Reisebericht der deutschen Bark „Auguste“,
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derart zu stürmen, dafs Vor-, Ober- und Untermarssegel zerrissen. Nachdem
wir, dicht am Winde liegend, die Segel geborgen hatten, hielten wir um 4 Uhr
Morgens den 28. Dezember ab und segelten längs dem Lande, um die Lombok-
Strafse anzulaufen. Es hatte sich unglaublich schnell eine kurze gefährliche
Brechsee gebildet, in der wir von Zeit zu Zeit vorsichtig aufluvten, um dem
Lande allmählich näher zu kommen. Der Sturm aus WNW hielt noch immer
an, und die rasch auf einander folgenden harten Böen führten dicken, peitschen-
den Regen mit sich, der jede Fernsicht verhinderte. Als nach 6 Uhr der Tag
zu grauen anfing, hielten wir entschiedener auf das Land zu, Dabei merkten
wir bald, dafs die See etwas mäfsiger wurde, und als wir gegen 7 Uhr bis N
aufgeluvt waren, sahen wir ganz plötzlich an beiden Seiten Land. Gegen alle
Erwartung fanden wir uns statt in der Lombok- recht in der Mitte der Einfahrt
zur Allas-Strafse. Die See begleitete uns noch eine gute Strecke in die Strafse
hinein. Der Wind raumte und mäfsigte sich, blieb aber genügend steif, dafs
wir bei tüchtiger Segelführung die Strafse in fünf Stunden durchliefen. Der
Wind war in der Strafe um 10 Uhr Vormittags bereits S6, um Mittag SSW 4,
fiaute gleich darauf zur Windstille ab, wobei die Luft drückend warm war,
frischte jedoch etwas später ganz plötzlich von NW wieder auf, Der Strom
war uns günstig. Bei Viak-Insel stellte es sich heraus, dafs. die Länge nach
unserem Chronometer 29‘ zu westlich war.
In der Sunda-See wurde zunächst ONO gesteuert, wobei der Pik von
Lombok noch lange in WSW in Sicht blieb, dann bei mäfsiger Briese aus WNW
östlicher. Eine östliche Strömung von gut 1,5 Kn Geschwindigkeit unterstützte
uns. Am nächsten Morgen in der Frühe sichteten wir den Vulkan Apz in SSO.
Da der leichte Wind fast recht von hinten war, entschlossen wir uns, nach der
Salayer Strafse aufzusteuern, obgleich es Anfangs unsere Absicht gewesen war,
dem Vorschlag des Kapt. Bannau gemäfs, alle Gefahren der Flores-See südlich
zu passiren und erst von Rusa Linguette nach Veldthooen-Eiland u. 8. w. auf-
zustechen, was jedenfalls auch am sichersten ist,
Auf unserem Wege zur Salayer Straße standen wir am Mitiage des
29, Dezember auf 7,1° S-Br und 119,3° O-Lg, woselbst der Wind bald zunahm
und die See grob wurde, Wir trachteten danach, die östlichste der Postillon-
Inseln zu sichten, was uns jedoch nicht gelingen wollte, da der Strom stündlich
etwa 3 Sm östlich setzte. Um 6 Uhr Abends hatten wir nach unserer Rech-
nung die Breite der Südspitze von Salayer überschritten, sahen jedoch selbst
von oben kein Land und mufsten daher ziemlich westlich stehen. Der Wind,
welcher WNW 6 war, flaute nach Dunkelwerden fast bis zur Stärke 3 ab; aber
es traten zeitweise Böen mit der Stärke 9—10 auf. Wir kürzten Segel, machten
Grofssegel und alle Schrägsegel fest und steuerten bei dem Winde nordwärts,
sehr besorgt wegen Walvisch Rock, den wir nach unserem Besteck zwischen
11 und 12 Uhr in nicht zu grofser Entfernung passiren mufsten. Wir gedachten,
dicht am Winde steuernd, . uns bis Tagesanbruch südwestlich von der Strafse
zu halten, denn zu sehen war zur Zeit nichts. Um Mitternacht begannen wir,
eigentlich nur aus reinem Pflichtgefühl, zu lothen und warfen um 12% Uhr
72m (40 Fad,) und um 1 Uhr 63m (35 Fad.), Das Wasser schlichtete zu-
sehends ab, das Wetter wurde schön und sichtig, und wir konnten bald die
Küste von Celebes durchschimmern sehen. Um 1'% Uhr betrug die Wassertiefe
noch 45m (25 Fad.). Wir standen zunächst noch dem in Sicht befindlichen
Lande zu, hielten dann aber, als wir uns demselben weit genug genähert hatten,
ab und segelten, weit nördlich von Mansfield Bank, der Südküste von Celebes
entlang. Um 6 Uhr Morgens befanden wir uns dicht vor der Salayer Strafse,
welche um 8 Uhr bereits weit hinter uns lag. Um 12 Uhr Mittags den 30. De-
zember war unser Besteck 5,7° S-Br und 121,2° O-Lg. Der starke östliche
Strom in der Sunda-See schien etwa auf der Breite der Südspitze von Salayer,
bis wohin wir ihn stündlich verfolgen konnten, sein Ende erreicht oder sich
nordwärts gewendet zu haben.
Auf dem Wege von der Salayer Strafse bis zur Boeton Passage hatten
wir frischen bis mäfsigen Westwind und eine östliche Strömung von gut 1 Kn
Fahrt. In der Nacht vom 30. bis 31. Dezember segelten wir längs der Süd-
küste der Boeton-Insel, wo wir ganze Reihen von Feuern der Eingeborenen
sahen. Am Morgen holte der Wind auf NW und flaute ab. Unser Schiffsort
Aus. d. Hydr. eto., 1888, Heft IX