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Vierteljahrs -Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte.
zurücklegen konnte. Dafs sie dieses zu thun im Stande war, war eine Folge
der nördlich von 30° N-Br angetroffenen stetigen Westwinde. Die Reise der
„Spica“ wurde gleich Anfangs sehr verlängert durch die im Stillengürtel an-
getroffenen ungünstigen Verhältnisse. Sie fand dort, vielleicht infolge des für
sin von Kap Horn herkommendes Schiff wenig empfehlenswerthen Schnittpunktes
der Linie, solch anhaltende Mallung, dafs man in 6 Tagen nur nach 3,7° N-Br
vorrücken konnte. Ebenso wurde auch der letzte Reiseabschnitt noch wieder
durch häufig wehende Ostwinde verlängert. In recht günstiger Weise verliefen
dagegen die Reisen von „Adelaide“ und „Henriette Behn“. Beide Schiffe trafen
beim Uebergange vom Südost- zum Nordost-Passat fast gar keine Mallung an
und erfreuten sich auch später eines günstigen Passats. Günstig für sie war
dann auch das frühzeitige Aufhören des Passats. Bei „Spica“ geschah dies
schon am 9, Februar in 23° N-Br und 39,2° W-Lg und bei „Heniiette Behn“,
welche damals trotz ihres östlichen Schnittpunktes der Linie weiter westlich
als der Mitsegler stand, in 21,7° N-Br und 40,2° W-Lg. Das Gebiet hohen
Luftdrucks hatte sich damals, wie auf Karte VII ersichtlich, fast ganz vom
westlichen Theile des Atlantik zurückgezogen, infolge dessen die westlichen
Winde in diesen verhältnifsmäfsig niedrigen Breiten auftraten. In der Nähe von
28° N-Br segelten beide Schiffe schon bei stürmischen Westwinden, und am
17. Februar überstanden sie in der Nähe von 32° N-Br und 33° W-Lg einen
heftigen Weststurm, der eine Folge einer sich in mittlerer Breite des Atlantik
aach Osten bewegenden Depression war (siehe Karte VIII), Auch auf dem
letzten Theile der Reise wurden beide Schiffe von anhaltend günstigen Winden
begleitet. Die Reisen von „Speculant“ und „Pedraza“ nahmen anfäuglich einen
gleichmäfsig guten Verlauf, während dies infolge der nördlich vom Passatgebiet
angetroffenen Verhältnisse nicht mehr der Fall war. „Speculant“ erreichte in
Veranlassung des schon an anderer Stelle erwähnten, auf Karte VII ver-
zeichneten fast gänzlichen Verschwindens des Gebietes hohen Luftdruckes am
15. Februar bei 22° N-Br in 42° W-Lg die polare Passatgrenze und traf nörd-
lich von derselben später fast nur westliche Winde an. Nachdem „Pedraza“
dagegen am 23. Februar die bei 25° N-Br und 45,5° W-Lg gelegene Passat-
grenze überschritten hatte, wurde dieses Schiff zwar anfänglich auch von
mäfsigen Westwinden begünstigt, der nördlich von 40° N-Br liegende Reise-
abschnitt mufßste jedoch fast ganz bei aus östlicher Richtung wehenden Winden
vollendet werden.
„Inca“ und „Dorothea“, die beiden nach Lissabon bestimmten Schiffe der
Liste, führten ihre Reisen in je 31 und 40 Tagen aus. Die letztere längere
Fahrt wurde zum Theil dadurch verursacht, dafs in nächster Nähe der Küste
angetroffene stürmische Südwestwinde das Einlaufen in den Bestimmungshafen
unmöglich machten. Die Reise wurde dadurch allein um 6 Tage verlängert.
„Columbus“, das einzige Schiff der Tabelle, welches eine Reise zwischen Aecquator
and Nordamerika ausführte, vollendete dieselbe in der befriedigend kurzen Zeit
von 25 Tagen. Dasselbe hatte den Stillengürtel schon in südlicher Breite
durchquert und wurde später in nördlicher Breite vom frischen beständigen
Passat begünstigt. Nicht weniger waren die auf dem letzten Reiseabschnitt
angetroffenen Verhältnisse günstig. Man erreichte infolge dessen schon am
16. Februar, 5 Tage später als 30° N-Br überschritten worden war, den Hafen
von New-York. Als letztes Schiff der Liste erscheint die „Mathilde“ mit
56tägiger Reise von Lagos zum Kanal. Von dieser Zeit wurden 21 Tage auf
der zwischen Hafen und 1° N-Br in 17,3° W-Lg liegenden Strecke zugebracht.
Von 10° N-Br ab waren 28 Tage zur Vollendung der Reise erforderlich, ver-
hältnifsmäfsig dieselbe Zeit, wie sie auch die übrigen Schiffe für die in Frage
stehende Strecke benöthigten.