von E durch S nach W vor sich. Dieses war beispielsweise 
vor einigen Jahren der Fall, als das Centrum des Orkans nahe bei der kleinen 
Insel Mango vorbei ging. Hierbei gingen viele kleine Fahrzeuge unter oder 
wurden auf das Riff geworfen. Sie waren, wie sie dies bei Gefahr drohender 
Witterung gewöhnlich thun, nach dem einige Seemeilen südlich von Levuka 
belegenen Hafen Neu Koro-Koro geflüchtet, der wohl Schutz gegen einen Nord 
sturm gewährt, bei einem nach S umlaufenden Orkan aber der vollen See aus 
gesetzt ist. 
Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Gerd Heye“, 
Kapt. Ed. Ladewigs. 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Anwendung von Oel bei stürmischem Wetter. Auf unserer Reise 
von Newport nach Montevideo, die im üebrigen sehr günstig verlief, hatten wir 
in der Nähe von Kap Maldonado am 27. uml 28. November 1887 einen Pampero 
zu bestehen, dessen Herannahen sich, wie gewöhnlich, durch heftiges Blitzen, 
das Fallen des Barometers und das Erscheinen vieler Insekten an Bord an 
zeigte. Der Sturm setzte so rasch ein, dafs wir in kurzer Zeit alle Segel bis 
auf das Grofsuutermarssegel festmachen mufsten. Die See war anfänglich ein 
glattes Schaumfeld, wurde aber bald sehr hoch und wild, wie es hier, wahr 
scheinlich infolge der auftretenden starken Strömungen, gewöhnlich der 
Fall ist. 
Da verschiedentlich gefährliche Sturzseen über das Schiff brachen, ver 
suchte ich, durch Oel das Wasser abzuschlichten. Ich liefs zu dem Ende 
einen groben Kaffeesack mit Werg füllen, und diesen in einen zweiten Sack 
stecken, der mit Steinkohlen beschwert war, damit er nicht in die Höhe wehe. 
Das Werg wurde völlig mit Thran getränkt; dann wurde der Sack an zwei 
Tauen, von denen das eine am Krahnbalken, das andere am Fockwant befestigt 
wurde, an die Wasseroberfläche hinunter gelassen. Der Erfolg war ein sehr 
guter, indem hinfort keine See mehr über das Schiff brach. Der Sack wurde 
jede Stunde nachgefüllt, und gebrauchten wir auf diese Weise in acht Stunden
	        
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