290)
Das Verschwinden des Pelorus-Riffes im Stillen Ocean.
Das Verschwinden des Pelorus-Riffes im Stillen Ocean.)
Die südwestlich von der Tonga-Insel in 22° 57’ S-Br und 176° 25‘ W-Lg
im Jahre 1861 von Kommodore Seymour (jetzt Lord Alcester) an Bord des
britischen Schiffes „Pelorus“ entdeckte und nach diesem Schiffe benannte Un-
tiefe existirg nach den neuesten Untersuchungen des britischen Vermessungs-
schiffes „Egeria“ nicht mehr. Während der vorgenannte Offizier das Riff auf
Vs Sm passirte und deutlich die Brandung auf demselben beobachtete, und hier-
nach in den Karten die Untiefe als über Wasser liegend eingezeichnet ist,
wurde nach dem Berichte des Kommandanten der „Egeria“, Kapt. Aldrich,‘)
nichts mehr von demselben gesehen, jedoch an der Stelle desselben flaches
Wasser von 251% m (14 Fad.) Tiefe gefunden. Eine Lothung von 490m
(268 Fad.) Tiefe auf vulkanischem Gestein in einigem Abstand südlich des
Pelorus-Riffes veranlafsten ihn, die Nachforschungen aufzunehmen. Zwölf See-
meilen nördlich davon betrug die Tiefe 812 m (444 Fad.), die beiden folgenden
in Intervallen von 5 Sm genommenen Lothungen ergaben 1304 m (713 Fad.) und
1624 m (888 Fad.), Schlamm. Hierauf begannen die Tiefen abzunehmen, bis in
22° 51‘ S-Br und 176° 26‘ W-Lg, also in der Nähe der für das Riff augegebenen
Position, 613 m (335 Fad.) gelothet wurden, um dann wieder bis 1315 m (719 Fad.)
zuzunehmen. Nachdem an den beiden folgenden Tagen das Terrain weiter ab-
gelothet wurde und als geringste Tiefen 450m (246 Fad.) und 174m (95 Fad.)
gefunden waren, zeigte sich am dritten Tage hellgrünes Wasser, welches auf
geringe Tiefen schliefsen liefs; auf demselben wurden an einer Stelle 44m
(24 Fad.) gelothet und hier eine Bake über Bord gesetzt; das hellgrüne Wasser
erstreckte sich von hier in einem schmalen Streifen nach Süden und Norden,
ungefähr !/a Sm weit. Zu gleicher Zeit wurde in einiger Entfernung eben-
falls entfärbtes Wasser entdeckt; das Schiff begab sich zur näheren Unter-
suchung, während die Boote zum Lothen an ersterer Stelle zurückblieben,
dorthin. Nach dem Aussehen des Wassers schien es eine schmale Untiefe zu
sein; da jedoch ein Boot auf derselben keinen Grund lothete, so wurden mit dem
Schiff selbst Lothungen auf dem durch dio helle Wasserfarbe sich kenn-
zeichnenden Streifen angestellt, jedoch mit 278 m (150 Fad.) Leine kein Grund
erhalten. Irgend welche Organismen, welche dem Wasser die eigenthümliche
Färbung hätten geben können, wurden in dem Oberflächenwasser nicht bemerkt,
Die Umgebung des vermeintlichen Pelorus-Riffes war inzwischen gründlich
ausgelothet worden und als flachste Stelle 25'/ m (14 Fad.) gefunden, während
der Meeresboden aus lockerer Asche und Cinder bestand,
Eigenthümlich war es, dafs übrigens auch hier die flache Stelle nicht in
das hellgefärbie Wasser, sondern daneben in dunkleres fiel.
Kapt. Aldrich meint, dafs das Verschwinden des Riffes seiner lockeren,
aus den eben genannten Bodenablagerungen bestehenden Zusammensetzung ZuU-
zuschreiben ist; durch unterseeische vulkanische Eruption entstanden, hat sich
der Gipfel der Erhebung mit den angeführten lockeren Bestandtheilen bedeckt,
welche nun mit der Zeit durch die Wellenbewegung abgespült sind, und weiter
so lange resp. so weit unter der Oberfläche abgetragen werden, als die Wirkung
der Wellen reicht oder bis das feste vulkanische Gestein zu Tage tritt.
‘) Nature 1888 No. 989.
?) Pacific Isl. Vol. II, 1885, S. 8.