408
Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte,
„Niagara“ thaten es in 47° bezw. 43° N-Br etc., „Godefroy“ nebst „Friedrich“
in 27° und 26° N-Br. Die beiden letzteren Schiffe waren durch die bis dahin
angetroffenen Verhältnisse vorzugsweise begünstigt worden. Bis zum 20. Sep-
tember hatte man Winde angetroffen, die eine Folge schwacher über oder nahe
bei Portugal auftretender Depressionen waren, und später war man von nörd-
lichen und östlichen Winden, die an der Ostseite eines im mittleren Theile des
Atlantic gelagerten Maximums wehten, begünstigt worden. Aus diesen letzteren
Winden entwickelte sich ohne vorhergehende Störung der Passat. „Friedrich“,
das nach New-Orleans bestimmte sehr rasche Schiff, suchte zum Ablaufen der
Länge eine niedrigere Breite auf, als „Godeffroy“ es that. Am 2. Oktober
befand sich „Cleopatra“ in 46° N-Br und 36,5° W-Lg, „Niagara“ in 45,2° N-Br
und 34,4° W-Lg, „Godeffroy“ in 24,7° N-Br und 37,7° W-Lgy und „Friedrich“
in 21,5° N-Br und 37° W-Lg. Nach dieser Zeit erlitten die Reisen der beiden
südlich stehenden Schiffe eine bedeutende Verzögerung. Das bis dahin im
mittleren Theile des Atlantic lagernde Gebiet hohen Luftdrucks verschwand
und zog sich theils nach Osten, theils nach NW hin zurück. (Siehe Karte III.)
Dieselben Depressionen, gegen deren stürmische Winde zwei andere Mitsegler
in höheren Breiten zu kämpfen hatten, dehnten sich dagegen nun für eine Zeit
lang zungenförmig weit nach Süden bis ins Passatgebiet aus, dort leichte west-
liche Winde und Mallung schaffend, wo man mit Recht hätte Passat erwarten
sollen. Bei dem mehrere Grad nördlicher stehenden „Godejffroy“ stellten sich
diese Erscheinungen einige Tage früher ein, als bei „Friedrich“. Es konnte
daher dieser letztere bis zum 5. Oktober nach 19,5° N-Br in 43,3° W-Lg vor-
rücken, während gleichzeitig „Godefroy“ nur bis nach 24,5° N-Br in 37° W-Lg
gelangte. Am 6. Oktober befanden sich alle vier hier in Betracht kommenden
Schiffe im Bereiche einer und derselben Depression. Bei „Niagara“ in 44° N-Br
und 43° W-Lg wehte SSE-Wind 9, bei „Cleopatra“ in 43° N-Br und 45° W-Lg
SSE-Wind 11, bei „Godeffroy“ in 23,7° N-Br und 43° W-Lg SSE-Wind 5 und
bei dem sich in 19,6° N-Br und 45° W-Lg befindenden „Friedrich“ SSW-
Wind 5. Als Sturm auftretende, an der Nordseite der Depression wehende
Ostwinde scheinen damals erst in etwa 49° N-Br geherrscht zu haben, und
Passat scheint im westlichen Theile des Atlantic nördlich von 10° N-Br über-
haupt kaum geweht zu haben. Nachdem diese Depression verschwunden war,
blieben die Verhältnisse im westlichen Theile des Passatgebietes doch noch
für längere Zeit gestört. Ks bildeten sich dort mehrere Male flache Depressionen,
oder weiter nördlich gelegene Depressionen erstreckten aufs Neue ihre Wirkungen
bis in diese entlegenen niedrigen Breiten. Erst am 13. Oktober stellte sich
bei „Friedrich“ in 19,7° N-Br und 50° W-Lg wieder leichter Passat ein; da-
gegen fand „Godeffroy“ denselben erst am 18. Oktober in etwa 23,2° N-Br und
56,8° W-Lg. Zur polaren Passatgrenze gelangte dieses letztere Schiff am
22. Oktober in 27,5° N-Br und 68° W-Lg. Da es nördlich von derselben noch
wieder von kräftigen NE-Winden begünstigt wurde, konnte der Bestimmungs-
hafen Wilmington am 27. Oktober erreicht werden.
Eine dritte Gruppe von Schiffen, aus „Caroline“, „Matthias“, „Port Royal“,
„Asante“, „Hedwig“ und „Doris“ bestehend, trat in der ersten Hälfte des
Oktober ihre Reise an. In derselben befinden sich zwei Schiffe, die mit
27 Tagen die raschesten der in diesem Monat über den Ocean gemachten Reisen
vollendeten. Nur die von Fair Island ab beginnende, 55 Tage dauernde Reise
der „Hedwig“ war eine ungebührlich lange. „Caroline“ und „Matthias“ ver-
liefsen beide am 4. Oktober den Kanal, begünstigt von frischem SE-Wind, der
eine Folge eines über Grofsbritannien lagernden Maximums war, „Caroline“,
deren Kapitän beabsichtigte, in der Nähe von 35° N-Br den Ocean zu durch-
segeln, schlug gleich einen südwestlichen Kurs ein, während „Matthias“ der
direkten Route folgte. „Caroline“ wurde dann in solch ungewöhnlicher Weise
begünstigt, dafs schon am 29, Oktober der Hafen von New-York erreicht wer-
den konnte. Die Reise war in 27 Tagen vollendet und von Stümen kaum
beunruhigt worden. Die viel ungünstiger und stürmischer verlaufende Fahrt
des „Matthias“ nahm 41 Tage in Anspruch. „Port Royal“ wählte zur Aus-
führung seiner Reise ebenfalls die mittlere, südlich vom Golfstrom führende
Route, die früher mit Unrecht als für alle Jahreszeiten nicht empfehlenswerth
beschrieben, in den letzten Jahren von deutschen Schiffen häufig mit grolsem