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Die Fluthwelle des Stillen Oceans im März 1888.
4. August kam leichte östliche Briese durch, die uns desselben Tages in den
Hafen von Hakodate brachte.
In den Sommermonaten, wenn die Nebel herrschen, ist es sehr gut, einen
Küstenlootsen an Bord zu haben. Die dichten Nebel klaren in den oberen
Luftschichten oft für eine kurze Zeit ab, und man sieht dann hier und da eine
Bergspitze, wodurch der Lootse, der das Land genau kennt, gleich in den
Stand gesetzt wird, den Schiffsort zu bestimmen. Auch wissen diese Leute
besser mit den Strömungen zu arbeiten. Die gröfste Häufigkeit der Küsten-
nebel soll nach Aussage meines Lootsen in die Monate Mai und Juni fallen.
Im Juli oder doch von Mitte Juli an wird es schon weniger nebelig; das kalte
Wasser unter der Küste ist dann schon wärmer geworden, und die Temperatur
desselben hat sich mit der des Kuro Siwo mehr ausgeglichen.
Der Hafen von Hakodate ist ausgezeichnet; Seo kann fast gar nicht auf-
kommen und der Ankergrund ist sehr gut. Man vertäut das Schiff irgendwo,
so nahe der Stadt, als man kommen kann. Zur Zeit unserer Anwesenheit waren
19 englische und französische Kriegsschiffe hier, die den Hafen nahezu voll
machten, und waren infolge dessen auch die Proviantpreise bedeutend höher
als gewöhnlich; Fleisch kostete 15 Cents, Fische 10 Cents das halbe Kilogramm.
Kartoffeln und Gemüse waren billig. Zu anderen Zeiten sind auch Fische sehr
billig zu kaufen, besonders im Winter, wenn am meisten gefangen werden. Die
Ladung, welche wir einnahmen, bestand in Schwefel, für San Francisco bestimmt.
Von diesem Artikel werden in Hakodate jährlich ungefähr 10000 Tonnen aus-
geführt, die ausschliefslich nach Nordamerika, San Francisco und New- York,
gehen.
Die Fluthwelle des Stillen Oceans im März 1888,
Ueber die im Bismarck-Archipel und an der Küste von Neu-Guinea am
13. März d. J. beobachtete außergewöhnliche Fluthwelle berichtet Heft III der
„Nachrichten über Kaiser Wilhelms-Land und den Bismarck-Archipel“ Folgendes:
„Nachdem die Expedition, welche zur Aufsuchung der Herren v. Below
und Hunstein, welche eine Erforschungsreise nach der Westküste von New-
Pommern unternommen hatten, ohne eine weitere Spur derselben zu finden,
zurückgekehrt war, wurde eine neue Expedition, bestehend aus 7 Beamten und
14 Miokesen, unter Führung des Feldmessers v. Brixen am 17. März von
Finsch-Hafen nach der Westküste der genannten Insel abgesandt. Dieselbe fand
am 18. März die Landungsstelle der v. Below’schen Expedition, welche an den
daselbst aufgefundenen, theilweise mit Seesand bedeckten Gegenständen — einem
Zelt, zerrissenen Kleidungsstücken, zerdrücktem Wellblech — leicht erkenntlich
war. Sodann begab sich eine Abtheilung der Expedition an einem zerstörten
Dorfe vorbei zu der Stelle, wo die Vermifsten nach Angabe der beiden ge-
retteten Miokesen in der Nacht vom 12. zum 13. März am Strande gelagert
hatten. An dieser Stelle fällt das Terrain sehr steil, etwa 25m, zum Meere ab
und es ist nur ein schmaler, flacher Küstenstrich zwischen dem Abhange und
der See vorhanden. Die Fluthwelle hatte daselbst eine Rutschung des Hanges,
mit welcher grofse Steine und Bäume herabgerissen waren, verursacht, so dafs
an dieser Stelle eine Rettung kaum möglich war, zumal nach Aussage. der
beiden Miokesen das Ereignifs vor Tagesanbruch eingetreten ist. Aufser einigen,
mit dem Messer abgeschnittenen Bambusstäben war keine Spur von einem Lager-
platz wahrnehmbar. Auch eine am 19. März vorgenommene Nachgrabung führte
zu keinem Resultate. Seesand, Steine und Geröll bedeckten das frühere Niveau
des Strandes über 4 Fufs hoch. Am 20. März wurden einzelne Abtheilungen
in das Innere des Landes in nordöstlicher und südlicher Richtung ausgesandt
und hierbei das Lager der aus dem ober. erwähnten Dorfe entkommenen Kin-
geborenen aufgefunden. Da diese durch Geberden und Zeichen die Aussagen
der Miokesen bestätigten, unterliegt es wohl keinem Zweifel, dafs die Herren
v. Below und Hunstein die Öpfer der Fluthwelle geworden sind. Am
21. März wurde daher an der Unglücksstelle ein grofses Kreuz errichtet und