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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deu schen Seewarte,
Deutschland nach der Wolga, gewandert war. dJenes amerikanische Maximum
scheint aus den Resten des am 3.—8. von Dakota herabgekommenen sich ge-
bildet zu haben, welches die „Am. M.W. Review“ allerdings über den Südstaaten
verschwinden läfst; das deutliche Maximum am 9. über Neu-England wird in
derselben nicht erwähnt, eine genauere Feststellung des Zusammenhangs ist
ohne die Beobachtungen vom Abend des 8. nicht möglich.
Am 16. November war dieses Maximum anscheinend im Begriff, mit jenem
über Osteuropa definitiv zu verschmelzen. Indessen hatte das winterlich schöne
Wetter in Deutschland schon in den Tagen vom 14.—16. einer Wolkendecke
bei fortdauernden Ostwinden Platz gemacht, und nun bewegten sich zwei flache
Depressionen auf einer zwar sehr ungewöhnlichen, aber der Druckvertheilung
entsprechenden Zugstrafse vom Schwarzen Meere nach Norddeutschland. Die
zweite derselben durchbrach am 17. das Hochdruck-Gebiet, dessen westlicher
Theil sich nunmehr für den ganzen Rest des Monats auf dem Ocean, westlich
von den Britischen Inseln, festsetzte, durch dessen andauernde Herrschaft der
Zeitabschnitt vom 17. bis 23. November als vierte Periode dieses
Charakters den drei aus 1883—84 erwähnten zur Seite trat, und zwar mit
noch ausgeprägteren Zügen, als jene drei. Aehnlich, wie der Zeitabschnitt
vom 8,—13. Oktober, wurde auch dieser von einem gefolgt, in welchem
der hohe Luftdruck sich von Island zurückgezogen und über das Mittelmeer
ausgedehnt, das Maximum selbst aber seinen Ort nicht bedeutend verändert
hatte und die Depressions-Bahnen das charakteristische Regime solcher Zeit-
räume noch zeigten. Wir können deshalb die ganze zweite Hälfte des November,
wie sie auf Karte VIII vorgeführt ist, zusammen betrachten, und nur die
letzten zwei Tage würden, wenn nicht äufserliche Gründe zur Zusammenfassung
nach bürgerlichen Vierteljahren bestimmend wären, besser mit dem Anfang des
Dezember zu verbinden sein,
Ueber Europa zeigt uns die Karte VIII ein ausgedehntes Gebiet ver-
gleichsweise niederen Druckes, dessen Axe vom Nordkap nach dem östlichen
Mittelmeere sich erstreckt, in Ost und West eingefalst von Hochdruck-Gebieten,
Im ersteren, längs den Rändern der letzteren beiden, bewegen sich cyklonale
Wirbel im Westen von N nach S, im Osten von S nach N, ganz der bekannten
Regel entsprechend, in langen ziemlich geraden Bahnen. Das Bindeglied ist
eine von West nach Ost gerichtete Bewegung am Mittelmeere; nur an einigen
Tagen, namentlich am 26.—29., tritt eine Ostwärts-Bewegung schon über der
südlichen Ostsee auf. Als Gegenstück zeigen sich westwärts gerichtete Be-
wegungen von Depressionen wenigstens für kürzere Strecken im Kismeere
wiederholt, so dafs ein elliptischer Kreislauf fast vollkommen ist, theils mit
einem Centrum etwa bei Memel, theils mit zwei etwa in Finnland und Ungarn
liegenden. Wie es in solchen Fällen Regel ist, zeichneten sich diese Centren
zugleich durch anomal niedrige "Temperatur aus; die Druckdifferenz, welche sich
zwischen den genannten Gegenden und der Anticyklone im Westen schon am
Erdboden zeigte, muflste wegen der bedeutenden Temperatur-Differenz mit der
Erhebung über das Meer noch erheblich zunehmen und wurde also in seiner
Wirkung auf die Fortpflanzung der barometrischen Minima von letzterer unter-
stützt. An der Ostseite des grofsen Niederdruck-Gebiets wirkte die Temperatur-
Vertheilung jener des Luftdrucks in dieser Hinsicht wenigstens nicht entgegen,
da der Frost am Ural im Allgemeinen nicht stärker, ja zeitweise (z. B. 20.—22.
und 27. Nov.) sogar viel schwächer war, als im östlichen Theile des Ostsee-
eckens.
Auf dem Ocean begann und endigte der Zeitabschnitt vom 17.—24. No-
vember mit demjenigen Phänomen, welches wir in No. 3 des Bandes III (1880)
des „Archiv der Deutschen Seewarte“ auf S. 28—33 eingehend für eine Anzahl
von Fällen aus dem ersten Vierteljahr von 1878 beschrieben haben, nämlich
der Theilung von Westen gekommener Depressionen südlich von Grönland in
einen nordwestlichen und einen südöstlichen Wirbel, unter vorhergehender Lang-
streckung der Depression in der Richtung NW—SE und Entfernung der beiden
Theilstücke nach diesen entgegengesetzten Richtungen. Die Karte vom 17. No-
vember hat eine geradezu überraschende Aehnlichkeit mit der a. a. 0. S. 29
veröffentlichten Abendkarte vom 9. Januar 1878, ebenso die Karte vom 18. Nov.
mit jener vom Morgen des 11. Januar 1878. Das Resultat war in beiden Fällen,