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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
während ersteres rasch nach der Kara-See und dem Innern von Sibirien fort- 
schritt. In welcher Weise die plötzliche Verstärkung und darauf folgende 
Theilung dieser Depression vor sich gegangen ist, läfst sich aus den Berichten 
der isländischen Stationen nicht genauer erkennen. 
Am nördlichen Ende des Gebietes hohen Luftdruckes, welches bereits 
in diesen Tagen Ost-Europa bedeckte, trat am 30. Dezember ein untergeordnetes 
Centrum hohen Druckes auf, dessen Ausbildung schon am 28. im Rücken der 
Depression auf dem Eismeere begonnen zu haben scheint und nun beim Fort- 
rücken dieses Maximums nach Süden reifßsenden Fortgang nahm, so dafs es am 
1. und 2. Januar des Jahres 1885 die für Europa fast unerhörte Höhe von 
792 mm hatte! Die Herrschaft dieser aufserordentlichen, aber sehr kurzlebigen 
Anticyklone kennzeichnet den kurzdauernden Zeitabschnitt vom 31. Dezember 
bis zum 3. Januar, während dessen sich gleichzeitig im westlichen Theile 
unserer Karte III zwei intensive, ostwärts wandernde Anticyklonen zeigen; die 
Minima, welche in diesen Tagen auf der grofsen Dampferstrafse und auf dem 
Portugiesischen Meere sich fortpflanzten, waren nur Ausbuchtungen der gro(sen 
stationären Depression bei Island, welche wir schon oben erwähnten. Die 
gröfsere unter diesen bewirkte am 1. Januar längs 20° W-Lg ein Umspringen 
des Windes von S nach NW, dessen grofse Ausdehnung die folgenden Schiffs- 
beobachtungen zeigen. 
S. 28. Um 9a sprang der Wind bei heftigem Regen plötzlich um nach NW 9; gleich 
nachher war er flau und unbeständig. Um 11a wieder Wind NW 10. — S. 31. Wind um 2p 
SSE 9 und um 4p WNWS8. -— SS. 33. Wind von 10a an allmählich umlaufend nach NW. Um 
12a Wind NW5. — S. 36. Um 4p niedrigster Luftdruck = 726,8 und Wind EzS 11. Um 6p 
Wind SzW 7. — S. 20. Um 6l/2g p sprang der Wind in einer orkanartigen Regenböe um von SzW 11 
nach WNW4. Niedrigster Luftdruck dann = 746,6. — S.8. Um 2p wurde es nach einer heftigen 
Böe beinahe windstill; bald darauf kam ein leichter, allmählich auffrischender nordwestlicher Zug 
durch. Niedrigster Luftdruck um 122 — 744,3. — S. 62. Heftiger Regen; um 6p aufklarend; um 
LO p, nach einer heftigen Regenböe, lief der Wind von S9 um nach NW 5. — S. 89. Um 121228 
nahm der vorher aus SSE wehende orkanartige Wind plötzlich bis zur Windstille ab. Nach einer 
Viertelstunde kam dann ein leichter nordwestlicher Zug durch, der allmählich bis zur frischen Briese 
zunahm. -— S, 54. Wind um 12a SSW 4, um 2p WNW83 und um 6p NNW5. 
Fälle, wo, wie am 2. Januar, das ausgedehnte Gebiet unserer Wetterkarten 
nur von vier grofsen Phänomenen — droi Anticyklonen und einer Cyklone — 
eingenommen wird und wo ein einheitlicher Abfall im Luftdruck von 792 mm 
in Central-Russland auf 725 mm westlich von Island sich zeigt, sind sehr selten. 
Zudem hatte das gewaltige Maximum in Ost-Europa eine ungewöhnlich regel- 
mäfsige Form und nach allen Seiten ziemlich raschen Abfall, so dafs das 
windstille Gebiet seines Centrums umgeben war von einem sehr ausgeprägten 
anticyklonalen Luftwirbel, der stellenweise, am Schwarzen und Weifsen Meere, 
in West-Russland und Irland, zu stürmischer Stärke anwuchs. Wie nicht anders 
zu erwarten, herrschte dabei in den nördlichen und östlichen Theilen der beiden 
kontinentalen Anticyklonen starker Frost; die Isotherme von — 30° C. umfafste 
in Amerika ein Gebiet westlich vom Oberen See, bis 43° Breite südwärts und 
zwischen 101° und 89° Länge, in der alten Welt den Ostabhang des Urals 
südwärts bis 55° Breite. 
Am 3. Januar erreichte das Centrum der europäischen Anticyklone das 
Schwarze Meer, jenes der amerikanischen den Atlantischen Ocean. Hiermit ist 
ein rascher Umschwung in der Wetterlage gegeben, indem die erstere sehr 
schnell ihre Intensität verliert, so dafs nur ein schwacher Rest derselben nach 
dem Kaukasus weiter wandert und auch die letztere, trotzdem sie nun mit dem 
Maximum der Rofsbreiten verschmilzt und gemeinsam rasch sich ostwärts fort- 
pflanzt, an Höhe einbüfßst, bis sie am 7., wo sie am Biscayischen Busen angelangt 
ist, sich theilt, worauf der schwache östliche Theil nach Ungarn weiterschreitet, 
der stärkere westliche aber in die gewöhnliche Position eines atlantischen 
Maximums, bei den Azoren, zurückkehrt. 
Dieser neue Zeitabschnitt, der vom 4.—10. Januar dauert, zeichnet 
sich vor Allem dadurch aus, dafs in Nord- und Mittel-Russland an Stelle des 
gewaltigen Maximums eine Reihe von schwachen Depressionen getreten ist, 
während umgekehrt zwischen Spanien und den Azoren der Druck bedeutend
	        
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