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Die Schwankungen des Wasserstandes in ihrer Beziehung zur Witterung.
Sofort ergiebt sich die Frage, wo die räumlichen Grenzen dieser klima-
tischen Schwankungen liegen, ob die letzteren auf Europa beschränkt sind oder
ob andere Welttheile ganz oder theilweise an denselben participiren. : Die nach-
folgende Tabelle, welche gleichfalls in Figur 2 graphisch dargestellt ist, dürfte
geeignet sein, diese Frage, wenn auch nur skizzenhaft, zu beantworten.
1816/20
1821/25
“826/30
‚831/35
‚836/40
1841/45
846/50
{851/55
1856/60
1861/65
1866/70
1871/75 |
1876/80
uropa
Wasser-
stand des
Boden-
sees]l)
m
+ 4
+0
—2
—14*
—3 |
+1 |
+1
+10
—17*
—16
+5
+5
Ton |
Asien
Regenfall zu
|
Af-iza
; Nert- (Nina)
Barnaul2)| schinsk®) | Madras3) Nilpegel N
mm | mm
1458
1133
1303
914*
i311
1262
1486
‚262
174
412*
130
1432
6,80
6,44*
6,55
6,97
7,30
7.13
5,02*
7,20
7,39
2,52
282
291
221
203
194
178*
258
369
514
431
421
351
325*
432
408
430
4, 01.G-Amerika
Wasser- Wasserstand
masse5) | des | des
des Missis-| Michigan-| Grofsen
sippi | sees®) | Salzsees®)
cbkm | cm cm
619
527
523
479%
659
608
D03
5238
0
79
52*
88
274
311
34
61
45%
48
483
5834
1) Beiträge zur Hydrographie des Grofsherzogthums Baden, I. Heft, 1884; Honsell,
der Bodensee, Atlas Taf. IV.
2) Annalen des physikalischen Centralobservatoriums zu St. Petersburg.
3) Fritz, Beziehungen der Sonnenflecken zu den magnetischen und meteorologischen
Erscheinungen der Erde, Haarlem 1878, S. 129.
1) Fritz in Zeitschr. f. Meteorologie 1878, S. 363.
5) v. d. Groeben, ebenda 1884, S. 1 ff.
$) Woeikof, ebenda 1881, S. 288.
Wir sehen, wie sich die Schwankungen des Bodensees (in Fig. 2 im
Mafsstab 1:100 gezeichnet) völlig denjenigen des Regenfalls in den Alpen, des
Wasserspiegels der Ostsee, des Kaspischen Meeres etc. anschmiegen. Allein
auch die Niederschlagsmengen von Barnaul und Nertschinsk, deren Abnahme
von 1845 bis 1865 bereits 1870 Woeikof hervorhob,!) lassen eine deutliche
Verminderung und von 1871 bezw. 1866 an eine nicht minder deutliche Zu-
aahme erkennen. Jene entfernten Gebiete Innerasiens nehmen an der Klima-
schwankung Europas Theil. ‘Dafs das Gleiche im tropischen Afrika der Fall
ist, lehrt uns die Bewegung der Hochwasser des Nils von Lustrum zu Lustrum
mit einem Minimum um 1835, einem Maximum um 1846/50 und einem zweiten
schwächer ausgeprägten Minimum um 1856/60, auf welches wieder ein Ansteigen
folgt. Noch mehr, Indien, repräsentirt durch die Regenbeobachtungen zu Madras,
folgt genau derselben Schwankung. Die Amplitude beträgt hier über 0,5 m
Regenhöhe, und es verhält sich der Regenfall des trockensten Lustrums
81/90 zu demjenigen der drei feuchtesten 1816/20, 1846/50 und 1871/75
wie 2 zu 3.
In der neuen Welt lehren uns die Abflufsmengenu des Mississippi, ferner
die Bewegung des Spiegels der fünf grofsen amerikanischen Seen, hier vertreten
durch den Michigan-See, Schwankungen des Klimas kennen. Wenn auch zum
Theil von seinen nächsten Nachbarn, den grofsen Seen, abweichend, nimmt
auch der Grofse Salzsee Theil an dieser Schwankung. Um 1856 erreichte der-
selbe ein allerdings nicht sehr hohes Maximum, dem bis 1860 ein Sinken des
Seespiegels um 1,5m folgte. Von Anfang der 60er Jahre ist dann der See
um volle 3m gestiegen. Es ergiebt sich das überraschende Resultat,
dafs die Länder der gesammten Nordhemisphäre?) in der Gegenwart
ı) Wild’s Repertorium für Meteorologie I 2 S. 199.
2) und, wie ich nach meinen neueren Untersuchungen hinzufügen möchte,
nicht minder auch der Südhemisphäre.