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Kleine Notizen.
wehte dabei frisch, die meteorologischen Verhältnisse waren keine ungewöhn-
lichen. An der Richtigkeit der Beobachtung ist nicht zu zweifeln, da die drei
Schiffe des Uebungsgeschwaders dieselbe Erfahrung machten.
5. Arbeiten im und am Suez-Kanal. („Kundmachung für Seefahrer“
No. 48/973. Pola 1887.) Der Kommandant des österreichisch - ungarischen
Schiffes „Fasana“, Freg.-Kapt. Emil Edler von Wohlgemuth, berichtet
Folgendes über die Arbeiten im und am Swuez Kanal:!)
„Die Verbreiterung der Sohle von 22 auf 37m und die Vertiefung auf
8,5 m soll binnen der drei nächsten. Jahre ausgeführt werden. Es wird dann der
Kanal durchweg die Breite haben, wie er sie gegenwärtig nur dort besitzt, wo sich
Ausweichstellen (gares) befinden. In einer weiteren Zeit wird die Verbreiterung
auf 60m in der Sohle und 126 m im Wasserspiegel angestrebt werden.
Die Arbeiten umfassen gegenwärtig: Erweiterung der Ausweichstellen,
Verflachung der Krümmungen und Terrassirungen an der Westseite, an der
Ostseite hingegen stellenweise Aushebungen als Trockenarbeiten; auf Kosten
dieses Ufers wird der Kanal erweitert.
Zu Port Said. werden die östlichen Vertäubassins von 70 auf 100m er-
weitert und auf 3,5 m vertieft, und sind diese Arbeiten im Gange.
Die Krümmung südlich von Zi Guisr besitzt jetzt nach Beendigung der
Abflachungsarbeiten 2000 m Halbmesser und 72 m Scheitelbreite.
Im Timsah-See wird wahrscheinlich noch dieses Jahr die Kanalkrümmung
auf 1250 m Halbmesser gebracht.
Die Krümmung von Toussoum wird auf 2500 m Halbmesser gebracht, so
dafs sich eine Verbreiterung der Sohle um 14,3 m ergieht. Diese Arbeit soll
im November 1888 beendet werden.
In Kleinen Bitter See wurde der Kanal im Januar 1887 von 22 auf 40m
verbreitert und die Krümmung abgeflacht. Zwischen dem Meilenpfahl 82 und
Suez sollte die Verbreiterung des Kanals an der Westseite von 22 auf 37 m noch
im Jahre 1887 beendet werden.
Das Becken von Tewfik (Port Tewfik), in welchem gegen 16 Schiffe Platz
finden, wurde vertieft, die Zufahrt wurde verbreitert.
Rücksichtlich der Häufigkeit von Unfällen im Kanal ist zu erwähnen,
dafs Strandungen zeitweise wegen schlechter Steuerfähigkeit der Schiffe, Ver-
sagens der Maschine, sowie bei steifen Dwarswinden und Nebel vorkommen,
Letztere treten meist im Januar und Februar auf; das Stranden wegen Chamesin
ereignet sich meist im April.
Bei steifen NW-Winden und Ebbe, die hier bis zu 2 Sm Stärke hat, ist
die Ausfahrt von dem Meilenpfahl 53 gegen Suez schwierig.
Die Firma Bazin & Co., sowie andere verleihen elektrische Beleuchtungs-
ausrüstungen für die Nachtfahrt zu 200 Pfund Sterling für die Durchfahrt.
7. (D. S.) Die Rhede von Tecolutlu (Golf von Mexico). Bericht
des Kapt. A. Hegemann von der deutschen Bark „Humboldt“.
„Humboldt“ ankerte am 1. April 1886 um 1 Uhr Nachmittags, von Santos
kommend, im Hafen Vera Cruz und erhielt die Order nach Tecolutlu, einem Ver-
schiffungsplatz von Mahagoni- und Cedernholz, an der Küste von Mexico, nördlich
von Vera Cruz, auf 20° 26‘ N-Br und 96° 49°W-Lg, zu versegeln. Nachdem zuvor
vom 4, bis 6, April ein Norder überstanden war, wurde am 7. um Mittag Vera
Cruz verlassen und am folgenden Nachmittage um 5 Uhr Tecolutlw erreicht.
Das Schiff lag hier auf einer offenen Seerhede vor Anker, Der beste Anker-
platz ist ungefähr %/4 Sm nördlich von.der Barre des kleinen Flusses Tecolutlu
auf einer Wassertiefe von 14,4 m (8 Fad.), von wo aus die kleine hölzerne,
weiß angetünchte Kirche des Ortes mw. SW!/,W peilt. Es ist rathsam, nur
vor dem B-B.-Anker, versehen mit einem guten Bojereep, und 80 m- (45 Fad.)
Kette zu liegen und letztere stets zum Schlippen bereit zu halten. Vor einem
etwa nöthig werdenden Schlippen der Kette nehme man den Bojereep an B-B.-
Seite nach hinten, um dem Schiffe die richtige Wendung vom Lande ab zu
geben; denn wenngleich der gefährliche Wind meistens von NW oder NNW,
also längs der Küste wehend, einsetzt, so läuft doch die See etwas dem Lande
zu und geht auf dem Ankerplatz bald in eine heftige Brandung über. Ein Versuch,
‘) Red Sea Pilot, 1883 pag. 253.