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Literarisches.
Literarisches.
Die Korrektion der Unterweser. Auf Veranlassung der Bremischen
Deputation für die Unterweser-Korrektion dargestellt von L. Franzius, Ober-
baudirektor. Mit 2 Tafeln. Bremen. Kommissionsverlag von Rühle & Schlenker.
1888. (Preis 4 A)
Nachdem die ebenso umfangreichen als schwierigen Arbeiten der Korrektion
der Unterweser, welche durch Vertiefung und Verbesserung des Fahrwassers
für die Schifffahrt auf der Weser und den Handel Bremens nicht ohne große
Bedeutung bleiben können, zum Theil ausgeführt sind, dürfte die eben genannte,
von dem leitenden Oberbaudirektor verfafste und die Arbeit beleuchtende
Schrift auch in weiteren Kreisen von Interesse sein.
Dieselbe, in vier Abschnitte getheilt, behandelt die allgemeinen Verhältnisse
der Unterweser, insbesondere vor Ausführung der Korrektion, das Projekt für
die Korrektion und die Ausführung derselben; Erläuterungen, Tabellen und
graphische Darstellungen, sowie eine Karte der Unterweser von Bremen bis
Bremerhaven sind dem Werk beigefügt. Im ersten Abschnitte geht der Ver-
fasser nach einer Vergleichung des Zuflufsgebietes der Weser in ihrem Ober-
laufe mit demjenigen ihres Unterlaufes zu einer Betrachtung der Verhältnisse
des unteren Laufes Bremen— Bremerhaven über, so wie dieselbe vor Beginn
der Korrektion des Flusses bestanden, KEingehend werden die Gefälle in den
verschiedenen Theilen dieses Laufes, dessen Flufsbett sowie die Windungen
und Zuflüsse desselben betrachtet; ferner die Einflüsse dieser Faktoren auf die
durch die Gezeiten herbeigeführte Wasserbewegung und die von diesen ab-
hängige Bewegung und Fortschaffung der dem Flusse eigenen Sinkstoffe, Der
zweite Abschnitt handelt von dem Projekte für die Korrektion des Unterlaufes,
Dieselbe bezweckt, das ganze obere Fluthgebiet oberhalb Bremerhaven’s 80 zu
verbessern, dafs eine gröfsere und regelmäfsigere Stromkraft erzeugt und diese,
etwa mit geringer Nachhülfe, dauernd erhalten werden kann. Eine gröfsere
Stromkraft kann erreicht werden durch möglichste Beseitigung aller scharfen
Krümmungen und Unregelmäfesigkeiten in der Bettform, sowie Wegschaffung
der Stromspaltungen, damit sich die Fluthwelle überall frei entwickeln kann,
Es strömt dann während der Fluth eine gröfßsere Wassermenge nach oben und
vergröfsert die Stromkraft, sowohl während der Fluth, als auch rückströmend
während der tiefer abfallenden Ebbe. Bei der Entwerfung des Projekts wurden
zunächst die neuen Hoch- und Niedrigwasserlinien ermittelt, welche unter Fest-
haltung der Fluthgröfse bei Bremerhaven und der Fluthgrenze bei Bremen nach
beseitigten Hindernissen für die Entwickelung der Fluthwelle als wahrscheinlich
gelten müssen. Aufserdem wurden vorläufig die durch die Korrektion ent-
stehenden Sohlentiefen bestimmt. Aus diesen und den neuen Hoch- und Niedrig-
wasserlinien wurden für die Stationen Bremerhaven, Brake, Farge, Vegesack,
Hasenbüren, Bremen und Hohenhausen die vorderen Hälften der neuen Fluth-
kurven und nach Analogie der bisherigen Kurven die hinteren Hälften gefunden,
Diese neuen Fluthkurven in Verbindung mit den nach der Korrektion an-
genommenen Breiten der jeweiligen Wasserspiegel dienten daun zur Bestimmung
der neuen Wassermengen. Um fernerhin zu einer gewissen mittleren Quer-
schnittsgröfse für jede Station zu gelangen, mufste für jede derselben eine
mittlere Geschwindigkeit für jede Tide angenommen werden, weil sich Wasser-
menge, Querschnitt und Geschwindigkeit gegenseitig bedingen ‘und dabei fort-
während ändern. Diese Geschwindigkeit mufste aber mindestens so gro[s sein,
dafs sie eine andauernde Bewegung und genügend schnelle Fortschaffung der
Sinkstoffe des Flusses bewirkt. Es wurde daher die Natur derselben untersucht
und daraufhin die mittlere Geschwindigkeit nicht unter 0,5m angenommen.
Nachdem hierauf die Querschnittsgröfse bei den verschiedenen Stationen aus
den Wassermengen und Geschwindigkeiten berechnet waren, wurde die Form
der Querschnitte bestimmt. Hierbei erschien es erwünscht, den Querschnitts-
theil zwischen Hoch- und Niedrigwasser möglichst grofs zu lassen und den
unter Niedrigwasser liegenden Theil entsprechend einzuengen, damit möglichst
viel Fluthwasser aufgenommen und die Strömung im Niedrigwasserbett möglichst
stark werde. Zum Schlusse der Projektirungsarbeit wurden mehrfache Revisions-
rechnungen vorgenommen, um die Zweckmäfsigkeit und Zulässigkeit der an-