Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte.
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Verschiedenheiten dar. In den Bahnen der Cyklonen weist aber die Karte III
dennoch gewisse grofse einheitliche Züge auf: im Westen die Bewegung zweier
tiefer Cyklonen in hoch nördlicher Richtung nach Nordgrönland hin, im Osten
zwei aus einer ostwärts in eine südwärts gerichtete Bewegung übergehende
Cyklonen, deren fernere intensiv und für Europa sehr bedeutsam war; endlich,
im Gegensatz zu dem entschiedenen Fortschreiten dieser vier Gebilde, im Norden
über der Dänemarkstraßse und bei Spitzbergen eine Andauer anscheinend
stationärer Minima, für deren Verfolgung aber das Material mangelt, so dafs
man auch nicht bestimmt sagen kann, ob es sich wirklich um das Umherpendeln
derselben Wirbel oder um die rasche Aufeinanderfolge mehrerer dabei handelte;
immerhin sind die Angaben auf unseren Karten über die Lage der Depressionen
in dieser Gegend während dieses und auch der nächst vorhergehenden und nach-
folgenden Quartale durch die Beobachtungen von der dänischen Expedition an
der Ostküste Grönlands iu 65'2° N-Br und 37° W-Lg, im Zusammenhalt mit
jenen der isländischen Stationen, ziemlich sichergestellt. .
Ueber die Fortpflanzung des grofsen Wirbels von der Nordsee nach dem
Mittelmeer am 19.—21. Dezember, sowie über den Umschwung in der Wetterlage
für Central-Europa, welche sie bewirkte, findet man einiges Nähere in der
„Monatlichen Uebersicht der Witterung“ von diesem Monat. Im Rücken dieses
Minimums, welches für die folgenden Tage über dem Mittelmeere, unter großer
Abschwächung, stationär wurde, bildete sich ein langer Streifen hohen Druckes
aus, in welchem ein Maximum von Schottland nach dem Aralsee wanderte,
während an seinem Westende ein anderes auf dem Ocean stationär lag. Die
Temperatur sank dabei jedoch in Central-Europa nur langsam, wahrscheinlich,
weil die östliche Luftströmung, welche nunmehr hier herrschte, nicht aus NE,
sondern aus SE stammte und weil auch der Himmel bewölkt blieb.
Auf dem Ocean war in diesen Tagen hauptsächlich die Fortpflanzung der
zwei Depressionen, am 18.—20. im Westen und am 22.—26. im Osten, be-
merkenswerth, deren erstere ungemein rasch, die letztere ziemlich langsam vor
sich ging; dieser Unterschied dürfte in den Temperaturverhältnissen seine Er-
klärung finden. Beide Minima hatten sich zwischen dem oceanischen und einem
kontinentalen Hochdruckgebiete durchzuzwängen. Der Temperatur-Unterschied
zwischen beiden betrug aber beim ersten etwa + 16° und — 24° — 40°, beim
letzteren + 6° und — 8° = 14°C. Nur ganz lokal zeigte am: Morgen.des 23.
nach heiterer windstiller Nacht das Thermometer in Upsala — 22° €. r
Am 19. Dezember. 8.59 (70° W, 33° N). Um 41/2 a Wind umspringend von SW 9 nach
NW 10. Gewitter, — S. 13 (60° W, 41° N). Um 10a Wind S10, um 12a W8 und um 4p WNWS9.
Niedrigster Luftdruck = 738,7 um 12a. — D. 40. Um 8p Wind SW 10 und Luftdruck = 731,8. —
S. 12. Um 8 p niedrigster Luftdruck == 741,7 und Wind SSW 11. Um 10p Wind NW9. — D. 46,
Um 8p Luftdruck = 734,0 und Wind W 9.
Am 21. Dezember. S. 22 (28° W, 12° N). Zwischen 48 und 8a Elmsfeuer.
Am 22. Dezember. 5S. 59. Früh Morgens und spät Abends bei Sturm und heftigem
Gewitter war das Elmsfeuer sichtbar. — S. 40. Um 4p niedrigster Luftdruck = 755,6; um 8p
Wind S11 und um 10p W11; Blitzen. — D. 49. In der ersten Wache erschien während einer
heftigen Hagelböe das Elmsfeuer. Ueber das ausgebreitete Seebeben bei den Azoren am Morgen
dieses Tages findet man die Berichte in den „Ann, d; Hydr.“ etc, 1885, S. 182 und 599, 1886 S, 37,
sowie in Rudolph: Ueber submarine Erdbeben, in Gerland’s Beiträgen zur Geophysik, Bd. I.
Am 23. Dezember, S. 29 (68° W, 39° N). Schweres Gewitter, um 4a Wind plötzlich
umspringend von SSW 8 nach WNW 7.
Das Bild, welches uns Karte III von der folgenden Woche vorführt, ist
sehr abweichend von demjenigen der eben betrachteten Karte II; an Stelle des
Maximums auf der Mitte des Oceans, welches nach dem 26. bei der Annäherung
eines intensiveren Maximums von Canada plötzlich verschwand, erstreckt sich
nun ein Gebiet niederen Lnftdruckes von Grönland nach NW-Afrika, während
über Europa und im Westen des Oceans hoher Luftdruck lagert.
Der Zeitabschnitt vom 27.—30, Dezember wurde eröffnet gleichzeitig
durch das eben erwähnte Verschwinden des Maximums und durch die plötzliche
Vertiefung der schwachen Depression bei Island, welche zum folgenden Tage
sich anscheinend in zwei getheilt hat, indem das Hauptcentrum rasch nordost-
wärts fortgeschritten ist, aber westlich von Island ein zweites Minimum hinter-
lassen hat. Letzteres verblieb nun bis zum 7. Januar in derselben Gegend,