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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Reisebericht der deutschen Bark „Auguste“, 
kaum weit genug ab ist, es verhältnilemäfsig leicht ist, klar zu segeln. Ich 
bin zu der Ansicht gelangt, dafs der Wind nordöstlich von Kap Finisterre oft 
eine westlichere, westlich davon dagegen eine nördlichere Richtung annimmt, 
Nachdem der allmählich wieder auffrischende Wind am 16. September 
bis SSW gekrimpt war, wobei wir, trotzdem bedeutend Ost gemacht wurde, 
mit Steuerbordhalsen segelten, ging er am 17. Mittags in 439° N-Br und 
10,3° W-Lg wieder auf W 5 zurück und setzte dann während der nächsten 
Tage seine Rechtsdrehung, indem er etwas abflaute, weiter fort, Am Mittage 
des 18., in 41,5° N-Br und 11,0° W-Lg, war er bereits N 4, am Mittage des 20,, 
in 38,6° N-Br und 14,5° W-Lg, NNE 4 und am Abend des letzten Tages ENE 4. 
Damit schien die Grenze des Nordostpassats erreicht zu sein, was sich auch 
darin zeigte, dafs das bis 771,0 mm (unred.) gestiegene Barometer wieder zu 
fallen anfıng und eine tägliche Periode erkennen ließ. 
In der Region des Passats, welcher im Ganzen nicht sehr befriedigend 
wehte, strebte ich zuerst danach, gut westlich frei von Madeira zu kommen, da 
ich öfters in Lee von Inseln den Passat flau gefunden habe und aus diesem 
Grunde auch die Nähe von St. Helena, Ascension u. 8. w. lieber meide. Um 
den Wind gut von Backbord ein zu halten, nahmen wir später die Route ost- 
wärts von den Kap Verden, Ich glaube indessen, dafs wir westlich von den- 
selben besser gefahren wären. Schon in etwa 15° N-Br und 21,5° W-Lg holte 
der Wind durch E nach SE und wurde flau; doch hielt er sich noch einige 
Tage im östlichen Viertel, wobei er manchmal sehr flau und auch wohl hoch 
südlich und nördlich war, bis er am 9. Oktober, auf 9° N-Br in 22,5° W-Lg, 
in Mallung und Stillen überging. Diese, sowie Winde von mehr oder weniger 
Beständigkeit aus dem südwestlichen Viertel, gelegentlich von Schauern mit 
starkem Regen oder Gewittern begleitet, waren die herrschenden Witterungs- 
rerhältnisse, bei denen wir versuchen mufsten, südwärts zu gelangen, was uns 
auch noch durch Dünung von vorne und nördliche Strömung sehr erschwert 
wurde. Es war eine lange trübselige Zeit; bald schien es, als ob der Nordost- 
passat nochmals aufkommen, bald als ob der Südwestmonsun durchgreifen 
würde... Am schlimmsten waren die Verhältnisse von 7° bis 6° N-Br, zu welcher 
Strecke wir sechs Tage benöthigten. Eine eigenthümliche Erscheinung war 
hier die Verschiedenheit der Meeresströmung an der Oberfläche und unterhalb 
derselben, welche sich daran erkennen liefs, dafs Gegenstände an der Oberfläche 
nach Süden trieben, während eine dünne, am Ende beschwerte Leine, sobald die- 
selbe bis zu einer gewissen Tiefe hinabgelassen wurde, nach Norden stand. Gern 
hätte ich auch die Temperaturen der verschiedenen Wasserschichten festgestellt; 
mir fehlten jedoch die dazu erforderlichen selbstregistrirenden Thermometer. 
Nach Einsicht der Berichte gleichzeitiger Reisen östlich und westlich 
von den Kap Verden, sowie nach Erwägung der in Betracht kommenden Ver- 
hältnisse glaube ich kaum, dafs ich mir wegen der Wahl der östlichen Route 
in dieser Jahreszeit einen Vorwurf zu machen brauche. Ich sehe unsere lange 
Reise als einen Zufall an und halte es wohl für möglich, dafs ein anderes Schiff, 
welches dieselbe Route vielleicht eine Woche später wählte, daselbst günstige 
Verhältnisse antraf. Sollte ich nicht Recht haben, so würde ich mich gern 
eines Besseren belehren lassen.‘) 
Die Strömung war sowohl innerhalb des Passatgebietes, als auch südlich 
von demselben bis 12° N-Br unbedeutend und unbestimmt; von hier in ungefähr 
22,5° W-Lg bis nach 11° N-Br wurde sie entschiedener westlich und nördlich, 
darauf wieder veränderlich, anscheinend aber jetzt mit einer östlichen Tendenz. 
Die ausgeprägte Aequatorial-Gegenströmung zeigte sich indessen erst in 7° N-Br 
und 22° W-Lg. Dieselbe setzte anfänglich vorwiegend nach ONO, später nach 
0SO, und erreichte ihre gröfste Geschwindigkeit von etwa 1,3 Kn auf 6,5° N-Br. 
Obwohl schon von 6° N-Br in 19° W-Lg an der Wind südlich holte und, wenn 
auch nur leicht, doch beständig war und sich allmählich zum SE-Passat aus- 
bildete, blieb doch die Strömung bis 2,5° N-Br und 21,5° W-Lg östlich, was 
uns natürlich von Vortheil war. Eben südlich der letztgenannten Position trat 
der Aequatorialstrom auf, Anfangs westlich und nördlich, auf der Linie mit 
einer Geschwindigkeit von einem Knoten recht West, südlich von derselben, mit 
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Y Siehe die Bemerkung am Schlusse dieses Berichtes,
	        
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