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Full text: 16, 1888

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Kleine Notizen. 
Leute haben im Ganzen nur wenig Lust zu arbeiten, und da sie aufserdem nur 
sehr geringe Bedürfnisse haben, so legen sie bei dem kleinsten Anlafs dazu 
die Arbeit sofort nieder. 
Der Ballast darf hier, wie an der ganzen Küste von Java, aufserhalb 
der 18 Meter- — 10 Faden — -Linie über Bord geworfen werden, doch mul 
man seinen dauernden Ankerplatz näher am Lande wählen, um den Leichtern 
den Weg abzukürzen und die Uebernahme der Ladung zu beschleunigen. Die 
Leichter sind plattbodige Fahrzeuge mit kleiner Takelung und geringer Segel- 
fähigkeit und können nur bei raumem Winde segeln, Der beste Ankerplatz 
ist aus diesem Grunde in SO bis SOzO etwa 4 Kabellängen von der Brücke, 
von welchem Orte aus letztere und der Leuchtthurm in einer Linie gesehen 
werden. Die Wassertiefe beträgt 11m — 6 Faden — und der Ankergrund 
hält ausgezeichnet. Man kann von diesem Platze aus stets, auch im NW- 
Monsun, des Nachts mit der Landbriese unter Segel kommen, und bildet die 
Nähe des Landes in dieser Hinsicht kein Hindernifs. 
Schiffsproviant ist in Panaroekan nicht zu haben und an Erfrischungen 
gewöhnlich nur Fleisch. Alle anderen Gegenstände als Kartoffeln, Yams, süfse 
Kartoffeln u. s. w. sind hier am Platz eine Seltenheit und müssen von anderen 
Plätzen geschickt werden, so namentlich auch Dauerproviant. Ein hier ansässiger 
Schiffshändler, ein Holländer, übernimmt die Vermittelung für die Beschaffung 
der gewünschten Artikel; am Lager hat derselbe meistens nur einige Flaschen 
Bier und Genever, Trinkwasser von sehr schlechter Beschaffenheit liefert ein 
kleiner Flufs, aus dem man es mit dem Schiffsboote holen mufs. Es kann aber 
nur zum Kochen, und dieses auch nur bei sofortigem Gebrauch dienen, 
da es, durch die Abfälle der Fabriken stark verunreinigt, bald schwarz wird 
and Geruch annimmt und in diesem Zustande der Gesundheit recht nach- 
träglich ist. 
Stauer sind in Panaroekan nicht zu haben, höchstens Kulis zum Ueber- 
nehmen der Ladung vermittelst des Gangspills, gegen einen Tagelohn von 
einem Gulden. Mitunter trifft es sich, dafs man bei seiner Ankunft hierselbst 
ein mit der Uebernahme seiner Ladung fertig gewordenes Schiff vorfindet, 
welches Stauer von Soerabaya oder Passoeroeang mitgebracht hatte, die dann 
oft bei dem ankommenden Schiffe gleich wieder in Arbeit gehen. Ich hatte 
das Glück, auf diese Weise einen Stauer zu erhalten, der für seine Dienste 
35 Cents pro Tonne trockenen Zuckers erhielt. Bei meiner Anwesenheit hier- 
selbst im vorigen Jahre hatte ich die ganze Zuckerladung, ungefähr 800 Tonnen, 
mit Kulis und den eigenen Leuten überzunehmen und zu verstauen, ; 
Es kommen hier besonders während der Zeit von Dezember bis Mai 
wöchentlich 1 bis 2, zuweilen auch 3 Dampfer der Amsterdamer und Rotterdamer 
Linien, um Tabak, seltener um Zucker zu laden. Der Tabak wächst weit im 
Innern des Landes, und da die anderen Häfen durch Gebirgszüge, welche für 
die zum Transport dienenden Karren unpassirbar sind, von dieser Gegend 
getrennt werden, Panaroekan aber verhältnifsmäfsig leicht zugänglich ist, so ist 
dieses der Hauptverschiffungsplatz für Tabak an der ganzen Madura-Strafse, 
Während der Anwesenheit von Dampfern müssen die Segelschiffe meistens 
warten. 
Panaroekan soll in der Zeit des SE-Monsuns der ungesundeste Platz 
Javas sein, weil alsdann dem niedrigen, sumpfigen Lande in der Nähe des 
Strandes starke, für den Menschen sehr schädliche Dünste entsteigen. Die hier 
lebenden Europäer haben deshalb schon vor vielen Jahren ihren Wohnsitz nach 
dem 4 Meilen entfernten Sitoebando verlegt, wo das Klima ihnen besser zusagt, Zur 
Zeit des N W-Monsuns lebt es sich übrigens einigermafsen angenehm in Panaroekan, 
obgleich der ganze Ort nur aus Hütten besteht. Während meines vorigen 
Aufenthaltes hierselbst, im Februar 1885, wehte hier ein sehr steifer NW- 
Monsun, dieses Mal aber, im März 1886, trat nur an einigen Tagen leichter 
NW-Monsun auf, bei unausgesetzt schönem Wetter, und gegen das Ende des 
Monats war der SE- schon häufiger als der NW-Wind.“ 
Gedruckt und in Vertrieb bei E. S. Mittler & Sohn 
Königliche Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei 
Berlin, Kochstrafse 68-70.
	        
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