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Rat-Insel, Houtman Abrolhos (West-Australien).
dem Kiel. Sobald die Rhede, die etwas im Osten von Rat-Insel gelegen ist,
und deren Lage an etwa dort ankernden Schiffen oder an den in der Nähe am
Lande errichteten Gebäuden leicht erkannt werden kann, Nord peilt, muß der
Kurs entsprechend geändert und dem Ankerplatze zugesteuert werden, wobei
man je nach dem Winde an der West- oder Ostseite der felsigen Stellen
passirt. Da die Wassertiefe auf dem Ankerplatze grofs — 17 bis 20 Fad. —-
und in der Fahrt zu ankern deshalb einigermafsen gefährlich ist, sollte man
nach Möglichkeit dafür Sorge tragen, dafs man, bevor man den Anker fallen
läßfst, das Schiff aufdrehen lassen kann. Wir kamen unter der Führung von
Herrn Davis, dessen Lokalkenntnisse ich nicht genug rühmen kanp, um
{1* 10” a. m. ohne Mühe und Gefahr zu Anker.
Die Vortheile, welche der Südkanal bietet, können nicht zu hoch an-
geschlagen werden. Die Schiffe kommen hierher zu laden im Sommer, wenn
der Wind fast immer südlich ist, was für den ganzen Weg durch den Südkanal
bis zum Ankerplatze eine günstige Gelegenheit abgiebt, während es auf dem
Wege durch Good Friday-Bai ein Wind recht von vorn ist, der ein Schiff oft
nöthigt, zum Aukerplatze aufzuwarpen und auf diese Weise eine lange Zeit zu
verlieren,
Die Herren Broadhurst, Mc Neil & Co., die Besitzer der Guano-
Lager, haben Alles gethan, um den Transport des Guanos zu erleichtern und
die Beladung der Schiffe zu fördern, so dafs diese hier in der That ebenso
rasch bewerkstelligt wird, als an manchen Orten, die schon ebenso viele Jahre,
als Rat-Insel Monate, als Verschiffungsplätze bestehen. Es sind zur Zeit zwei
grofse gute Leichter vorhanden, ebenso Spurbahnen, Pferde und viele Arbeiter,
and bei gutem Wetter, welches hier die Regel bildet, können einem Schiffe
90 bis 100 Tonnen Guano täglich geliefert werden.“
Ein letzter Bericht ist von Kapt, J. George von der Londoner Bark
„Argonaut“, ein Schiff von 1041 Registertonnen Gröfse, das während der Mo-
nate März und April 1888 bei Rat-Insel ladete. Derselbe lautet:
„Wir verlielßsen, nach Rat-Insel bestimmt, King George's Sund am
18. Februar, machten am 28. Februar das Land auf der Höhe von North- und
South Hummocks, die auf der Küstenstrecke zwischen Fremantle und Champion-
Bai eine sehr auffällige Landmarke bilden, und steuerten dann mw. N!/AW. Am
nächsten Morgen um 4 Uhr peilte Champion -Bai - Feuer NzO, 16 Sın entfernt.
Von hier steuerten wir WNW, passirten Hummock-Insel, die sehr niedrig ist
und auf der eine Bake steht, um 7° a. m. und dann W!'/N, welcher Kurs uns
gut luvwärts von Woody-Insel brachte. Letztere Insel ist durch einige Bäume,
die darauf stehen, leicht auszumachen; auch steht jetzt eine Bake darauf: eine
lange Stange mit einem Fafs an der Spitze. In der Nähe von Woody-Insel
drehten wir bei und machten später noch einige Gänge, um uns gut luvwärts
zu halten. Die südliche Insel ist niedrig und sieht aus wie eine Sandbank; die
Passage ist zwischen dieser und Woody-Insel. Um 10° a. m. kam ein Leichter
ab, und einer von der Besatzung kam an Bord, um uns einzulootsen, Wir
näherten uns der Passage auf NW-Kurs, bis die Bake auf der Insel ONO pecilte,
steuerten dann N'4A0O, um die erste auf einem Riffe stehende Bake an Backbord
zu passiren, und darauf NzO, so dafs die zweite Bake an Steuerbord blieb.
Von hier an haben Schiffe jeder Gröfse Raum genug, um ankern zu können.
Die dritte Bake passirten wir auf NY.O-Kurs wieder an der Backbordseite;
alsdann drehten wir um die Bake herum kurz auf und ankerten auf 15 Faden,
die Brücke in SWzW. Hier lagen wir vor 60 Fad. Kette und einem Anker
während der ganzen Zeit unserer Anwesenheit.
Wenn Woody - Insel NW peilt, sieht der Kanal sehr eng aus, ist aber
weit genug für Schiffe jeder Gröfse; man muls sich nur in der Mitte des Kanals
halten. Vom SW-Ende von Woody-Insel erstreckt sich ungefähr 1 Kabllg. weit
eine weifse Bank, die jedoch jederzeit gut zu sehen ist. Kine halbe Kabellänge
vom Ende des Riffes fand ich 4 Fad. Sobald man den Kanal passirt ist, hat
man ganz schlichtee Wasser und Raum genug, um aufdrehen und ankern zu
können. Die Einsegelung in den Kanal sollte nur mit gutem Winde geschehen.
Die Herren Broadhurst, Me Neil & Co. sparen weder Mühe noch
Kosten, um das Fahrwasser durch Baken kenntlich zu machen und die Schiffahrt
hier zu sichern und zu erleichtern. Wenn ein Schiff erwartet wird, hält man