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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
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und auch am 23.—24. November 1884, die demnächstige Ausbildung einer jener 
merkwürdigen, langsam wandernden Depressionen im Portugiesischen Meere, wie 
wir sie auf S. 204—216 des „Segelhandbuchs für den Atlantischen Ocean“ 
beschrieben haben, 0 . 
Diese Vierteljahrs-Rundschau hat gut ausgebildete Phänomene dieser Art 
noch nicht zu beschreiben gehabt; am meisten Analogie mit den vorliegenden 
zeigten die Tage vom 12.—15. November 1883, doch verlor der südöstliche 
Wirbel damals rasch seine Energie, während er jetzt z. Th., namentlich am 
27. November 1884, sehr intensiv entwickelt war. 
Im völligen Gegensatz zu der Beständigkeit der Wetterlage über Europa 
und der Osthälfte des Oceans, wo die Gebiete der Minima und Maxima des 
Luftdrucks während des ganzen Zeitraums gesondert waren, wechselten über 
Nordamerika Cyklonen und Anticyklonen in bunter Folge mit einander. 
Karte VII zeigt uns drei bedeutende Anticyklonen mit Drucken über 770 mm 
und zwei rasch sich vertiefende Cyklonen über diesen Kontinent hinziehend, 
rechts und links von anderen Depressions-Bahnen begleitet. Die vorwaltende 
Zugstrafßse war dabei eine aus dem SW der Union nach der Davisstrafse 
führende; dieselbe wurde auf kürzeren oder längeren Strecken von der Mehr- 
zahl dieser Minima benutzt. 
Zur Vervollständigung der aus den Wetterkarten zu entnehmenden Aus- 
kunft mögen folgende kurze Auszüge aus den Schiffsjournalen dienen. + 
17. November. S. 41 (60° W). Der Wind nahm im Laufe des Tages zum orkanartigen 
Sturme zu; um 4p ESE11, um 8p ESE 9, um 12p ESE2; Bar. zur letzteren Zeit 743,2; heftiges 
Gewitter und Elmsfeuer begleiteten den Sturm. — D. 24 (60° W). Um 4p Bar. 744,0 bei SSE 6, 
am 10p SSW, um 12p NNW 8; fortwährendes Blitzen. — S. 47 (34° W). Um 0% bis 4h a.m. 
heftiges Blitzen und starker Regen. Das Elmsfeuer war sichtbar. — 5. 33 (30° W). Seit dem 
Vorabend bis 7a SSE8S, um 7a fiel der Wind mit einer Regenbös aus NW ein, durcheinander- 
folgende See; bis zum Abend NW bis NzW 7 mit Regen, . 
18. November. D. 31 (58° W). Um 3p lief der Wind um nach N; um 8p Bar. 751,5 bei 
N 8. — S. 115 (53° W). Um 4 p niedrigster Luftdr., 744,6, bei SSE 9; um 8 p SSE 6, um 10 p WNW9. 
19. November, . S. 82 (75° W). Heftige sturmartige Gewitterschauer. Während derselben 
war das St. Elmsfeuer sichtbar. — D. 15 (45° W). Um 12% a.m. Wind SE7 und niedrigster 
Luftdr. = 754,5 mm. Um 2p WNWS8. — D. 49 (836° W), Um Sp Bar. 760,0 bei S5; 
heftige Böen. . 
20. November. S. 94 (40° W). Um 5a sprang der Wind plötzlich um von S5 auf 
NNW 6, heftiger Regen, 
21. November. S. 129 (59° W). Um 6p sprang der Wind bei heftigem Regen um von 
SW5 nach NNE5. — D. 59 (55° W). Um 121% b a.m. sprang der Wind um von SSW 9:nach 
WNW 8. Niedrigster Luftdr. um 12B a. m, = 752,0 mm. — D. 75 54° W). Um 11 8 sprang der 
Wind bei heftigem Regen um von SSW 5 nach WNW 8. 
23. November, S, 112 (72° W). Um 12h p. m. Wind SSW 10 und Luftdr. = 751,8 mm. 
Häufiges Blitzen. — S. 40 (33° W). Um 8b a.m. der Wind bei einer heftigen Regenböe um- 
springend von SSW 6 nach NNW 7. Um 12% p. m. Wind SSW 3. — $. 135 (18°. W). Um 11/2 p. m. 
sahen wir plötzlich eine Windhose in unmittelbarer Nähe. Gleich darauf noch eine zweite, 
24, November. An der amerikanischen Küste. S. 112. Um 23/42 sprang der Wind in 
einer Regenböe von SSW 10 auf NWzW8. — D. 71. Bar. fiel von 6a bis 1p von 767,0 auf 
744,2: um 8 p Bar. 751,5 bei S9. 
25. November. S. 47 (25° W). Um 8p niedrigster Luftdr, 750,2 bei SE 3. 
26. November. $. 91 (72° .W, 43° N). Während einer sehr schweren Gewitterbö® er- 
schien um etwa 4a das St. Elmsfeuer,. — SS. 43 (64° W, 38° N). Während eines heftigen Ge- 
witters war zwischen 8p und 12p das St. Elmsfeuer sichtbar. — S. 114 (29° W, 34° N). In der 
zweiten Hälfte des Tages orkanartiger Sturm. Niedrigster Luftdr. um 1b p.m, = 749,3. Wind 
dann NNW1I1. Blitzen an allen Seiten. — 5S. 47 (24° W, 40° N). Um 4a Wind ENE?2, um 
6a N2 und um 2p ENE 11. Um 7a plötzlich einsetzender heftiger Sturm. — D. 58 (17° W, 
34° N). Um 12a Wind SE 7, um 2p SE2 und um 6p SE8S. Hoher unregelmäfsiger Seegang, 
28. November. D. 58 (20° W), Um 8p niedrigster Luftdr. = 751,5 bei SE 4. 
‚Die letzten Tage des Monats, vom 25. an, waren in Norddeutschland unter 
dem Einflusse der nach ESE gerichteten Depressions-Bahnen daselbst durch starke 
Temperatursprünge und heftige kurzdauernde Fröste ausgezeichnet. Das Maximum 
westlich von Irland wich nun entschieden nach Süden zurück, und am 2.—3, De- 
zember befand es sich bereits in seiner normalen Lage südlich von den Azoren, 
so endlich der warmen atlantischen Luft den Weg nach Europa freigebend, die 
sich nun in breitem Strome über unseren Erdtheil ergofs, so dafs hier dem kalten 
und trockenen November ein warmer und feuchter Dezember folgte. - 
Zu einem Rückblick auf den Herbst 1884 nehmen wir die drei 
Karten der mittleren Monatsisobaren zur Hand, welche den „synoptischen 
Karten“ beigegeben sind! Die Isobarenkarte des September 1884 zeigt eine
	        
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