Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Pallas“,
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denselben weit von der Küste abgetrieben worden, und hatten wir vom 3. bis
4. März nach astronomischen Beobachtungen eine Stromversetzung von 63 Sm
nach S in 24 Stunden. Nachdem der Wind am 3. März eine östliche Richtung
angenommen hatte, legten wir das Schiff über B-B. wieder dem Lande zu.
Auf der Weiterreise war der Wind zunächst meistens aus östlicher und süd-
licher Richtung, später wechselten in der Nähe der Küste Land- und Seewinde
miteinander ab, mit welchen am 12. März die Rhede von Corinto nach einer
Reise von 26 Tagen erreicht wurde,
Unser Aufenthalt hierselbst dauerte bis zum 21. März, und wir benutzten
denselben, das Schiff an eine Sandbank zu holen und soweit als möglich den
Boden zu reinigen und zu malen. Am Mittage des letztgenannten Tages ver-
segelten wir nach Tamarindo, wo wir am folgenden Tage, am 22. März, um
2 Uhr Nachmittags auf einer Tiefe von 12,6 m (7 Fad.) über Sandgrund ankerten.
Von unserem Ankerplatze peilte der Vulkan Viejo N 22° W, Monotombo N 47° O0
und Kap Desolado S30° O zw. Von Tamarindo bis Kap Desolado scheint die
Küste bis auf einen Abstand von 25m sehr unrein zu sein, da wir. auf dieser
ganzen Strecke fortwährend eine starke Brandung beobachteten. Ein Schiff
sollte sich dieser Küste nur mit der gröfsten Vorsicht nähern und mindestens
3 Sm von derselben entfernt bleiben. Aufserdem sind die Karten sehr
unzuverlässig; jedenfalls ist diejenige, welche ich besitze, „West Coast of
Central-America, Coiba Isl. to San Blas, James Imray & Son 1870/71“, als
ganz fehlerhaft zu verwerfen. Auf der Industrie-Klippe, welche so wenig wie
die Klippen in der Richtung auf Kap Desolado in meiner Karte verzeichnet ist
und die 4 bis 5 Sm nach SE'/2S von unserm Ankerplatz vor Tamarindo entfernt
liegt, habe ich nur ein einziges Mal Brandung bemerkt und dieses auch nur
bei sehr niedrigem Wasser und einer äufserst hohen Dünung.
Beifolgend gebe ich eine Skizze der Umgebung von Tamarindo, vom
Kap Desolado bis zum äufsersten sichtbaren westlichen Kap. Die Ausführung
dieser Zeichnung läfst allerdings viel zu wünschen übrig, doch sind die Umrisse
der Berge, Hügel u. s. w. ziemlich genau, so dafs ich immerhin hoffen darf,
diese Küstenansicht, namentlich die der Vulkane, werde den Kapitänen bei der
Ansegelung von Corinto und Tamarindo von einigem Nutzen sein, womit der
Zweck derselben vollständig erreicht wäre. Der in der Zeichnung vermerkte
grofse Baum in der Richtung zwischen dem kleinen Cerrito und Monotombo ist
eine sehr gute Landmarke und leistet in Verbindung mit dem westlichen Land-
rorsprung und Kap Desolado bei der Ansegelung des Ankerplatzes vor Tama-
rindo gute Dienste. Auf einer Wassertiefe von 11m (6 Fad.) liegt das Schiff
noch ziemlich weit von der Brandung entfernt, und man könnte in der guten
Jahreszeit noch etwas näher an das Land herangehen, bis auf die Verbindungs-
linie Kap Desolado—westliches Kap. Innerhalb dieser Linie zu gehen, möchte
ich aber nicht anrathen, da das Schiff dann, wenn es mit auflandigem Winde
nach der Küste zu schwait, mit dem Heck nicht über 3 Kabllg. von der
Brandung frei liegen würde.
Am 12. Mai 1887. verliefsen wir um 6 Uhr Morgens unsern Ankerplatz
bei Tamarindo mit ca 600 Tonnen Gelbholz an Bord, um nach Corinto zu
segeln und dort den Rest der Ladung, etwa 300 Tonnen, überzunehmen.
Nachdem wir den Tag über unter der Küste westwärts aufgekreuzt hatten,
wurde Abends 14 Sm von Corinto geankert. Während der Nacht hatten wir
Gewitter mit heftigem Regen. Am folgenden Morgen um 5 Uhr lichteten wir
den Anker wieder und gelangten Abends bis zur Insel Cardon, woselbst wir
um 10 Uhr auf einer Tiefe von 14,4 m (8 Pad.) abermals ankerten. Auch in
der folgenden Nacht trat heftiges Gewitter mit Regen auf. Es schien, als ob
die schlechte Jahreszeit bereits eingesetzt hatte. Um 9 Uhr Morgens den
14. Mai kam ein Lootse an Bord, der das Schiff um 12! Uhr Mittags auf der
Rhede von Corinto zu Anker brachte,
‚ Es sind in Corinto zwei Lootsen, die den Schiffen auf 1 bis 2 Sm
antgegenkommen und gut mit denselben manövriren können. Der abgebrannte
Leuchtthurm auf der Insel Cardon ist wieder aufgebaut und zeigt ein sehr
yutes festes Feuer.