Aus dem Reiseberichte der deutschen Bark „Pallas®.
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Townsville war vor 4 bis 5 Jahren noch ein kleiner Platz mit einer
Einwohnerzahl von 3—4000- Seelen, ist jetzt aber schon von Bedeutung und
hat eine Bevölkerung von 14—15000. Es liegt am Ross Creek an der Cleve-
land-Bai
Beim Einsegeln in Townsville erhält man den Lootsen, nachdem Kap
Cleveland in einem Abstande von 1 bis 2 Sm umsegelt ist, auf das gegebene
Signal. Derselbe kommt in einer Dampfbarkasse. Der Ankerplatz der Sogel-
schiffe ist zwischen der Magnetic-Insel und dem Festlande, wo auf einer Wasser-
tiefe von 7,2m (4 Fad.) der Grund aus hartem Schlick besteht und sehr gut
hält. Die Schiffe liegen, weil Raum genug zum Schwaien vorhanden ist, hinter
einem Anker und gegen alle Winde geschützt. Von diesem Ankerplatze beträgt
die Entfernung bis nach Townsville 6 Sm. Die Dampfer ankern gewöhnlich
recht vor dem Creek, welcher Platz aber nur zu gewissen Zeiten geeignet ist,
indem hier oftmals bei östlichen Winden eine starke unangenehme See steht,
durch welche das Löschen und Laden gelegentlich unmöglich gemacht wird.
Um nach der Stadt zu kommen, mufs man sein eigenes Boot benutzen, aufser
wenn sich einem mit einem Leichter oder einer Dampfbarkasse dazu die Gelegen-
heit bietet. Ein Segelboot gebraucht zu dieser Fahrt meistens 2 bis 3 Stunden,
Die Leichterfahrzeuge, von denen 7 oder 8 vorhanden sind, sind zum Theil Segel-
fahrzeuge, zum Theil Dampfer, mit einer Tragfähigkeit von 70 bis 100 Tonnen
— ein alter, ziemlich aufgebrauchter Dampfer ladet sogar 300 Tonnen — und
sämmtlich mit einer Dampfwinde versehen, für deren Gebrauch man 4 d. die
Tonne zu zahlen hat. Im Allgemeinen geht das Löschen und Ladeu rasch von
statten; da hier aber nur die beiden grofsen Firmen: Burns, Philip & Co.
und Aplin, Brown & Co. im Besitze der Leichterfahrzeuge sind, so hängt die
Schnelligkeit, mit der man abgefertigt wird, ganz davon ab, ob diejenige der
genannten Firmen, an welche man konsignirt ist, mehr oder weniger stark mit
ihren Leichtern beschäftigt ist. Ferner kommt noch in Betracht, dafs die
Dampfer, von denen dieser Hafen im bedeutenden Mafse frequentirt wird, durch
dieselben Leichter entlöscht und beladen werden.
Den Ballast — in Form von Sand — liefert der Konsignatär. Der Preis
ist aufsergewöhnlich hoch, nämlich 8 sh. die Tonne, doch mufs man ihn wohl
oder übel bezahlen, Kin kleines Schiff, welches nur wenig Ballast gebraucht,
könnte denselben vielleicht mit den eigenen Booten von der Magnetic-Insel
holen, allein für ein gröfseres Schiff würde dieses zu zeitraubend sein, Auch
das Trinkwasser erhält man vom Konsignatär, und zwar gegen eine Zahlung
von 8 sh. für 100 Gallonen. Dasselbe wird in grofsen eisernen Tanks mit den
Leichtern längsseits geschickt und von der eigenen Mannschaft übergepumpt.
Der einzige Bedarfsartikel, der in Townsville billig ist, ist Fleisch. Bei
ausgezeichneter Qualität kostet dasselbe 3 d. das Pfund. Kohl, Rüben u.8s. W.,
sowie Früchte sind zwar zu haben, aber sehr theuer. So kostet beispielsweise
ein kleiner Kopf Kohl 1 sh, Die Kartoffeln werden von Sydney eingeführt
und kosten 50 Kilo 9 bis 10, ja sogar häufig 15 sh.
Alle Schiffe sind lootspflichtig, Das Lootsgeld beträgt einkommend 4 d.
und ausgehend 2 d. für die Registertonne. Anderweitige Hafenabgaben sind
nicht vorhanden. Ein mit Stückgütern beladenes Schiff hat während seiner
Löschzeit sowohl in der Nacht wie am Tage einen Zollbeamten — Tidewaiter —
an Bord, der in Gemeinschaft mit dem Steuermann die gelöschten Güter zählt
und anschreibt und, wenn der Leichter beladen ist, dessen Luken verschliefst,
was auch mit den Schiffsluken am Mittag und Abend nach eingestellter Arbeit
geschieht. Am Lande werden die Leichter an der Werft des Konsignatärs
gelöscht und die Waaren von den Klerks desselben und Zollbeamten in Empfang
genommen, 80 dafs ein Irrthum nicht gut möglich ist. An beiden Seiten der
Mündung des Ross-Flusses sind grofse Wellenbrecher hinausgebaut, und es be-
steht die Absicht der Regierung, zwischen denselben einen Hafen und weiter
atromaufwärts Docks anzulegen, so dafs voraussichtlich nach Verlauf einiger
Jahre die gröfsten Schiffe unmittelbar an einer Kaje löschen und laden können.
Augenblicklich gestatten die Wasserverhältnisse nur Schiffen mit einem Tief-
gange bis zu 3,3 m (11 Fufß) das Einlaufen in den Ross Creek.
Desertionen kommen in Townsville selten vor, aber nur aus dem Grunde,
weil die Schiffe weit von der Stadt liegen und die Leute keine Gelegenheit
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