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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Aus dem Reiseberichte der dentschen Bark „Brazileira“. 
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thum der Herren Robertson & Hernsheim, mit Kopra von den verschiedenen 
Inseln der Marschall-Gruppe, ein Schoner von Honolulu und die Deutsche Bark 
„Ingeburg“, Kapt. Zimmermann, von Hamburg via Sydney, die eine Ladung 
Kopra für Europa einnahm. Aufser diesen Handelsschiffen befand sich im 
Monat Mai noch das Deutsche Geschwader im Hafen, bestehend aus S.M.S. 
„Bismarck“, „Gneisenau“ und „Olga“, dessen eine Aufgabe darin bestand, den 
Herrn Dr. Knappe als Reichskommissar für die Marschall-Gruppe einzusetzen, 
In’ Jalwit ist seit einiger Zeit ein Deutscher als Lootse thätig, der vom Reichs- 
kommissar hierzu berufen ist. Derselbe fährt den ankommenden Schiffen, sobald 
sie in Sicht kommen, in einem Boote entgegen. Ein Schiff, welches sich vor 
der Südwestpassage befindet, ist vom Orte aus nicht zu sehen; indefs wird für 
gewöhnlich und von den meisten Schiffen die Südostpassage zum Einsegeln in 
die Lagune benutzt, vor welcher sie sich in Sichtweite von der Station befinden. 
Zum Ausgehen bedient man sich dagegen in der Regel der Südwestpassage, 
seltener und nur mit kleinen Fahrzeugen der Nordostpassage, 
Ein Theil der von uns aus Ponape eingebrachten Ladung bestand aus 
fruchtbarer Dammerde, zur Anlegung eines Gartens in Jalutt bestimmt, wo der 
Boden überall nur aus Korallenerde besteht. Der Boden bringt daher hier 
auch kein Gemüse hervor, und kann man Proviant nur in Form von Konserven 
erhalten, aufser gelegentlich Yams, die von Ponape eingeführt werden. Auf 
letzterer Insel sind dieselben von Oktober bis März in Menge vorhanden, ebenso 
Schweine, wogegen in den Sommermonaten besonders Brotfrucht zu haben ist, 
die sich aber nicht zur Ausrüstung eines Schiffes eignet, weil sie sich nur einige 
Tage gut erhält, In Jaluit hat man meistens einen genügenden Vorrath von 
Trinkwasser — Regenwasser — in Cisternen zur Hand. ; 
Auf unserer nächsten Reise von Jaluit nach den Karolinen näherten wir 
uns am Nachmittage des 9. Juni 1886 der Gruppe der Providence-Inseln und 
peilten um 8 Uhr Abends die Südinsel mw. NzO, 5 Sm entfernt, worauf für die 
Nacht beigedreht wurde. Am folgenden Morgen stand das Schif um 8 Uhr 
2 Sm mw. SzO von der Passage, und um 9% Uhr passirten wir dieselbe bei 
umlaufenden Winden von SE bis NE und Böen mit heftigem Regen. Die Passage 
führt von Süden, zwischen zwei kleinen Inseln an B-B. und einer kleinen, mit 
etwas Buschwerk bewachsenen an St-B. hindurch, in die Lagune hinein, Die 
geringste Wassertiefe, die wir in derselben durch Lothung festgestellt haben, 
betrug 7,2 m (4 Fad.). Nachdem wir den ganzen Tag, Vormittags bei anhaltendem 
Regen und Nachmittags bei aufklärendem Wetter, in der Lagune gekreuzt 
hatten, erreichten wir um 6 Uhr Abends unsern Ankerplatz auf einer Tiefe von 
22 m (12 Fad,). Die geographische Breite dieses Platzes bestimmten wir durch 
astronomische Beobachtungen zu 9° 46,5‘ Nord. - ) 
Am 15. Juni verliefßsen wir Providence wieder. Beim Segeln durch die 
Lagune war entweder der Kapitän oder ich im Topp, um. nach den zerstreut 
liegenden kleinen Bänken Ausguck zu halten. Um 9 Uhr Morgens kamen wir 
durch die Passage und setzten dann die Reise nach Pingelap fort. Nach- 
dem diese Insel angelaufen war, peilten wir auf der Weiterfahrt am 21. Juni 
die Insel Jekoits bei Ponape mw. WzS in 15 Sm Abstand. Wir steuerten den 
Kurs nach der Mants-Passage, an der Ostseite der Insel Ponape, welche die 
Insel Parum, einsegelnd, an Steuer- und Mants an Backbordseite hat. Die- 
selbe ist sehr schmal, und da aufserdem ein ziemlich starker Strom läuft, 
ist sie mit Sicherheit nur bei frischer südöstlicher Briese zu passiren.. Von 
hier gelangt man auf einem grofsen Umwege, zwischen vielen Korallenbänken 
hindurch, nach dem Ankerplatz bei der Insel Lungur, ; 
Diesen Ankerplatz verlielsen wir wieder am 29. Juni, wie auf der ersten 
Reise durch die Nordwest-Passage, Am Nachmittage des 7. Juli segelten wir 
bei lebhaftem Ostwinde durch die Passage in die Lagune der Insel Lukunor 
und erreichten um 3 Uhr Nachmittags. den Ankerplatz unfern der Station, 
welche 0NO0'/40 peilte, auf einer Tiefe von 21,6 m (12 Fad.). Die Neuseeland- 
Station peilte von hier aus SOzO mw. Der Kurs von Lukunor nach der Süd- 
passage der Insel Sotoan soll nach der Karte mw. SSW!/2W sein, aber auf 
unserer Fahrt dorthin am 8. Juli fanden wir, dafs derselbe nicht richtig sein 
kann, indem wir SzO zu steuern hatten. 
Ann. d. Hydr, ote., 1898, Heft XI. *
	        
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