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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
deren Winde dem Vorwärtskommen der Schiffe zwar mitunter günstig, vor- 
herrschend jedoch ungünstig waren. Lange anhaltende heftige Stürme wurden 
von „Olbers“, „Mozart“ und „Anna“ zunächst kaum angetroffen, während „Ida“ 
von denselben mehr zu leiden hatte. „Olbers“ folgte der direkten Route, wäh- 
rend die drei anderen Mitsegler sich für die Passatroute entschieden, „Mozart“ 
und „Anna“, die nur mit Mühe nach Süden hin vorrücken konnten, erreichten 
das Passatgebiet am 4. und am 6. Februar in der Nähe der Kanarien, zu einer 
Zeit, als „Olbers“ sich schon in 44,8° N-Br und 30° W-Lg befand. Nach dieser 
Zeit machte :sich jedoch die günstige Wirkung des Passats geltend. Die süd- 
licher stehenden Schiffe konnten leichter Länge gut machen, und am 15, Februar 
Mittags war der Schiffsort des „Olbers“ in 44° N-Br und 41° W-Lg, der von 
„Mozart“ in 20,6° N-Br und 43° W-Lg, während „Anna“, bei der vom 11. bis 
zum 14. Februar schwache westliche Winde geherrscht hatten, sich noch in 
18,7° N-Br und 31,4° W-Lg befand. Die Ursache dieser Passatstörung war das 
Auftreten einer grofsen Depression im mittleren östlichen Theile des Atlantik, 
die ihre Wirkungen bis in die Tropen erstreckte, während das Gebiet hohen 
Luftdrucks sich ganz nach dem westlichen Theile des Atlantik verschoben hatte 
(siehe Karte VII). Der damals in 44,3° N-Br und 18,3° W-Lg stehende Mit- 
segler „Zda“ befand sich zur Zeit dem Centrum dieser Depression ziemlich nahe, 
beobachtete aber: doch uur bei auf 745,3 mm gesunkenem Luftdruck Südwind 
von Stärke 3. Nachdem sich der Passat bei „Mozart“ und „Anna“ wieder 
eingestellt hatte, nahm die Reise dieser Schiffe für längere Zeit einen günstigen 
Verlauf, Erst auf dem letzten Reiseabschnitt, zwischen der polaren Passatgrenze 
and dem Bestimmungshafen, hatte man noch wieder an mehreren Tagen gegen stür- 
mische Gegenwinde zu kämpfen, Die Reise des „Olbers“ blieb im Ganzen von 
Stürmen in ungewöhnlicher Weise verschont, und war dieser Umstand wohl die 
Ursache, dafs sie im Verhältnifs zu denen der Mitsegler in befriedigend kurzer 
Zeit vollendet werden konnte. Am längsten von den hier zu besprechenden 
Reisen wurde die der „Ida“, Dieselbe hatte gleich anfangs im offenen Ocean 
ginen aufserordentlich langsamen Verlauf genommen. Schon am 25. Januar 
hatte man sich in 49° N-Br und 10,8° W-Lg befunden, und am 7. Februar 
stand man noch in 49,2° N-Br und 10,2° W-Lg. Nachdem nach langer Zeit 
das Passatgebiet endlich erreicht worden war, liefßs sich dort anfänglich bei 
günstigem Winde ein befriedigender Fortgang erzielen. Unweit von 21° N-Br 
in 58° W-Lg endete der Passat aber schon, worauf der ganze noch übrige 
Theil der Fahrt dann bei meist ungünstigen Verhältnissen zurückgelegt werden 
mu[ste, 
Die drei Schiffe der Liste, welche nach den Golfstaaten bestimmt waren, 
vollendeten ihre Reisen in befriedigend kurzer Zeit. „Henry“, das vom Mittel- 
meere kommende Schiff, erreichte die Mündung des Mississippi schon nach 
kurzer Fahrt von 37 Tagen. Nachdem dieses Schiff im Atlantik zunächst west- 
liche Winde, die jedoch meistens nicht ungünstig waren, angetroffen hatte, 
erreichte es am 28. Januar die in 30° N-Br und 21,6° W-Lg liegende polare 
Passatgrenze. Der später frisch und beständig wehende Passat begleitete das 
Schiff fast ganz bis zum Bestimmungshafen. Der „Oberbürgermeister von Winter“ 
würde seine Reise bedeutend rascher haben vollenden können, wenn er nicht 
gleich zu Anfang der Fahrt durch lange anhaltende Gegenwinde zurückgehalten 
worden wäre. Das Passatgebiet wurde von diesem Schiffe am 1. Januar in der 
Nähe von 20° N-Br und 30,5° W-Lg erreicht. „Niagaras“ Reise wurde unter 
nahezu denselben Verhältnissen ausgeführt, wie sie schon bei der Reise des 
Mitseglers „Anna“ angedeutet worden sind. Am 6. Februar schien bei beiden 
Schiffen, bei „Niagara“ in 32° N-Br und 12° W-Lg und bei „Anna“ in 29,5° N-Br 
und 17,5° W-Lg, der Passat einzusetzen, doch wurden später noch wieder leichte 
westliche Winde beobachtet, „Niagara“ traf beständigen Passat erst an, als 
man sich am 15. Februar in Sicht der Kap Verden befand. Es waren damals 
sehon 24 Tage seit der Abreise von 50° N-Br verflossen. Dieses weite Zurück- 
drängen des Passats war eine Folge jener, in Karte VII angegebenen Depression, 
welche sich vom 11. bis 17. Februar im östlichen Theile des Atlantik von 
südlich der Azoren her zum Kanal bewegte. Die in der letzten Hälfte des 
Monats Februar für frischen beständigen Passat recht günstig gelagerten 
Maximumsverhältnisse verschafften den Schiffen später kräftigen Ostwind, welcher
	        
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