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Reisebericht des deutschen Dreimastschoners „Albatrofs“,
An der Lombok-Küste soll dagegen am Tage stets eine frische See- und in der
Nacht eine frische Landbriese wehen, und daselbst auch Fluth und Ebbe regel-
mäfsig mit einander abwechseln. Um die sich aus diesen Verhältnissen er-
gebenden Vortheile aber voll ausnutzen zu können, hat man sich so dicht unter
der Küste zu halten, als dieses mit der Sicherheit des Schiffes erträglich ist.
Unter der Lombok-Küste sollen auch die Stromkabbelungen im Allgemeinen nicht
so stark sein, als für gewöhnlich angenommen wird. Wir lichteten daraufhin
um 2 Uhr Nachmittags, als etwas Briese durchkam, unseren Anker, um zu ver-
suchen, nach der Lombok-Seite hinüber zu kommen, Der Wind flaute indefs
ganz wieder ab und da die Strömung das Schiff auf die Spitze Sarangang zu
setzte, so waren wir, um nicht auf das von dieser Landspitze sich erstreckende
Riff getrieben zu werden, um 8'/2 Uhr Abends wieder genöthigt, zu ankern,
Das Riff hat eine größere Ausdehnung und die Wassertiefen in dessen Um-
gebung sind gröfser als in den Karten angegeben. Auf unserm Ankerplatz,
1 Kabllg. OzN von dem äufßersten Ende der Bank, betrug die Wassertiefe
40m (22 Fad.), Der Grund besteht aus Steinen, wefshalb der Anker nicht
sher hielt, als bis nahezu 135m (75 Fad.) Kette ausgesteckt waren. Die Ge-
schwindigkeit der Strömung bestimmten wir hier vermittelst des Logs zu 3 Kn.
Am Morgen des 2. November passirte der schon genannte Dampfer auf seiner
Tour von Lombok nach Tafel-Hoeck, woselbst er Ladung zu löschen hatte,
unsern Ankerplatz, Ich kam mit dem Kapitän desselben dahin überein, dafs
er, falls er uns bei seiner Rückkehr hier noch vorfinden würde, den „Albatrofs“
gegen eine Zahlung von 50 Lstrl. durch die Strafse zu schleppen hätte. Am
4..November um 2 Uhr Nachmittags nahm der Dampfer demgemäfs unser Schiff
ins Schlepptau, worauf um 7!/4 Uhr Abends die Lombok-Strafse passirt war.
Als der Pik von Bali mw. W peilte, warf der Dampfer die Schleppleine los,
und wir setzten unter allen Segeln bei frischer südwestlicher Briese die Reise
fort, Später hörte ich in Makassar von Kapt. Miedbrodt vom deutschen
Dreimastschoner „Wilhelm Weyer“, dafs er Mitte Oktober, also einige Wochen
vor uns, die Strafe an der Lombok-Seite bei frischer Briese in 6 Stunden durch-
segelt habe.
Die Nacht vom 4. bis 5. November war sternhell, bei anhaltendem Blitzen
im nordöstlichen Viertel. Am 6. November sichteten wir um 6 Uhr Abends
von oben die nordöstliche Insel der Paternoster-Gruppe in mw. S0z0120. Der
Wind war unbeständig in Richtung und Stärke, aber meistens aus dem süd-
lichen Halbkreise, bei häufigem Blitzen, Wir passirten viel Treibholz. In der
Nacht vom 7. zum 8., zwischen 1 und 4 Uhr, trat bei mäfsiger nördlicher Briese
ein starkes Gewitter auf mit heftigen Regenböen bis zur Stärke 8, in
denen der Wind von SE bis NE und NNW varlirte. Am folgenden Morgen
wurde das Wetter zwar besser, aber der Wind hielt sich nördlich, so dafs wir
in. Sicht der Südwestküste von Celebes zu Kreuzen genöthigt waren. Als wir
uns am Nachmittage bis zur Insel Tanah Keke aufgearbeitet hatten und dessen
Südspitze mw. WzN peilten, wurde es windstill, weshalb wir alle Segel fest-
machten und auf einer Wassertiefe von 18 m (10 Fad.) zu Anker gingen. Um
5 Uhr Morgens, am 9. November, setzten wir bei mäfsiger nördlicher Briese
wieder Segel. Allein der Wind, der gegen Mittag ganz leicht wurde, sprang
um 4 Uhr Nachmittags in einer starken Böe (8-—9) auf NW, wobei wir einigen
Schaden an Segeln und Tauwerk erlitten und uns veranlafst sahen, wieder hinter
Tanah Keke zu laufen und dort auf 18m (10 Fad.) Wasser zu ankern. Am
10., 11. und 12. November traten ebenfalls häufig starke Böen bis zur Stärke
10, von heftigem Regen begleitet, auf. Am 13, besserte sich das Wetter, aber
erst um 3 Uhr Morgens, den 14. November, konnten wir endlich bei frischer Briese
von NE unsern Ankerplatz verlassen. Ueberall fanden sich grofse Massen von
Treibholz. In der Nacht um 12 Uhr mußten wir, da es wieder still geworden
war und die Strömung das Schiff gerade auf die Insel Dogangan zu setzte, mit
dem schweren Wurfanker und einer guten Leine auf 45m (25 Fad.) Tiefe von
Neuem ankern, Die genannte Insel peilte SW, 1 Sm entfernt. Die Wassertiefe
erwies sich 3,5 bis 5,5m (2 bis 3 Fad.) tiefer, als in der Karte eingetragen
ist. Um 3 Uhr Morgens, den 15., kenterte die Strömung; es wurde deshalb der
Wurfanker aufgenommen, und das Schiff trieb bei fast Windstille nach nord-
östlicher Richtung, bis wir um 6 Uhr bei durchkommendem leichtem, unbe-